Stadtmitte:Zwischen Historie und Moderne

Lesezeit: 3 min

Mit einem Gebäude nahe der Kirche am Nöscherplatz will Olching einen architektonischen Akzent setzen. Vom Entwurf des Bauamtsleiters sind indes nicht alle Politiker begeistert

Von Julia Bergmann, Olching

Eine geschwungene Fassade, die nicht zu lieblich wirkt und historische Verweise, die dem modernen Erscheinungsbild keinen Abbruch tun - das alles könnte das neue Haus, das bald am Nöscherplatz gebaut wird, in sich vereinen. Entstehen könnte also schon bald ein Gebäude, dass in der architektonisch bisher wenig aufregenden Stadt Olching einen ausgefallenen und kreativen Akzent setzt. Einen entsprechenden Entwurf präsentierte Bauamtsleiter Markus Brunnhuber in der vergangenen Sitzung des Bauausschusses am Dienstag. "Eine exzellente Idee" lobte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) Brunnhubers Skizze. Auch das Gremium stimmte lediglich mit einer Gegenstimme von Grünen-Stadträtin Heide Kuckelkorn für den Entwurf. In der vorangegangenen Diskussion konnte allerdings nicht jeder Stadtrat etwas mit der außergewöhnlichen Fassadengestaltung anfangen.

Das Gebäude stand Anfang des 20. Jahrhunderts am Nöscherplatz. (Foto: privat)

Für seinen Entwurf hatte sich Brunnhuber von einem Gebäude inspirieren lassen, das Anfang des 20. Jahrhunderts am Nöscherplatz gestanden hatte. Am heutigen Standort des Jeans House war einst das Kaufhaus Kahn untergebracht, damals noch ein markantes Gebäude mit verspielter, geschwungener Fassade. Als historische Reminiszenz hat Brunnhuber zwar die schwungvollen Linien des historischen Gebäudes aufgenommen, allerdings in reduzierterer Form und in Verbindung mit modernen Elementen. "Obwohl unten in das Haus eine Konditorei hineinkommt, wollen wir aber keine Zuckerbäckerarchitektur", erklärt Brunnhuber. "Ich glaube, es wird ein sehr besonderes Haus."

Die besondere Fassade des Kaufhauses Kahn dient dem Olchinger Baustadtrat Markus Brunnhuber als Inspiration für seine Skizze des neuen Hauses. (Foto: Stadt Olching)

Während Kuckelkorn und CSU-Stadtrat Robert Meier der Meinung waren, dass sich das neue Gebäude nicht in die Umgebung einfüge und beide bei der Fassadengestaltung gerne deutlich mehr Reminiszenzen an die nahegelegene Kirche gesehen hätten, gab es von Stadtentwicklungsreferent Alfred Münch (SPD) ein großes Lob. "Ich bin dankbar, dass man hier mal querdenkt und kreativ herangeht", sagte er. Alois Waltl (FWO) ist der Meinung, dass man mit dem neuen Bau in der Stadt endlich einen architektonischen Akzent setzen könne, und auch Bernhard Nickel (FWO und Josef Neumaier (CSU) sprachen sich grundsätzlich für die neue Variante aus. Magg verwies auf die gewagte Architektur, die man bei einem Ausflug nach Posen besichtigen konnte. Er räumte zwar ein, dass Olching wesentlich kleiner sei als die polnische Stadt, dennoch dürfe man aber auch hier "ein bisschen Mut an der Stelle" beweisen.

In Richtung Kuckelkorn und Meier erklärte Brunnhuber, dass er ganz bewusst nicht zu viele Stilelemente des nahe gelegen Sakralbaus in seinem Entwurf aufgegriffen habe. Zwar solle das neue Haus ein Bindeglied zwischen der "profanen Bebauung und der Kirche" darstellen. Allerdings solle man noch deutlich erkennen, dass das Gebäude der "weltlichen" Bebauung zugehörig ist. Auch Magg warnt: "Ein völlig historisierendes Gebäude zu bauen, das dann ausschaut wie ein Pfarrhaus, das dort nie gestanden hat, halte ich nicht für zielführend." Ebenso wenig wie den Bau eines radikal modernen Hauses, schiebt der Bürgermeister nach.

Mit Brunnhubers neuer Skizze beschäftigte sich das Gremium am Dienstag bereits zum zweiten Mal mit der Fassadengestaltung des neuen Gebäudes im Herzen der Stadt. Schon im April hatte das Gremium über einen ersten Entwurf beratschlagt. Während man sich über die Nutzung und räumliche Aufteilung im Inneren schnell einig war, lehnten die Stadträte die erste Idee des beauftragten Architekturbüros für die Fassadengestaltung ab. Diese war geradlinig und modern gehalten, für die meisten Stadträte zu modern. Im April hieß es, man wünsche sich ein Gebäude, dass sich gut in die Umgebung einfüge, also sowohl zu den direkten Nachbargebäuden als auch zur naheliegenden Kirche passe. Das Gremium beschloss, dass Brunnhuber, der als städtischer Bauamtsleiter mit den örtlichen Gegebenheiten und der Historie der Stadt gut vertraut ist, eine Idee ausarbeiten sollte.

Die Stadt möchte auf der Fläche am Nöscherplatz, die heute als provisorischer Parkplatz genutzt wird, ein Gebäude errichten, indem auch Gastronomie Platz findet. Während im Erdgeschoss ein Café einziehen und den Platz künftig beleben soll, entstehen in den Obergeschossen kommunale Wohnungen. Die Stadt selbst ist Bauherr, das Projekt wird durch das Wohnraumförderungsprogramm Komm-WFP unterstützt. Weil das Förderprogramm 2020 ausläuft, soll so bald wie möglich mit den Arbeiten begonnen werden. Als realistischen Baubeginn nannte Magg zuletzt den Sommer 2019. Auf Grundlage von Brunnhubers Skizze wird das Architekturbüro nun weiterplanen.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: