Party-Szene:Die Red Lounge wird zum Politikum

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CSU-Chef Andreas Lohde und Jugendreferent Florian Weber wollen das erzwungene Ende der Party-Reihe im Veranstaltungsforum nicht akzeptieren

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Diskos sind bei Jugendlichen nicht mehr so gefragt wie noch in den Achtziger- oder Neunzigerjahren. Daran hat auch die Namensänderung - aus Diskos wurden Klubs - wenig geändert. Dass in der Kreisstadt aber nun zwei Diskos respektive Klubs praktisch auf einen Streich dicht machen sollen, das freilich schlägt denn doch hohe Wellen. Es geht um das Buck Rogers im Gewerbegebiet, das offenbar wegen mäßiger Nachfrage schließen wird. Vor allem aber geht es um die Red Lounge, die vierteljährlich in der historischen Tenne des Veranstaltungsforums veranstaltet wird. Wurde, muss man eher sagen, denn am Samstag, 3. November, ist nach mehr als 15 Jahren, 108 Partys und der finalen Sause Zapfenstreich, im Buck Rogers gehen bereits nach der Abschlussparty am 27. Oktober die Lichter aus.

Die Ankündigung hat nun die CSU und die Junge Union auf den Plan gerufen, die jungen Leuten in der Kreisstadt "ein solches Angebot" unbedingt erhalten wollen. Die Sache mit dem Buck Rogers, das sich wegen rückläufiger Nachfrage offenbar nicht mehr rechnet, sei wohl so hinzunehmen. Nicht so recht nachvollziehen kann Andreas Lohde, Ortschef und Fraktionsvorsitzender der CSU, aber den Abgesang auf die Red Lounge.

Das Veranstaltungsforum hatte dafür mehrere Gründe genannt. So habe es "in letzter Zeit zunehmend Anwohnerbeschwerden über Ruhestörungen" gegeben - wegen zu lauter Musik und wegen Partygästen, die nicht besonders viel Rücksicht nehmen, wenn sie sich auf den Heimweg machen. Zudem könnten durch Umbauten im Bereich des Restaurants Fürstenfelder die dortigen Toiletten derzeit nicht mehr genutzt werden - die ersatzweise aufgestellten mobilen Toilettenanlagen seien teuer, heißt es. Die Bausubstanz der Tenne leide ohnehin auf Dauer unter solchen Partys, die zunehmend in Konflikt gerieten mit anderen Veranstaltungen. Fürstenfeld-Sprecherin Marita Kuhn betont, der Entschluss, die Red Lounge einzustellen, werde auch von Veranstalter Johann Schmölz mitgetragen. Bei Schmölz klingt das etwas anders. "Es ist nichts, was man nicht in den Griff bekommen hätte", sagte er der SZ.

Das vermutet auch Lohde. Beschwerden könnten kein Grund sein, "gleich den ganzen Betrieb einzustellen". Er setzt Hoffnungen in ein Lärmschutzkonzept. Alle Beteiligten sollten versuchen, eine Lösung zu finden. Ähnlich sieht das JU-Vorsitzende und CSU-Stadträtin Simone Görgen. "Als Stadt sollten wir ein Interesse daran haben, dass für die Jugend ein Angebot innerhalb der Gemeindegrenzen besteht", sagt die junge Mutter. Für Lohde gehört ein "Klubbetrieb" zum umfassenden Angebot eines namhaften Kulturzentrums.

Und jenes Kulturzentrum befindet sich in Form eines Eigenbetriebs zu hundert Prozent in städtischem Besitz, Jahr für Jahr werden vor allem Kulturveranstaltungen, die sich zwangsläufig nicht komplett rechnen, mit etwa einer Million Euro gefördert. Lohde spielt auf diesen Umstand an, wenn er sagt: "Wir sehen das Veranstaltungsforum als Einrichtung, die möglichst allen gesellschaftlichen Schichten und Gruppierungen ein buntes kulturelles Programm bieten sollte." Bei regionalen Vereinen und Institutionen funktioniere das doch auch seit Jahren gut. Und wenn junge Leute durch Angebote wie die Red Lounge nach Fürstenfeld gezogen werden, argumentiert Lohde, dann würde möglicherweise auch ihr Interesse geweckt an weiteren Veranstaltungen. Fazit: Ohne Red Lounge oder einem ähnlichen Klub "wären Fürstenfeldbruck und die Region um eine Attraktion ärmer". Deshalb kündigt Lohde an, den Fall in Gremien wie dem Kultur- und Werkausschuss auf den Tisch zu bringen. Dort dürfte dann auch Fürstenfeldchef Norbert Leinweber vertreten sein. Marita Kuhn freilich will keine allzu großen Hoffnungen machen. Auch ein Umzug der Red Lounge in den Stadtsaal ist für sie keine Alternative. Auch der sei Teil des historischen Gebäudebestands, auch dort würde sich nichts an der Lärmbelastung für die Nachbarschaft ändern.

Unterstützung erhält Lohde gleichwohl vom Jugendreferenten des Stadtrats, Florian Weber (Die Partei und Frei). Den Jugendlichen in der Stadt müsse man schon was bieten, sagt Weber. Er selbst betreibt das Klubhouse am Leonhardplatz, das in den sozialen Medien ebenso wie die Musikbar Unterhaus als "Alternative zum Abfeiern" genannt wurde. Die Lücke, die Buck Rogers und Red Lounge hinterlassen, können aber auch diese Locations nicht schließen. Weber weiß aber auch, dass die Stadt nicht allzu viel machen kann, wenn es um unternehmerische Entscheidungen geht. Weil Fürstenfeld aber ein Spezialfall sein könnte, schlägt der Stadtrat einen runden Tisch vor, an dem sich alle Beteiligten zusammensetzen und nach einer gemeinsamen Lösung suchen.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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