Olching:Streit um Kirchturmuhr

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Vor der Restaurierung: Jedes Ziffernblatt zeigt eine andere Zeit an, und auch die Farbe blättert ab. (Foto: oh)

Stadträte bewilligen Zuschuss zur Restaurierung

Von Julia Bergmann, Olching

Zwar erstrahlen die Ziffernblätter der Kirchturmuhr Sankt Peter und Paul schon seit Mitte Mai wieder im neuen Glanz, ihre Zeiger zeigen die richtige Uhrzeit an und vom abgeblätterten Anstrich ist nichts mehr zu sehen. Doch die Restaurierung beschäftigte den Olchinger Hauptausschuss bis jetzt. Strittig war die Frage, ob die Stadt einen Teil der Kosten übernehmen soll. Der Hauptausschuss war gespalten. Während ein Lager der Meinung war, die Uhr erfülle nicht primär kirchliche, sondern vor allem eine öffentliche Aufgabe, beschäftigte sich das andere Lager schon mit der Frage, ob man dem Antrag aus Prinzip überhaupt zustimmen konnte. Dieser war nämlich nicht fristgerecht bei der Stadtverwaltung eingegangen.

CSU-Fraktionsvorsitzender Tomas Bauer plädierte klar für einen Zuschuss der Stadt. Er war sogar der Meinung, dass die im Raum stehenden 15 Prozent nicht ausreichend seien. Zwar hatte die Stadtverwaltung dem Stadtrat empfohlen, dem Antrag nicht zuzustimmen, hielte aber in Anlehnung an die übliche Förderung für Angelegenheiten des Denkmalschutzes, im Falle einer Zustimmung für angemessen. Bauer plädierte aber dafür, die Kosten von rund 10 400 Euro zu 25 Prozent zu übernehmen. Die Hälfte der 10 400 Euro werden vom Erzbischöflichen Ordinariat übernommen. Bauer verwies in der Sitzung auf die historische Bedeutung von Kirchturmuhren, nämlich die, den Bürgern die gemeinsame örtliche Zeit anzuzeigen. Selbst wenn sich heute über die Relevanz dieser gemeinsamen Zeitangabe streiten lasse, wo doch jeder ein Smartphone besitze, ist Bauer der Meinung, dass die Stadt diese öffentliche Aufgabe weiterhin fortführen und somit auch finanziell unterstützen solle.

Rein gefühlsmäßig, so die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Martina Freudenstein, würde sie diesem Antrag zwar gerne zustimmen, sie verweist jedoch darauf, dass zunächst die Stadtratsmitglieder Maria Hartl (CSU) und Josef Neumaier (CSU) den Antrag eingebracht hätten, dann erst nachträglich, auf Bitte der Stadt hin, die eigentlich dafür zuständigen Mitglieder der Pfarrei. Und der Antrag der Pfarrei sei erst eingegangen, als mit der Restaurierung der Ziffernblätter schon begonnen worden war. Grundsätzlich ist für die Gewährung eines Zuschusses aber zwingende Voraussetzung, dass der Antrag vor Beginn der Maßnahmen eingereicht wird.

Dem schloss sich auch der FW-Fraktionsvorsitzende Ewald Zachmann an. Er warnte ausdrücklich davor, einen Präzedenzfall zu schaffen, auf den andere Vereine in Zukunft zurückgreifen können. Er befürchtete, dass auch andere Vereine, sollte der Ausschuss nun zustimmen, in Zukunft ähnliche Anträge einreichen könnten, nachdem sie mit Maßnahmen begonnen haben. Der Stadtrat könne auch diese, seiner Meinung nach, dann nicht mehr ohne Weiteres ablehnen.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke merkte indes an, dass die Uhr erst 2008 im Zuge der Renovierung der Kirche erneuert und von der Stadt bezuschusst worden war. Sie befürchtete, wenn man das Anzeigen der Zeit als öffentliche Aufgabe definiere, würde damit eine Regelung für alle Zeiten ableitet werden und im schlimmsten Fall müsse die Stadt alle acht Jahre einen Zuschuss gewähren. Letztendlich stimmten die Mitglieder des Hauptausschusses mit sechs (CSU) zu fünf (SPD, FW und Grüne) Stimmen für den Zuschuss.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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