Olching:Umwerfend

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Samira Bock (rechts). (Foto: Privat)

Samira Bock aus Olching ist deutsche Meisterin im Judo und steht unter den ersten Zehn der U-18-Weltrangliste

Von Julian Raff, Olching

"Prüfungs-Judo ist nicht so meins", beschreibt Samira Bock ihre Richtung. Der schwarze Gürtel kann also warten, wichtiger ist der deutschen U-18-Meisterin erst einmal die Qualifikation für internationale Turniere und die Position in der Jugend-Weltrangliste, wo sie regelmäßig unter den ersten Zehn auftaucht. Bei allem Respekt für das auf Bewegungsperfektion angelegte Kata-Judo, hat sich die 16 Jahre alte Olchingerin, die für den TSV Großhadern an den Start geht, schon früh für eine Wettkampfkarriere entschieden. Selbst im Übungskampf mit ihrer älteren Schwester Yasmin, die ebenfalls in Großhadern trainiert, "schenken sich die beiden nichts", beobachtet Mutter Soraya Ali-Akbarian, die Samira begeistert unterstützt. Vater Stephan Bock macht die Judo-Familie komplett und reist ebenfalls kreuz und quer durch Europa mit, zu Turnieren und Trainingslagern.

Am Anfang stand nicht elterlicher Ehrgeiz, sondern unbändige Energie, die Samira Bock vor zehn Jahren als Sechsjährige eher zufällig in die Judoabteilung des TSV Großhadern führte und damit auf Anhieb in einen Verein, der junge Talente systematisch sichtet und im Judo-Bundesstützpunkt an der Heiglhofstraße nachhaltig und erfolgreich aufbaut. Ambiente, Ausstattung und freundschaftliche Atmosphäre im "zweiten Zuhause", der Judohalle, pushen, setzen aber nur das i-Tüpfelchen auf eine unermüdliche Motivation.

Die braucht es auch, um neben dem Gymnasium fünf Trainingseinheiten pro Woche durchzuziehen, dazu kommen noch Konditionsläufe. Dennoch sagt Samira Bock: "Ich geh' meistens mit einem Lächeln von der Matte." Das gilt nicht nur für den Wettkampf, sondern eben auch für den Trainingsalltag. Intrinsische Motivation nennen Sportpsychologen wohl, was die 16-Jährige antreibt - Begeisterung, die erst einmal nicht nach Titeln und medialer Aufmerksamkeit fragt.

Just an ihrem 16. Geburtstag wurde Samira Bock in diesem März in Leipzig deutsche Meisterin bei den Frauen unter 18. Regelmäßig findet sie sich unter den besten Zehn der U-18-Weltrangliste wieder. Ihre natürlichen Anlagen für das Judo hält die Olchingerin dabei nicht unbedingt für ideal, zumindest fallen sie mit einer Körpergröße von mehr als 1,70 Meter aus dem Rahmen. Die meist kompakter gebauten Gegnerinnen kämen trotz Kraftvorteilen bei ihr nur schwer zum Wurf, erzählt sie. Ihre eigentliche Stärke sieht sie im Bodenkampf. Ob stehend oder liegend, eine Klasse für sich bleiben die Japanerinnen, die im Jugendbereich international kaum mitmischen. An einer internationalen Karriere bei den Erwachsenen reizt Samira Bock daher auch die Begegnung mit der original fernöstlichen Judokunst, die sie auf einem dreiwöchigen Trainingslager in Japan kennenlernt hat.

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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