Olching:Überzeugte Häsin

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CSU-Stadträtin Maria Hartl erfreut im Kostüm die Kinder

Von Julia Bergmann, Olching

Nachdem es einem großen Teil der Menschheit über Jahrhunderte hinweg gelungen war, die Identität des Osterhasen zu verschleiern, gibt es in der Causa Sagengestalten nun einen Wendpunkt. Die Existenz des Osterhasen ist bewiesen, mit bürgerlichen Namen heißt der Hase Maria Hartl und lebt in Olching. Während des Jahres fällt Hartl in Olching vor allem durch ihre Tätigkeit als stellvertretende Fraktionsvorsitzend der CSU auf. Das ganze Jahr über freut sie sich aber vor allem auf eines: ihren Auftritt als CSU-Osterhasen. In diesem Jahr wird sie am Samstag, 26. März, von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr auf Höhe der Hauptstraße 18 Geschenke und Süßes an die Kinder verteilen.

Ihr "Amt" hat sie vor über 15 Jahren übernommen. Und seitdem füllt sie es mit Engagement und Überzeugung aus. Dass sie als Osterhase in Olching vor allem für die CSU tätig ist, habe sich aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit ergeben. Allerdings betont sie: "Ich will ganz ehrlich sein. Ich mache das am allerwenigsten für die CSU, obwohl mir die CSU sehr am Herzen liegt. Mir geht es vor allem um die Kinder." Jedes Jahr an Karsamstag steht Maria Hartl ganz besonders früh auf. Spätestens um 8 Uhr wird sie unruhig, dann übernimmt ihr Mann den letzten Schliff und prüft, ob die Hasenohren richtig sitzen, macht sie sich in voller Montur auf in Richtung Stadtzentrum.

Schon auf dem Weg genießt sie die Reaktionen der Passanten. Da komme es schon einmal vor, dass ein Fester aufgehe und eine aufgeregte Kinderstimme die Eltern herbeirufe: "Mama, Papa, schau, der Osterhase!" Und wenn auf dem Weg ein vorbeifahrendes Auto hält und staunende Kinderaugen hinter den Fenstern hervorlugen, verteilt sie ihre Ostereier ausnahmsweise auch schon auf dem Weg zum Zentrum. Dort angekommen, warten zu Spitzenzeiten schon 60 Kinder auf ihren Auftritt. "Oft setze ich mich auf den Gehsteig, das ist die sicherste Variante", sagt sie. Sicher? "Ja, weil die Kinder sich gerne an mich hängen", erklärt sie und lacht. "Wenn ich komme, machen sie schon große Augen, werden ganz ehrfürchtig." Bis die Kinder auftauen und Maria Hartl die ersten streichelnden Händchen spürt. Oder die ganz frechen ziehen sie am Osterhasenschwänzchen. "Das ist total nett. Ich geh darin richtig auf", sagt sie.

Schon eine Woche vor dem großen Auftritt prüft Maria Hartl, ob ihre Osterhasen-Arbeitskleidung noch in Ordnung ist. Vorbereitung sei eben alles. Übrigens auch, wenn es darum geht, neugierige Kinderfragen zu beantworten. Wenn sie etwa gefragt werde, warum man sie als Osterhasen das restliche Jahr über nicht sehe, wo sie da stecke, dann erklärt sie, welchen Aufgaben man als Osterhase gerecht werden müsse. Das Eierfärben für Millionen von Kindern nehme schließlich eine gewisse Zeit in Anspruch. Und auch wenn sie viele Helfer habe, wolle sie doch jedes einzelne Ei gewissenhaft vorbereiten.

Ostern ist der Politikerin auch persönlich sehr wichtig, am Glauben und den dazugehörigen Bräuchen und Traditionen liege ihr sehr viel. Und als Osterhase könne sie Kinder an das heranführen. Sie selbst feiert Ostern ganz klassisch. Am Karfreitag werden die Eier für die Familie gefärbt, Mittags gibt es panierten Fisch mit Kartoffelsalat - die Leibspeise des Osterhasengemahls -, am Samstag folgt der öffentliche Auftritt und am Ostersonntag geht es ganz traditionell in die Kirche. Davor bereitet Maria Hartl ein ganz spezielles Körbchen vor. Nur für die Speisenweihe zu Ostern wird es aus dem Schränkchen geholt, in dem es das restliche Jahr über lagert. Das Körbchen wurde von Generation zu Generation an die Frauen in der Familie weitergegeben. "Hinein lege ich ein Ei für meine Tochter, meinen Mann und mich, ein Osterlamm, ein Stück Schinken, Salz und Pfeffer und ein kleines Laib Brot", sagt sie. Nach der Messe und der Speisenweihe versammeln sich die Menschen, wie in jedem Jahr, auf dem Nöscherplatz und unterhalten sich. "Und am Nachmittag gibt es bei Oma und Opa Kaffee und Kuchen", sagt sie. "Auch der Osterhase hat ein Privatleben."

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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