Olching:Weite Räume

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Meilensteine des Jazz spielte das Quartett um Max von Mosch (vorne) im Olchinger Kom. Das Publikum war begeistert. (Foto: Johannes Simon)

Der Jazzmusiker Max von Mosch begeistert im Olchinger Kom

Von Jörg Konrad, Olching

Warum Standards? Weil die Geschichte des Jazz eine Interpretations-Geschichte ist, wie Hans-Jürgen Schaal in seinem Buch "Jazz-Standards" so passend zusammenfasst. Es gibt Hunderte von ihnen. Fast durchweg großartige Kompositionen, die trotz ihres Alters nichts von der einstigen Strahlkraft und Wirkung verloren haben. Sie gehören, auch aufgrund dieser Zeitlosigkeit, ins Programm eines jeden ernst zu nehmenden Jazzmusikers. Sie sind sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner, egal in welche stilistische Richtung es den Instrumentalisten zieht. Zudem zeigt sich am Umgang mit diesem historischen Material, wo jeder einzelne Musiker steht - sowohl was seine Spielqualität als auch seine Persönlichkeit betrifft.

"Milestones" nannte Max von Mosch das Programm für ein Quartett, welches am vergangenen Freitag in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom) zu Gast war. Den Titel "Milestones" (übrigens auch ein Standard, von Miles Davis) hatten der in Gauting aufgewachsene Saxophonist, Tim Collins (Vibraphon), Andreas Kurz (Bass) und Rick Hollander (Schlagzeug) nicht im Repertoire. Dafür aber andere "Jazz-Hits": "Love For Sale", "Star Eyes", "Alone Together", "My Favorite Things" und natürlich "Round About Midnight" von Thelonious Monk. Die Formation machte von Beginn an deutlich, dass sie ihr Handwerk versteht. Jeder einzelne von ihnen. Max von Mosch hat diesen kräftigen Tenorsound, der in seiner Direktheit und gestaltenden Phrasierung schon in die Nähe von Sonny Rollins rückt (von dem die wunderbare Komposition "Airegin" stammte). Seine melodisch ausdrucksstarken Improvisationen und die durchdringende Geradlinigkeit seines Spiels überzeugten. Den harmonischen Part hielt Tim Collins am Vibraphon in den Händen. Ein exzellenter Techniker, mit ständig neuen musikalischen Ideen. Er erweiterte auf gewinnende Weise das Klangspektrum der Band, arbeitete sich ebenso diszipliniert wie auch losgelöst und schweißtreibend durch das Repertoire. Andreas Kurz gestaltete geschickt das rhythmische Fundament. Er ist in der Lage, am Bass Räume zu schaffen, Räume zu verdichten, Richtungen vorzugeben, das Tempo zu variieren. Natürlich immer im Zusammenspiel mit Rick Hollander. Der Schlagzeuger ist ein einfühlsamer, aber stringent vorwärtsschreitender Begleiter. Er hielt zugleich die Balance in der Band, brachte seine Erfahrung ein und forderte seine Mitspieler immer wieder heraus. Als Zugabe gab es "All Blues" - vielleicht einer der bekanntesten Standards überhaupt. Zurück blieb ein begeistertes Publikum.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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