Olching:Wahl am Bildschirm

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Versammlungsleiterin Heide Kuckelkorn kann zwei neue Mitglieder der Olchinger Grünen begrüßen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Olchings Grüne halten ihre jüngste Mitgliederversammlung per Videokonferenz ab

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Fünf Minuten vor Beginn der Mitgliederversammlung der Olchinger Grünen per Internet-Videokonferenz sind erst vier Bildchen mit Köpfen auf dem Bildschirm des Laptops zu sehen. "Hallo alle, schön, dass Ihr schon da seid", begrüßt , die Sprecherin die Köpfe, die zurückgrüßen und dabei winken. Zwei Minuten später sind es schon sieben, um 19 Uhr, als die Versammlung losgehen soll, haben sich 13 Mitglieder zugeschaltet. Auch Simon Würfl, der neue Kreissprecher, ist zu sehen. Eine Teilnehmerin läuft noch einmal vom Bildschirm weg. "Ich muss meine Haare noch kämmen", sagt sie. Eine andere fragt: "Könnt Ihr mich sehen, Heide?" "Ja", lautet ihre Antwort. "Ich sehe nur vier von euch", erwidert die Fragestellerin und man sieht, wie sie mit der Hand mehrmals an ihren Bild-Einstellungen hantiert. "Bilder von sechs Leuten kriege ich jetzt rein. Ich möchte euch aber alle sehen", klingt es weiterhin ziemlich ratlos.

Inzwischen ist auch Schatzmeister Manfred Fratton dabei, jedoch nicht per Videokonferenz, sondern per Telefon - das geht auch. Jochen Frings kommentiert die vielen Bildchen, die sich aneinander reihen erfreut: "18 Leute sind anwesend - so viele waren noch nie da." 32 Mitglieder zählen die Grünen zurzeit. Jetzt ist es acht Minuten nach sieben und jeder sieht Heide Kuckelkorn telefonieren. Mithören kann keiner, weil sie ihr Video-Mikrofon abgeschaltet hat. Alle Mikrofone sind gerade ausgeschaltet, damit niemand dazwischenredet und Nebengeräusche nicht stören. Die Versammlungsleiterin begrüßt zwei neue Mitglieder. Jakob Bais ist erst 16 Jahre alt und Ulrike Elste ist mit 39 schon etwas älter. Dann begrüßt Kuckelkorn neben Wülfl auch Kathrin Durach, ebenfalls kürzlich gewählte Kreissprecherin aus Emmering und bittet beide um kurze Vorstellung. Die machen es dann auch wirklich kurz. Wülfl ist 20 Jahre jung, Polizeibeamter und kommt aus Eichenau. Durach, 55, Erzieherin, gehört zur Emmeringer Gemeinderatsfraktion, die bei ihrer Wahlpremiere im März gleich vier von 20 Sitzen eroberte.

Fragen an die neuen Kreissprecher der Grünen gibt es in dieser Runde nicht. "Das ist das Problem der Online-Meetings", klingt sich Jochen Frings ein, "es wird weniger geredet". Kuckelkorn hebt in ihrem Vorstandsbericht nochmal den Wahlerfolg der Olchinger Grünen hervor. Die Fraktion im Olchinger Stadtrat hat sich von drei auf sechs verdoppelt. Inzwischen ist sie nach dem Übertritt der langjährigen SPD-Stadträtin Marina Freudenstein zu siebt. "Mit Beginn von Corona im März sind wir dann abgestürzt", formuliert Kuckelkorn. Sie meint damit, dass die politischen Aktivitäten weitgehend eingestellt werden mussten.

Jetzt hat Kassenwart Fratton am Telefon das Wort. Auch Kreisrätin Christina Claus, ist inzwischen zu sehen. Nur Fraktionschefin Ingrid Jaschke, ebenfalls Kreisrätin, wird vermisst. "Hat sie kein Internet?", wird gefragt. "Sie hat wohl einen anderen Termin", sagt Kuckelkorn. Fratton berichtet von Spenden in Höhe von 4500 Euro, die im Rahmen des Kommunalwahlkampfes eingegangen sind. "3800 Euro haben wir aktuell in der Kasse", sagt Fratton, "das müsste für die Bundestagswahl 2021 reichen." Nach seinem Bericht sieht man Händeklatschen der Mitglieder. Man hört es aber nicht, weil die Mikrofone der Versammlungsteilnehmer abgeschaltet sind. "Marina", wahrscheinlich Freudenstein, leuchtet ein Name mit Telefonzeichen auf; man hört sie jedoch noch nicht.

Claus wird per Handzeichen, alle Hände gehen sichtbar hoch, nach gut einer Stunde zur Wahlvorständin gewählt. Für den Grünen-Bürgermeisterkandidaten vom März, Stadtrat Michael Maier, muss für die Olchinger Doppelspitze ein Nachfolger oder Nachfolgerin gewählt werden. Christiane Tupac, die bisherige Beisitzerin im Ortsvorstand, stellt sich schließlich zur Wahl.

Die 57-jährige Mutter dreier Töchter, ist gelernte Übersetzerin und betreibt eine PR-Agentur für Kunden aus dem Bereich Maschinenbau. "Ich möchte neue junge Mitglieder werben und unsere Internetseite verbessern", sagt sie über ihre Ziele. Wer jetzt eine schnelle Abstimmung per Videokonferenz erwartet, sieht sich getäuscht. Um offenbar eine geheime Wahl zu gewährleisten, hat jedes Mitglied per PDF-Dateien einen Wahlbrief mit Stimmschein erhalten, den er dann ganz analog bis zum Donnerstag, 17. Dezember, an das Postfach der Grünen schicken muss. Dann werden die Stimmen ausgezählt und wird das Ergebnis bekannt gegeben. Die Wahl von Tupac, so viel dürfte feststehen, ist sehr wahrscheinlich.

© SZ vom 02.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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