Olching:Zukunftsweisende Lerneinrichtung

Lesezeit: 3 min

Die Grundschule Graßlfing startet nach zweijähriger Bauzeit mit einer neuen Anordnung der Klassenräume. Die sind jetzt in Jahrgangsstufen vereint. Jeder Trakt soll durch einen Marktplatz zum Raum für alle werden

Von Ariane Lindenbach, Graßlfing

Auch Menschen ohne grundschulpflichtige Kinder, selbst wenn sie nicht in Olching leben, konnten beim Passieren des Stadtteils Graßlfing in den vergangenen zwei Jahren wohl kaum übersehen, dass dort enorm gearbeitet wurde. Egal ob mit dem Auto, per Fahrrad oder auch zu Fuß unterwegs, wurden Passanten durch eine sich über den halben Ort erstreckende Baustelle geschleust. Ganz offensichtlich sollte die Straße vor der Grundschule und dem Kindergarten mit einem Schwenk den Verkehr vor diesen sensiblen Bereichen beruhigen. Da konnte man leicht übersehen, dass auch an dem in die Jahre gekommenen Schulgebäude dahinter umfangreiche Bauarbeiten vor sich gingen. Jetzt ist das "Megaprojekt", wie es Olchings Bürgermeister Andreas Magg am Freitag bei der Einweihung bezeichnet, pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres fertig. Das bestehende Schulhaus wurde nicht nur zu einem Großteil durch einen Neubau erweitert und aufwendig renoviert. Sondern das nach einem modernen pädagogischen Konzept eingerichtete Gebäude ermöglicht es auch, die Klassenverbände etwas aufzuweichen und verstärkt mit einer gesamten Jahrgangsstufe zu arbeiten. Außerdem ermöglicht es die Ganztagsbetreuung für alle Schülerinnen und Schüler.

1 / 3
(Foto: Günther Reger)

Alles so schön bunt hier: In einem Spielzimmer können die Kinder toben und kreativ sein.

2 / 3
(Foto: Günther Reger)

Die Fassade enthält die Farben des Schullogos.

3 / 3
(Foto: Günther Reger)

Jedes Klassenzimmer hat ein Fenster zum Flur (gelb umrandet).

"Für mich ist das der Schlüssel zu einer modernen Lerneinrichtung", erklärt eine sichtlich glückliche Schulleiterin. Cathrin Theis ist bei der Coronabedingt klein gehalten Eröffnungsfeier am Freitagnachmittag euphorisch und voll des Lobes für die "tolle Schule" und die bemerkenswert gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Es sei vermutlich selten, unterstreicht die Rektorin, "dass eine Schulfamilie so mitentscheiden darf".

Theis nennt als Beispiel die Gestaltung des Außenbereichs, für die die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen aufmalen durften. Ein Großteil davon wird in den kommenden Wochen realisiert. Es ist das übliche Vorgehen bei einem Bauprojekt, erst wenn im Gebäude alles fertig ist, werden die Flächen drumherum gestaltet.

1 / 2
(Foto: Günther Reger)

Schulleiterin Cathrin Theiß und Bürgermeister Andreas Magg (rechts) in der neuen Schulbibliothek.

2 / 2
(Foto: Günther Reger)

Gute Wünsche zum Neubeginn: Die Collage ist so bunt wie das neue Schulhaus. Sie soll ein freundliches und fröhliches Miteinander unterstützen.

Auch der Rathauschef unterstreicht mehrfach, wie gut die Zusammenarbeit mit der Schulfamilie, den Planern vom Büro bh Architekten in München, den Stadträten und der Bauverwaltung und nicht zuletzt den Fachleuten von der Firma Lern-Landschaft funktioniert hat. "Die Elternschaft hat etwas mitgebracht, was auch nicht immer selbstverständlich ist, nämlich Gelassenheit", lobt Magg. Insgesamt hat die Stadt für den Neubau, die Sanierung des bestehenden Gebäudes und die Verschwenkung der Straße rund 20 Millionen Euro ausgegeben. Wie er betont, ist das eine der größten Investitionen der rasch wachsenden Stadt an der Amper.

Los gehts: Konrektorin Annette Schäder kann den Schulstart kaum erwarten. (Foto: Günther Reger)

Architekt Walter Gruber berichtet den rund 30 Anwesenden, dass "sehr vieles sehr harmonisch auf dem kurzen Weg abgestimmt" werden konnte. Der Entwurf sei mit einem vier- bis fünfköpfigen Team - "interessanterweise lauter Frauen" - und in enger Abstimmung mit der Schulfamilie entstanden. Ebenfalls maßgeblich an der Planung beteiligt war auch Karin Doberer, die mit ihrer Firma Lern-Land-Schaft Schulen neu konzipiert, ganz dem Trend folgend, weniger Frontalunterricht und mehr Gruppenarbeit zu machen. Doberer hat auch sämtliche Schulen in München neu geplant, die nun ebenfalls die neue Art der Pädagogik praktizieren. Und die Grundschule in Puchheim.

Im neuen Schulhaus in Graßlfing, dessen farbige Fassade in gelben, orangen, roten, grünen und blauen Rechtecken erstrahlt, wird das Farbkonzept im Inneren fortgeführt. Es sind die Farben des Schullogos, die nun nicht nur an der Außenwand für Aufmerksamkeit und Orientierung sorgen. Im Inneren sind nun verschiedene Gebäudebereiche in einer Farbe gestaltet: Böden, Treppengeländer, Spinde und Fensterrahmen leuchten dort gelb, rot, blau, je nachdem. Und jeder Bereich wird von einer Jahrgangsstufe genutzt, wie Doberer erläutert. So sollen die Kinder rasch ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln. Die Anordnung im jeweiligen Bereich soll dieses Gefühl vertiefen. Am Eingang sind die Garderoben mit den Spinden. Daran schließt sich ein sogenannter Marktplatz an, eine Art funktionaler Aufenthaltsbereich zwischen den einzelnen Klassenzimmer; jedes Klassenzimmer hat ein Fenster auf den Marktplatz hinaus. Dort gibt es verschiedene Inseln, wo die Kinder spielen und lesen können; dank zweier Waschbecken können dort zum Beispiel auch Experimente ausprobiert werden oder auch einmal gemeinsam ein kleiner Snack zubereitet werden.

Die räumliche Gestaltung ermöglicht der Schule viel Flexibilität, zum Beispiel bei der Nachmittagsbetreuung: Bei Bedarf kann jedes Kind auch am Nachmittag in der nun als offene Ganztagsschule geführten Einrichtung bleiben. Wie flexibel und gleichzeitig funktional das gesamte Bauwerk ist, beweist auch die neue Cafeteria.

Glaswände trennen sie von der Aula ab. Bei Bedarf können diese jedoch zusammengefaltet werden und verschwinden fast in der Wand. Zurück bleibt eine deutlich größere Aula mit einer einfach aufzubauenden Bühne. "Es ist wirklich super durchdacht", unterstreicht die Schulleiterin.

© SZ vom 14.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: