Olching:Zauberschuh trifft Gemüsemarker

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Das goldene Gehirn im Mittelpunkt: Schüler des Olchinger Gymnasiums bei einer Vorführung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wissenschaftsprojekt des Gymnasiums Olching zeigt, wie innovativ Unterricht sein kann

Von Linda Zahlhaas, Olching

Das Erfolgsrezept gängiger Fernseh-Castingshows? Man nehme einen vom Schicksal gebeutelten, von sich zu Unrecht maßlos überzeugten Künstler, stelle ihn auf die Bühne und provoziere mit ihm das Schamgefühl des Zuschauers bis aufs Äußerste. All das hat The Brain of Olching des Olchinger Gymnasiums nicht nötig. Denn dort stehen in den Battle-Runden Schüler auf der Bühne, die das Publikum und die Jury durch ihre ausgefeilten Projektideen überzeugen müssen. Beim Science-Projekt erarbeiten die Schüler der zehnten Jahrgangsstufe in kleinen Teams unter dem Leitmotiv "Zukunftsvisionen" naturwissenschaftliche Projekte.

Eines der Teams besteht aus den drei Schülern Tobias Landmann, Daria Oettinger und Aileen Matthä aus Maisach. Ihre Idee ist ein selbstschließender Schuh: Durch Druck der Ferse auf eine Mechanik im Inneren des Schuhs, sollen sich die Schnürsenkel von alleine binden lassen. "Das erleichtert den Alltag enorm, wenn man sich zum Schuhe anziehen nicht mehr bücken muss," erklärt Oettinger. Nachdem sie einige andere Umsetzungsideen wieder verwerfen mussten, arbeiten die drei seit den Winterferien an der Weiterentwicklung und Umsetzung des Modells.

Dafür standen ihnen während des gesamten Schuljahres, ähnlich wie bei dem Fernsehformat The Voice of Germany, das von Sat 1 ausgestrahlt wird, sogenannte Coaches und Side-Coaches zur Seite. Diese setzen sich aus einem acht-köpfigen Lehrerteam und Wissenschaftstutoren der Oberstufe zusammen. "Es ist schon cool, weil man sich einmal die Woche eine Doppelstunde mit seiner eigenen Idee auseinandersetzt und zusehen kann, wie es sich weiterentwickelt", erzählt Matthä begeistert. Für das Wissenschaftsprojekt erhielt das Gymnasium Olching und dessen Lehrerteam den Deutschen Lehrerpreis 2015 für innovativen Unterricht. Dass hier engagierte Lehrer am Werk sind, die Spaß an ihrer Arbeit haben, zeigte sich auch während der ersten Battle-Runde am Dienstagvormittag in der Aula des Gymnasiums. Sehr selbstironisch treten die Lehrer-Coaches auf die Bühne und werden von den Moderatoren Daniel und Jonas mit flotten Sprüchen vorgestellt wie "Der Lehrer Drexler - frei wie ein Vogel, aber immer noch geerdet". Wie in der Vorlage des Fernsehformats, treten immer zwei Schülerteams gegeneinander an. Sie haben je eine Minute Zeit, ihre Projektidee vorzustellen. Danach weitere drei Minuten, um die Fragen des gegnerischen Teams zu beantworten. Das Team aus Maisach mit ihrem selbstschließenden Schuh tritt gegen ein Team an, das sich mit der Begrünung und Raumgestaltung des öffentlichen Raums beschäftigt. Es geht heiß her, die Teams diskutieren, kritisieren und rechtfertigen sich. Das Publikum fiebert eifrig mit. Dann vergibt die Jury Punkte von eins bis sechs. Schlussendlich unterliegt die Schuh-Innovation mit 25 zu 28 Punkten. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn "das ganze Schuljahr können in unterschiedlichen Bereichen Punkte gesammelt werden. Wichtig bei den Battles ist neben der Projektidee, wie das Publikum miteingebunden wird", erklärt Lehrer und Coach Oliver Schuppach.

Die meisten Punkte erhielten die Schülerinnen Marielle Berner und Elena Pauler. Sie stecken gerade mitten in der Entwicklung eines nachhaltigen Whiteboard-Markers aus Gemüsefarben. Ihre Testreihen mit aus Rote Beete gewonnener Farbe war bereits erfolgreich. Um die Farbigkeit in Zukunft zu verstärken, werden sie die Gemüsefarbmischung mit Ethanol anreichern und andere Gemüsearten ausprobieren. "Da hat der Tafeldienst dann gleich etwas zum Essen", witzelt einer der Coaches. Am Dienstag, 28. März, findet die zweite Runde der Battles statt.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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