Olching:Unterstützung für Mauer-Gegner

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Anwohner des Schwaigfelds sammeln in Olching 200 Unterschriften gegen die Einfriedung des Neubaugebiets. Jetzt ist der Stadtrat am Zug.

Karl-Wilhelm Götte

Der Olchinger Stadtrat wird von der "Interessengemeinschaft Wittelsbacherallee" gehörig unter Druck gesetzt. 20 Anwohner kamen am Samstag aus dem Schwaigfeld auf den Nöscherplatz, um ihren Protest gegen eine etwa 500 Meter lange und zwei Meter hohe Einfriedungsmauer öffentlich zu machen, mit der die Stadt das geplante Wohngebiet nördlich der Wittelsbacherallee abschirmen will. Mehr als 200 Olchinger unterstützten auf dem Wochenmarkt per Unterschrift das Anliegen der Anwohner: "Keine Mauer durch das Schwaigfeld."

Der Anwohnerprotest mit einem großen Transparent war offenbar so beeindruckend, dass keine großen Überredungskünste nötig waren, um auch Olchinger, die nicht im Schwaigfeld wohnen, zu einer Unterschrift gegen die ungeliebte Mauer zu bewegen. Besonders Gabriella und Florian Havellant, die erst im November 2012 aus München an die Wittelsbacherallee gezogen waren, erregten Aufsehen. Sie hatten ihre kleine Tochter Sarah Viktoria dick eingepackt im Kinderwagen dabei. Darauf prangte ein Schild: "Keine Mauer zwischen Nachbarn. Ich möchte nicht hinter einer Mauer groß werden." Gabriella Havellant unterstrich ihren Protest mit einem selbst gemalten Schild um den Hals. "Ich möchte aus meiner Küche und dem Kinderzimmer nicht ständig auf eine Mauer schauen", sagte sie. "Wir sind auch deshalb von München nach Olching gezogen, um den Mauern der Stadt zu entgehen", ergänzte Lucia Mühlbauer.

Der Ortsentwicklungsausschuss hatte es kürzlich abgelehnt, dem Begehren der Anlieger zu folgen, anstatt einer Mauer eine 1,20 Meter hohe Hecke pflanzen zu lassen. Auch Ingrid Jaschke, die Fraktionssprecherin der Grünen, hatte für die Mauer gestimmt - was nun ganz besonders den Unmut der Bürgerinitiative erregt. "Die Grünen gehören zu den Hardlinern", beklagte sich Kai Uwe Stürmer, einer der Sprecher der Anwohner. "Von den Grünen erwarte ich etwas anderes. Warum unterstützen die keine Hecke, in der Vögel nisten können?" Dafür lobte er die CSU. "Wir haben sie nicht eingeladen, aber es ist gut, dass sie da ist", sagte Stürmer.

Die Christsozialen waren auf dem Nöscherplatz durch die Stadträte Maria Hartl und Robert Meier vertreten. Hartl verteilte ein Flugblatt mit der Überschrift: "Für eine offene Nachbarschaft und ein ästhetisches Ortsbild." Ein "einheitlich eingemauertes Straßenbild ist eine Horrorvision" und könne kein stadtplanerisches Ziel sein, hieß es weiter. "Die Mauer muss weg", fordert die CSU plakativ. Maria Hartl ergänzte noch: "Wir sind hier nicht in Florida und brauchen auch aus Sicherheitsgründen keine Mauer."

"Bei den 202 Unterschriften ist keine von den Anwohnern dabei", betonte Stürmer. Die Unterschriftenaktion sei deutlich besser gelaufen als erwartet, man habe sogar noch Unterschriftenlisten nachdrucken müssen. Diese sollen noch vor der Stadtratssitzung am 5. März an Bürgermeister Andreas Magg (SPD) und die Fraktionen übergeben werden. Marcel Gemmeke von der Bürgerinitiative will dann auch die aktuelle Viertelstunde vor der Sitzung nutzen, um bei den Stadträten nochmals für eine Hecke als Einfriedung des neuen Wohngebietes zu werben.

"Das Thema Mauer steht auf der Tagesordnung", bestätigte Bauamtsleiter Markus Brunnhuber. Sollte der Stadtrat sich für die Beibehaltung der bisherigen Planung entscheiden, so bestünde im Auslegungs- und Beteiligungsverfahren noch die Möglichkeit des Widerspruchs, erläuterte Brunnhuber. "So weit wollen wir es möglichst nicht kommen lassen", sagte Stürmer.

© SZ vom 25.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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