Olching:Spiel mit dem Feuer

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Vor zehn Jahren gründet der Olchinger Stefan Bialek die "Faszination Feuershow". Heute ist die Gruppe fester Bestandteil des Kaltenberger Ritterturniers und des Münchener Tollwood-Festivals

Von Julia Bergmann, Olching

Feuer ist für Stefan Bialek das schönste Element der Welt. Wenn der Olchinger mit seiner Gruppe "Faszination Feuershow" auftritt, kann es gut vorkommen, dass er sich und die Welt um ihn herum vergisst. Im Zustand höchster Konzentration, im Anblick der lodernden Glut, der tanzenden Flammen kann sich der Olchinger verlieren. "Es gibt Phasen, in denen ich so konzentriert bin, da könnte alles passieren, da könnte neben mir eine Bombe explodieren und ich würde es nicht merken", sagt Bialek. Wobei er doch immer wieder spürt, wie sein Publikum auf die züngelnden, wirbelnden Lichter reagiert. "Die interessanteste Reaktion ist, wenn das Publikum so still wird, dass du dich fragst, ob überhaupt noch wer da ist", sagt er.

Diese intensive Konzentration beschreibt Bialek als etwas ganz eigenes, etwas, das er nur erlebt, wenn er mit dem Feuer spielt. "Wir arbeiten nicht mit doppeltem Boden", sagt er. Soll heißen, wer sich nicht zu hundert Prozent auf die Sache konzentriert verbrennt sich leicht. Der einzige Schutz dessen sich die Feuerkünstler bedienen ist Wasser. "Wir sprühen uns vor und während der Auftritte damit ein, damit die Klamotten und Haare kein Feuer fangen", sagt Bialek. Natürlich bestehen sämtliche Kleider, die beim Auftritt getragen werden, aus schwer entflammbarem Material. "Wir verbrennen uns ganz selten." Bialek zieht seinen Ärmel ein Stück nach oben und zeigt auf ein paar kleine Narben. "Ab und an versengt man sich ein bisschen". Aber das komme selten vor. Schließlich winkt er ab und lacht. "Haare wachsen mir auch nicht mehr." Wer sich dem Körperfeuer widmet, muss sich um Enthaarung offensichtlich nicht mehr sorgen. "Aber seit zehn Jahren haben wir zum Glück noch nie unsere Versicherung gebraucht", sagt Bialek. Größere Verletzungen sind ausgeblieben.

Jedes Mitglied der Gruppe hat seine eigene Spezialität. Das Repertoire reicht von Feuerschlucken und -spucken über Körperfeuer bis hin zu Show mit brennenden Reifen und flammenden Bällen. (Foto: Faszination Feuershow/oh)

Die Konzentration, die es für das Spiel bedarf, aber auch die mit dem Feuer verbundene Gefahr, sind ein Teil dessen, was für Bialek die Faszination für sein Hobby ausmacht. Weil seine Leidenschaft so groß war und ist, hat er vor zehn Jahren eine Interessensgemeinschaft namens "Faszination Feuershow" gründet. Mittlerweile sind die rund 25 Künstler der Gruppe bis über die Landkreisgrenzen hinweg bekannt. Regelmäßig treten sie etwa beim Tollwood Festival in München oder bei den Kaltenberger Ritterturnieren auf. Das Besondere an der Gruppe ist ihre Vielfalt, jeder der Künstler hat seine Spezialität. Gemeinsam ist ihr Repertoire riesig. Es reich von Feuerschlucken und -spucken über Körperfeuer bis hin zu Shows mit brennenden Hula-Hoops, Fächern und sogenannten Feuer-Poi, flammenden Bälle, die an Ketten durch die Luft gewirbelt werden.

Ursprünglich kommt Bialek aus der Jonglierszene. Das Feuerschlucken und -spucken hat er schließlich nach einem Besuch des Ritterturniers in Kaltenberg gelernt. "Dort habe ich jemanden gesehen, der das gemacht hat, und ihn gefragt, ob ich es auch probieren kann", erzählt der Olchinger. "Von ihm habe ich dann im Lauf der Zeit viel gelernt." Die Szene der Feuerkünstler sei da recht unkompliziert. "Man gibt sein Wissen gerne weiter", sagt er. Konkurrenz sei viel weniger präsent als etwa unter Sportlern. Mittlerweile weihen auch Bialek und seine Kollegen andere in die Kunst des Feuerspiels ein. Die Gruppe bietet auch Workshops an, unter anderem für Kinder.

Jeder Auftritt der Feuerkünstler ist anders und besonders. (Foto: Faszination Feuershow)

Jeder Auftritt der Feuerkünstler sei übrigens anders und besonders, erklärt Bialek. Nicht zuletzt, weil die Shows auch abhängig von der Jahreszeit und der Witterung sind. Bei einem der vergangenen Auftritte, einer Fackelwanderung in Olching, sei es etwa so kalt gewesen, dass die Flammen während des Jonglierens erloschen sind und sich auf den Stäben und Bällen eine Eisschicht gebildet hat. In solchen Fällen steige man entweder auf andere Brennflüssigkeiten um, oder man spiele, wenn alle Stricke reißen, mit LED-Equipment weiter. Nur einmal sei es in den vergangenen zehn Jahren vorgekommen, dass die Gruppe eine Show abbrechen musste. "Es hat wie aus Eimern geschüttet", erinnert sich Bialek. Mäßiger Regen sei kein Problem, aber wenn es zu stark schütte, müsse man mit den Flammen gegen das Element kämpfen. Denn das Wasser drücke die Flammen, die sonst nach oben züngelten, etwa beim Feuerspucken regelrecht zurück ins Gesicht des Artisten. Die Gefahr sich zu verletzen, steige enorm. Das wäre dann sogar einem Flammen-Liebhaber wie Bialek zu heiß.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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