Olching:Stop-and-go am Amperufer

Lesezeit: 2 min

Ein Wanderer-Trio passiert den Brunnen am Laurentiushaus. (Foto: Günther Reger)

Mehr als 700 Teilnehmer wandern auf Einladung der Motorsportfreunde quer durch den Landkreis

Von Stefan Salger, Olching

Dieser Verein scheint das mit dem Klimawandel verstanden und die richtigen Konsequenzen gezogen zu haben. Mit reichlich Weitblick auch noch, denn die Motorsportfreunde Olching (MSF) haben sich schon vor 50 Jahren ein weiteres Standbein zugelegt - eher das Gegenteil von Motorsport: wandern. Der frühere Vorsitzende Alois Prielmaier hatte Ende der Sechzigerjahre bei einem Sturz ein steifes Knie davongetragen und die Abteilung ins Leben gerufen. Das Wandern ist neben Jugend-Kartfahren, Autoslalom, Stockschießen und Fasching längst zu einer echten Kernkompetenz des Vereins geworden.

Sichtbar geworden ist das erneut am Samstag und Sonntag: Da herrscht dichter Verkehr - diesmal freilich nicht auf der Bundesstraße 471, sondern etwas weiter südlich vor allem am Ufer der Amper. Die malerischen Pfade teilen sich Jogger, Gassigeher und Mountainbiker an den beiden Tagen mit Hunderten Fußgängern - die der Einladung der MSF zum Wandertag des Internationalen Volkssportverbands (IVV) gefolgt sind. Die Veranstaltung in Olching findet bereits zum 50. Mal statt. Zum Jubiläum wird erstmals ein Wandermarathon über 42 Kilometer ausgerichtet, 215 Gäste nehmen daran teil. An die 500 Wanderer machen sich darüber hinaus an beiden Tagen frühmorgens um sechs und sieben Uhr auf den Weg. Vor ihnen liegen wahlweise sechs, zehn oder 20 Kilometer.

MSF-Ehrenvorsitzender Fred Bodensteiner und Wander-Abteilungsleiter Sepp Randelshofer machen am Sonntagvormittag kurz Pause in dem kleinen Biergarten, der auf dem Vereinsgelände gleich neben der Speedwaybahn aufgebaut worden ist. Um sie herum herrscht Aufbruchstimmung, Wanderer machen sich auf den Weg - andere kommen bereits von ihrer Etappe zurück und lassen sich den Wanderpass stempeln. Manche haben Stöcke dabei, andere einen Trinkbecher am Gürtel, einige Männer laufen mit blankem Oberkörper und schützen sich mit Strohhüten oder mit in Piratenmanier gebundenen Kopftüchern vor der bereits am Vormittag herunterbrennenden Sonne. An Tischen liegen Faltblätter der 50 vertretenen Wandervereine aus. Und gegenüber werden passende Utensilien angeboten: Aufkleber, Karten, Absperrbänder, Kreidesprays für Fahrbahnmarkierungen, Sportgürtel, Sonnenbrillen, Arnika-Beincremes und natürlich das obligatorische Erste-Hilfe-Set für 4,50 Euro. Pflaster ist an dem Tag aber eher ein Ladenhüter, am Start sind zumeist Routiniers in gut eingelaufenen Schuhe. Bodensteiner und Randelhofer haben ohnehin keine Chance, sich auch nur die kleinste Blase zu laufen. So ist das bei den IVV-Wandertagen. Der gastgebende Verein organisiert, baut auf und ab, stellt Personal für Kontrollstationen und Getränke- und Verpflegungsausgaben an der Strecke, macht aber selbst nicht mit. 50 Leute der MSF sind fünf Tage beschäftigt. "Wir kennen die Gegend ja auch schon", flachst Bodensteiner. Von einigen Gästen am Nebentisch gibt es großes Lob für die wunderbare Landschaft. Die markierten Wege führen durch die Amperauen, durchs Hölzl und bis zum Moos. Auch wer mit der Gegend schon einigermaßen vertraut ist, betritt schon mal Neuland: "Lerne deine Heimat kennen", sagt eine Frau.

Eine Gruppe aus Bad Winsheim ist noch unterwegs. Den 25 Mitgliedern hat die Tour am Samstag so gut gefallen, dass sie sich kurzerhand eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht haben und am Sonntag erneut an den Start gegangen sind. Vielleicht gibt es ja im Winter ein Wiedersehen - am 26. Dezember richtet der MSF seinen mittlerweile 20. Winterwandertag aus.

Alles wunderbar, findet Bodensteiner. Er kann ganz gut ohne Motorsport leben - und ohne seine 250er-Zündapp von anno dunnemal. Randelshofer pflichtet ihm bei: "Wandern ist eh schöner. Frische Luft, abschalten, Gleichgesinnte treffen". "Ja", sagt Bodensteiner: "Und in Gemeinschaft ist es am schönsten". Wenn man schon nicht gemeinsam wandern kann, dann kann man, so wie die Motorsportler am Wochenende, zumindest gemeinsam zuschauen. Auch schön!

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: