Ortshistorie:Das mobile Rathaus von Puchheim

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50 Jahre Puchheimer Rathaus: Die beiden Ausstellungsmacher Mandy Frenkel und Werner Dreher begutachten zusammen mit Bürgermeister Norbert Seidl (re.) ihr Werk. (Foto: Günther Reger)

Eine Ausstellung beleuchtet die bewegte Geschichte der städtischen Verwaltung. Die historische Schau ist Teil eines neuen Konzepts für mehr Öffentlichkeitsarbeit und damit Nähe zu den Bürgern

Von Ariane Lindenbach, Puchheim

Puchheims erste Gemeindekanzlei war nicht nur ein umfunktioniertes Lehrerzimmer. Der Sitz der ersten Gemeindeverwaltung war von 1876 an noch dazu in Puchheim-Ort. Die Wahl dieses aus heutiger Sicht eher unbedeutenden Standorts zeigt, welcher Ortsteil vor 140 Jahren der wichtigere war. Wie sehr sich Puchheim, das vor fünf Jahren zur Stadt erhoben wurde, in dieser Zeit verändert hat, wird bei der Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen des Puchheimer Rathauses deutlich. Die Schau im Flur des Verwaltungsgebäudes vermittelt den Besuchern einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Gemeindeverwaltung, die eben bis 1876 zurückreicht.

"Man merkt, dass das Rathaus sehr mobil ist", stellt Bürgermeister Norbert Seidl bei der feierlichen Eröffnung im Sitzungssaal des Rathauses fest. Der Hausherr skizziert kurz die bewegte Geschichte der Gemeindeverwaltung, beginnend mit dem sogenannten Poschegar-Haus in Puchheim Ort als ersten Verwaltungssitz von 1876 bis 1946. Der neue Bahnhof in Puchheim begünstigte jedoch die Entwicklung dieses Ortsteils, so dass das Rathaus von 1946 an in Puchheim-Bahnhof untergebracht war, zunächst immer noch in einem Schulhaus. Die letzte Adresse der Verwaltung, bevor sie zwischen Poststraße und Ringpromenade einzog, war ein Raum im Untergeschoss des heutigen Bürgertreffs. Wie es Anfang der 1960er Jahre an dem neuen Standort aussah, dokumentiert ein Foto in der Ausstellung: Dort, wo seit 50 Jahren das Rathaus steht, war 1964 nichts als Wiese.

Der frühere Archivleiter des Rathauses in Puchheim, Werner Dreher, und seine Nachfolgerin Mandy Frenkel haben die Ausstellung über die Rathausgeschichte gemeinsam erstellt. Bei der Vernissage mit Sekt-Orange und belegten Schnittchen betont Dreher, dass man sich hier im "ersten Rathaus in der Geschichte Puchheims überhaupt" befinde, entworfen von Architekt Karl Otto Schott aus München-Pasing. 1966 war es allerdings noch viel kleiner, das Feuerwehrgerätehaus und ein Hausmeisterbungalow gehörten zu dem Gebäudekomplex. Die Baukosten allein für den Verwaltungsbau beliefen sich seinerzeit auf 813 190 D-Mark. Umgerechnet in Euro könnte man sich dafür heute vielleicht noch eine Vier-Zimmer-Wohnung in Puchheim kaufen.

Schon 1975 - der Bevölkerungszuwachs durch die Olympischen Spiele und den Ausbau der S-Bahnlinien machte sich auch in Puchheim bemerkbar - war klar, dass der Verwaltungsbau mit 21 Büroräumen erweitert werden muss. Planung, Ausführung und vor allem die Abrechnung mit den Zuschussbehörden zogen sich bis in die 1990er Jahre. Diese bewegte Geschichte des Rathauses ist auf vergrößerten Fotos mit kurzen Texten dargestellt. In einer Broschüre, die im Rathaus ausliegt, ist der Inhalt ebenfalls zusammengefasst.

Kontinuität gibt es dem Bürgermeister zufolge auch bei der Zahl der Mitarbeiter. Mitte der 1980er Jahre arbeiteten im Rathaus etwa 35 Personen, heute sind es kaum mehr, obwohl Puchheim weiter gewachsen ist. "Diese Verwaltung arbeitet hervorragend", lobte Seidl. Wie der Hausherr im Gespräch mit der SZ verdeutlicht, gehört diese dritte Ausstellung in diesem Jahr (davor ging es um die Entstehungsgeschichte der Planie sowie um die Puchheimer Hausmullfabrik) mit zu einem Gesamtkonzept, das mehr Transparenz und einen engeren Kontakt zu den Puchheimern zum Ziel hat. "Wir haben eine Initiative gestartet, dass wir mehr Öffentlichkeitsarbeit machen wollen", erklärt Seidl. Die ersten beiden Schauen hätten gezeigt, dass mancher Puchheimer beim Betrachten mit anderen Bewohnern ins Gespräch kommt, manchmal entstehen lebhafte Diskussionen.

Und die Ausstellung über die Planie habe vielen Bewohnern gezeigt, dass sich das Quartier zum Positiven entwickle. Derzeit arbeiten Dreher und Frenkel bereits an der nächsten Ausstellung: 50 Jahre Volksfest Puchheim. Das eigentliche Ziel des Rathauschefs hinter der Transparenz-Offensive ist allerdings noch weitaus ehrgeiziger: "Es ist wirklich ein Weg, diese Politikverdrossenheit ein bisschen anzupacken. Wir wollen denen da draußen zeigen, dass das, was wir hier machen, sehr viel zu tun hat mit ihnen."

D ie Ausstellung "50 Jahre Rathaus Puchheim" ist noch bis zum Jahresende zu den allgemeinen Öffnungszeiten des Rathauses Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 7.30 bis 12.00 Uhr, dienstags von 14 bis 16 Uhr, donnerstags zwischen 15 bis 18.30 Uhr.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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