Olching:Unter ökologischer Flagge

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Möchte bald die Segel auf einem neuartigen Schiff setzen: der 55-jährige Marcus Schormann aus Olching. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Marcus Schormann aus Olching sucht Geldgeber für ein ungewöhnliches Schiffsprojekt

Von Christoph Haindl, Olching

"What shall we do with the drunken sailor?" Diese Frage aus dem bekannten Shanty wird sich die Besatzung des Segelschiffes von Marcus Schormann aus Olching hoffentlich nicht stellen müssen. 15 Jahre lang ist der 55-jährige begeisterter Segler zur See gefahren. Nun will er ein eigenes Schiff bauen. 70 Meter lang soll es werden und sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch mit konventionellen Schiffen konkurrieren können. Zur Zeit besteht das Schiff allerdings erst auf dem Papier. Für Marcus Schormann geht es nun darum, Geldgeber zu finden, die in sein Projekt investieren wollen.

Die Idee für sein Projekt kam ihm 1996 im Krankenhaus. Dort beschäftigte er sich mit amerikanischen Tonnenlegern aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. "Zu dieser Zeit vertraute man den neuen Dampfmaschinen noch nicht", erzählt er über die Entstehungsgeschichte seiner ungewöhnlichen Baupläne. Deswegen habe man Dampfmaschine und Segel als Antriebstechniken kombiniert. "Für das Navigieren an schwierigen Stellen nutzte man die Dampfkraft, für das Fahren von Strecke den Wind", führt er aus.

Auch bei seinem Segelschiff wird ein leistungsfähiger Motor eingebaut sein. Der größte Teil der zurückzulegenden Strecke soll jedoch gesegelt werden. Bis zu 40 Prozent des Treibstoffs sollen dadurch eingespart werden, womit der ökologische Gesichtspunkt erfüllt werden könnte. So werde die Umwelt durch die Vermeidung von Emissionen geschont, betont der Olchinger. Angesichts hoher Treibstoffkosten lohne sich das Unternehmen dann auch wirtschaftlich.

Aber benötigt man für ein Segelschiff nicht auch mehr Besatzung, die dann wiederum für höhere Kosten sorgen? "Wir benötigen höchstens ein, zwei Mann mehr als bei einem Motorschiff", meint Marcus Schormann dazu. Verschiedene Motoren ermöglichen nämlich das Raffen, Aufziehen und in den Wind Drehen der Segel ohne den Einsatz menschlicher Muskelkraft.

Das Geschäft mit dem Segelschiff soll auf zwei Beinen stehen: Einerseits sollen mit ihm Waren über längere Strecken transportiert werden. Andererseits will Marcus Schormann mit ihm Dienstleistungen erbringen. "Ich könnte beispielsweise Bauarbeiter, die auf See Windanlagen errichten, mit Nahrung versorgen", führt er aus. Eine Wartung von Fahrwassertonnen kann er sich ebenfalls vorstellen.

Während des Segelns wird sein Schiff etwas langsamer sein als die Konkurrenz mit Motorantrieb: 10 Knoten sind als Durchschnittgeschwindigkeit des Seglers angesetzt, Standard sind 12-14 Knoten. "Das liegt daran, dass wir nicht schnurgerade fahren können, sondern beispielsweise immer wieder kreuzen müssen", erklärt Marcus Schormann. Er ist der Meinung, dass in der Schifffahrt zu viel unnötiger Zeitdruck herrsche. "Ob ich mit meiner Ladung Lebensmittel zwei Stunden früher oder später auf der Insel Borkum lande, ist im Grunde doch egal", führt er aus. Einige Schiffe führen im Übrigen halb leer, da sie nicht die Zeit hätten, auf Umwegen Fracht aufzunehmen. Dadurch entstünden unnötige Emissionen. Markus Schormann hingegen will seine Segler einige Ziele spontan anlaufen lassen.

Für sein Projekt konnte Marcus Schormann bereits einige Partner gewinnen, darunter einen Schiffskonstrukteur: Rund 30 Millionen Euro müssten investiert werden. Die Dimension des Projekts ist also keine kleine. Hoffnung setzt Marcus Schormann in das Maritime Kompetenzzentrum in Leer, das sich unter anderem auch für umweltfreundliche Antriebsarten einsetzt. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau könnte sich ebenfalls an der Sache beteiligen. Mit etwas Glück kann der Olchinger Marcus Schormann dann also bald in See stechen.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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