Partner:Freunde aus dem hohen Norden

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2006 unterzeichnen Salos Stadtdirektor Matti Rassila (links) und Puchheims damaliger Bürgermeister Herbert Kränzlein die Urkunde in Finnland. (Foto: oh)

Puchheim feiert seine Partnerschaft mit der finnischen Stadt Salo

Von Peter Bierl, Puchheim

Als die Idee einer Städtepartnerschaft mit Salo in Finnland aufkam, gab es im Gemeinderat von Puchheim etliche Skeptiker: zu weit weg und dann die Sprachbarriere. Der damalige Bürgermeister verwies darauf, dass Nokia in Salo eine zentrale Rolle spielt und der Konzern in allen Partnergemeinden investiert habe, vorausgesetzt ein internationaler Flughafen befindet sich in der Nähe. Nun feiern die Puchheimer am Wochenende das zehnjährige Bestehen der Verbindung.

Diese war auf Initiative der Finnen zustande gekommen, die damals bereits zehn Städte-Partnerschaften pflegten und im Frühjahr 2003 in der gemeinsamen ungarischen Partnerstadt Nagykanizsa den Kontakt mit Puchheim aufnahmen. Salo liegt etwa 120 Kilometer von Helsinki entfernt, dort leben etwa 60 000 Menschen. Drei Jahre später flog eine Puchheimer Delegation dorthin, um die Partnerschaftsvertrag zu unterschreiben. Die Verbindung ist damit eigentlich schon elf Jahre alt, die Finnen begingen das Jubiläum im vergangenen Jahr mit einem Sommerfest. Die Puchheimer feiern heuer, weil die Stadtoberhäupter von Salo erst 2007 zur Unterzeichnung nach Bayern kamen.

Dass die Feier mit einer Kunstausstellung im Kulturzentrum Puc eröffnet wurde passt, denn die engsten Verbindungen wurden bislang auf der kulturellen Ebene geknüpft, von den Künstlern beider Kommunen. Der Schüleraustausch, den alle so wichtig finden, gibt es bisher nur in der digitalen Welt. Manfred Paulus, der Vorsitzende des Deutsch-Finnischen Clubs, und Petra Haro, die Vorsitzende des Hansa-Vereins in Salo, dem Pendant zum Puchheimer Club, hoffen, dass es bald zu einer echten Begegnung kommt. Ein weiterer Punkt auf der Wunschliste beider Vereine sind Kontakte zwischen finnischen und deutschen Betrieben.

Die Entfernung sei tatsächlich ein Problem, räumt Paulus ein. "Spontane Besuche sind nicht möglich, man muss im voraus planen", erzählt er. Die Sprache sei hingegen kein Hindernis. Die meisten Finnen sprechen sehr gut Englisch und viele auch ein bisschen Deutsch. Realschüler aus Puchheim und Salo kommunizieren regelmäßig auf Skype in Englisch, erzählt Haro.

Nokia hat sich auch noch nicht in Puchheim blicken lassen. Der Mobilfunkriese schwächelte in den Jahren nach Beginn der Partnerschaft. Spötter sagten, Nokia würden sich bald wieder auf seine Kernkompetenz, die Herstellung von Gummistiefeln beschränken. Paulus half entlassenen Finnen bei der Jobsuche in Deutschland. Er hat bei großen deutschen Unternehmen angerufen, die an IT-Experten aus dem hohen Norden sehr interessiert waren, die Kommune hat versucht, Wirtschaftskontakte im Münchner Raum zu vermitteln.

Es sei auch nicht der Sinn solcher Partnerschaften sich wirtschaftlich zu helfen, sagt Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), allenfalls chinesische Kommunen würden so operieren, um für ihre Firmen einen Anlaufpunkt zu schaffen. Zwei Anfragen aus dem Fernen Osten hat er bereits bekommen, dazu noch eine aus Polen. Er findet jedoch, dass die vier Verbindungen nach Ungarn, Österreich und Finnland für Puchheim ausreichen. Er habe in Salo jede Menge neuer Erfahrungen gemacht, das Land sei schön und die Leute nett. Finnisch ist dem Bürgermeister aber zu schwierig. Seidl hat sich bloß das Wort "Kippis" für "Prost" merken können.

Die Feier zum Puchheimer Jubiläum der Partnerschaft findet am Samstag, 16. September, im Puc statt, von 15 bis 21 Uhr statt.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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