Ortsteilgespräche:Ohne Mobilfunk

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CSU diskutiert in Überacker über den Wegfall eines Sendemasts

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Überacker und Umgebung ohne Mobilfunknetz? Was für die meisten heutzutage unvorstellbar klingt, könnte in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden, wie Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) bei den Ortsteilgesprächen seiner Partei am Dienstagabend in Überacker verdeutlichte. "Wenn der Mast am Kühberg weg ist, wird in Überacker das Netz komplett verschwinden", betonte er im Gespräch mit den knapp 40 Anwesenden im Sportlerheim in Überacker. Bei den kommenden Bürgerversammlungen für Überacker und Rottbach, das teilweise auch über den Masten versorgt wird, werde man die Stimmung in der Bevölkerung abfragen. Und das Votum dann akzeptieren.

Die CSU hatte den Mobilfunk in Überacker diesmal zum Thema gemacht. Die Maisacher Christsozialen veranstalten alljährlich in einigen Maisacher Ortsteilen Treffen, um die Bürger auf dem Laufenden zu halten, aber auch, um ein Stimmungsbild aus der Bevölkerung zu bekommen. Zu dem damals heftig bekämpften Sendemasten kam die einzige Wortmeldung von einer Frau. Wie lange der 2005 von der Telekom am Kühberg errichtete Sendemast denn noch dort stehen werde, fragte sie. Und betonte, sie habe den Eindruck, dort sei in der Vergangenheit technisch aufgerüstet worden.

Seidl widersprach. Es gebe keine Aufrüstung und schon gar keine Verlängerung der Laufzeit - abgesehen von der bereits im ersten Vertrag inkludierten. Wie lange genau der Sender dort noch stehen darf, konnte er nicht sagen. Nach SZ-Informationen hat die Verlängerung der Laufzeit 2015 begonnen. Auch Josef Ottilinger, der den Vertrag mit der Telekom geschlossen hatte und dafür übelste Anfeindungen der Dorfbewohner ertragen musste, konnte die Frage am Mittwoch nicht konkret beantworten, da er außer Haus war. "Keine zehn Jahre mehr", versicherte er, womöglich noch fünf. Das würde dann bedeuten, der Vertrag endet 2020, also in etwas mehr als zwei Jahren.

Im Sportlerheim gab der Bürgermeister noch etwas anderes zu bedenken: Das Vermieten oder Verkaufen von Wohnraum in einem Dorf ohne Mobilfunkversorgung könnte zum Problem werden, die Preise deutlich sinken. "Das ist derzeit die komplette Versorgung für Mobilfunk und LTE", und die reiche auch bis in die Orte Thal, Zötzelhofen, Loderhofen sowie in Teile Rottbachs hinein. Die Anwesenden im Saal reagierten auf diese Hinweise wenig erfreut. Es wurde unruhig, lauter werdende Zwiegespräche störten die Ruhe. "Das wäre ja ein Rückschritt ins 20. Jahrhundert", rief ein Mann, das könne und wolle er sich gar nicht vorstellen. Ein anderer konterte höhnisch, man könne doch zur Kommunikation via Brieftauben zurückkehren. "Oder Rauchzeichen", ergänzte der Erste.

Seidl beteuerte, die Gemeinde wolle nichts über die Köpfe der Bürger entscheiden, arbeite aber auch an Plänen, wie der Wegfall des Sendemastes kompensiert werden könne. Der Bürgermeister versprach: "Wir werden das bei der Bürgerversammlung abfragen" und das Votum auch respektieren.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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