Organisatorischer Mehraufwand:Hürdenlauf

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Hier gelten Corona-Auflagen, dort wird gelockert. Viele Sportvereine überfordert das. Denn wer kommt da noch mit? Partnerwechsel beim Tanzen sind tabu, ebenso Fußball-Freundschaftsspiele. Aber Fußball-Trainingsspiele sind okay

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Die Rugbyspieler des SC Gröbenzell haben sich seit dem 1. Juni umorientiert. Da durften sich die Akteure noch nicht berühren. Kontaktfreies Rugby ist schwer vorstellbar, doch der Verein gab sich erfinderisch. Mit den neuen Möglichkeiten des Kontaktsports, die seit dem vergangenen Mittwoch unter Corona wieder erlaubt sind, haben sie sich, wie viele andere Sportarten auch, noch nicht angefreundet. Das Training mit Körperkontakt ist jetzt zugelassen, sofern in festen Gruppen trainiert wird. Auch das Training in Kampfsportarten wie Judo oder Taekwondo ist mit bis zu fünf Personen wieder gestattet. Große Lust auf den organisatorischen Mehraufwand ist in den Vereinen gut zwei Wochen vor den Sommerferien freilich nicht erkennbar, zumal weiterhin keine motivationsfördernden Wettkämpfe stattfinden dürfen.

Rugby in Gröbenzell

Rugby Gröbenzell hat in der kontaktfreien Zeit ordentlich investiert und umfangreiche Ausrüstungen für das Einzeltraining angeschafft. Statt in einem Rugby-Gedränge rauften sich die Spieler mit "Tacklebags" und "Tackleshieds", um die wichtigsten Spielsituationen ohne Gegner nachzustellen. "So konnten wir weiter unsere Angriffe und Abwehren üben und die Abstandsregeln dabei einhalten", erklärt Rugby-Abteilungsleiter Thomas Läuter. "Auch bei Slaloms und Kickübungen lief der Ball streng nach den Vorschriften durch die Reihen." Läuter will das auch nach den neuesten Lockerungen so beibehalten und noch nicht ins Gedränge übergehen. Trainiert wird nun mittwochs, donnerstags und samstags auf dem Stadion-Hauptplatz am Wildmoosheim und in der Bernhard-Rössner-Schule mit allen Altersklassen. Neue Mitglieder sind jederzeit erwünscht und können sich bei einem Schnuppertraining erproben. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.rugby-groebenzell.de.

Judo in Germering

Im Judotraining wird Michael Jäger vom SC Unterpfaffenhofen-Germering (SCUG) nach den neusten Lockerungen vor den Sommerferien nichts mehr verändern. "Wir werden weiterhin im Freien trainieren", erklärt der Abteilungsleiter. Mehrere Mattenflächen wurden auf dem Vereinsgelände verteilt. Fünf Kämpfer und ein Trainer sind jeweils gestattet. Das Training findet in dieser Form seit zwei Wochen statt. Das wieder zulässige Hallentraining hat der Verein auf September nach den Sommerferien vertagt. "Man fühlt sich bei den plötzlichen Lockerungen, die kommen, schon etwas überfordert", sagt Jäger. Drei Monate lang konnte man gar nichts machen. Die Judoabteilung hat 150 Mitglieder, die allermeisten davon sind Kinder. Jäger ist froh, dass sich während der Pause nur drei Kinder abgemeldet haben. Das Training ist jeweils zeitlich begrenzt. Lediglich eine Stunde Judo ist gestattet. Jäger bedauert das zwar ausdrücklich, muss es aber nun mal so hinnehmen: "Das ist halt leider so."

Tanzen in Germering

Ebenfalls maximal eine Stunde pro Woche darf getanzt werden. Im großen Saal des TSV Unterpfaffenhofen-Germering ist das Paartanzen in den Sparten Latein und Standard auf eine Unterrichtsstunde begrenzt. Nur vier Paare dürfen gleichzeitig aufs Parkett. "Eineinhalb Meter Abstand muss eingehalten werden", erläutert Abteilungsleiter Michael Saumweber. "Das ist manchmal schwierig." Doch sonst wäre überhaupt kein Tanzen möglich. Die bisherigen Tanzgruppen, die nach dem jeweiligen Leistungsstand eingeteilt waren, sind aufgelöst worden. Getanzt werden darf nur nach vorheriger Anmeldung beim Abteilungsleiter, der dann die Vierergruppen zusammenstellt. "Partnerwechsel ist während des Unterrichts nicht zugelassen", bekräftigt Saumweber. Nach langer Pause beginnen die zweiwöchigen Vereinsferien beim TSV UG diesmal erst am 15. August.

Taekwondo in Olching

Der Olchinger Verein Taeryon, der Taekwondo betreibt, könnte in Fünfergruppen mit Kontakt trainieren, ihm ist jedoch der Aufwand zu groß. "Wir machen in der Halle technisches Training in Kleingruppen ohne Kontakt", sagt der langjährige Trainer Otfried Schanz. Nach einer Stunde ist Schluss. Der Verein will weiter abwarten, bis wieder Normalität Einzug hält. Die Kampfsportler verzichten noch auf Duschen und Umkleidekabinen in der Olchinger Martinschule. "Wir müssten der Stadt ein Hygienekonzept vorlegen", sagt Schanz. Das aber wäre zu aufwendig.

Fußball in Eichenau

Auch für den Fußball gibt es Lockerungen fürs Training, Freundschaftsspiele sind aber weiterhin untersagt. Körperkontakt ist wieder gestattet, sofern im Freien und in festen Gruppen trainiert wird. "Ich habe ein neues Hygienekonzept für die Jugendabteilung erarbeitet und den Eltern zugesandt", teilt Jugendleiter Andreas Tretschok vom FC Eichenau mit, bei dem 199 Kinder und Jugendliche betreut werden. Von der kommenden Woche an ist auch das Training auf dem Kleinfeld wieder zugelassen. Die Kinder müssen bis zum Betreten des Spielfelds weiterhin Mund- und Nasenschutz tragen, Eltern dürfen beim Training nicht dabei sein. "Wir fahren eine strenge Linie", sagt Tretschok, "mit Disziplin geht das." Trainingsspiele sind wieder möglich, weil Körperkontakt erlaubt ist. Doch dürfen keine getrennten Mannschaften gegeneinander spielen. Der Bayerischen Fußball-Verband will die Juniorensaison nach den Sommerferien mit einer einfachen Ligarunde wieder beginnen. Gestattet sind auch wieder Vereinssitzungen und Versammlungen mit 200 Personen im Freien und mit hundert Personen in geschlossenen Räumen. Die Beschränkungen gelten auch für Vereinsgaststätten.

© SZ vom 14.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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