Olching:Soziale Themen als Schwerpunkt

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Zweiter Versuch: Michael Schrodi hat bereits 2013 für den Bundestag kandidiert. Den Einzug ins Parlament hat er damals knapp verpasst. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Michael Schrodi, Kreisvorsitzender der SPD, will mit mehr Gerechtigkeit Spannungen abbauen

Von Julia Bergmann, Olching

Durchsetzungsstark, hartnäckig und regional verwurzelt, so beschreibt sich Michael Schrodi, SPD-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Dachau und Fürstenfeldbruck, selbst. Seit 40 Jahren lebt und arbeitet Schrodi in beiden Landkreisen. "Ich bin hier aufgewachsen und weiß um die Themen, die die Leute umtreiben", sagt er. Etwa die Wohnungsnot, der Fachkräftemangel, die zu niedrigen Löhne bestimmter Berufsgruppen und die stetig steigenden Lebenshaltungskosten im Münchner Umland. Schrodi verweist auf den Armutsbericht, den die Caritas Dachau vor Kurzem veröffentlicht hat. "Immer mehr Menschen haben einen Zweit- oder Minijob", sagt er. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Betroffenen verdoppelt. Einen vergleichbaren Bericht für den Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es nicht, aber die Situation sei sicherlich ähnlich.

Der 40-Jährige, der vor fünf Jahren von Gröbenzell nach Olching gezogen ist, berichtet von Polizisten und Krankenpflegerinnen, die Vollzeit arbeiten und sich im Ballungsraum die Miete nicht leisten können. Es sind Themen wie diese, die Schrodi im Gespräch lebhaft gestikulieren lassen, die ihn rhetorisch richtig in Fahrt bringen. Freilich gehören Dachau und Fürstenfeldbruck zu den wohlhabenderen Landkreisen der Region, dennoch träfen die von ihm angesprochenen Themen immer mehr Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. "Wenn wir so weitermachen, führt das zu sozialen Spannungen", sagt er. Jetzt gelte es, die Weichen zu stellen, um das zu verhindern. "Deswegen kann ich es nicht verstehen, wie die Union einen Wahlkampf machen kann, ohne etwas zu sagen", kritisiert er die Christsozialen.

Aufgewachsen in einem Hochhaus in Gröbenzell, der Vater Schlosser und Gewerkschaftsmitglied, die Mutter Angestellte, weiß der SPD-Politiker auch aus eigener Erfahrung, wie es ist, sich im reichen Münchener Umland nicht alles leisten zu können und als Arbeiter für das Auskommen einer Familie sorgen zu müssen. Nicht zuletzt sein familiäres Umfeld habe ihn dazu gebracht, sich in der SPD zu engagieren. Erstmals geweckt wurde sein politisches Interesse aber 1992. In Rostock-Lichtenhagen attackierten Neonazis und Anwohner zwei Häuser, in denen Asylbewerber und ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter lebten. Die Gewalt, die sich dort abspielte, konnte Schrodi nicht begreifen. Er war schockiert. Vor diesem Hintergrund begann er, gegen Ausländerfeindlichkeit auf die Straße zu gehen, sich politisch zu engagieren. Einige Jahre später, 1995, wurde er Mitglied bei den Jusos, 1997 trat er in die SPD ein.

Heute arbeitet Schrodi als Lehrer am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck und unterrichtet Deutsch, Geschichte und Sozialkunde. Durch seinen Beruf sei er nah dran an den Themen der Jugend. Auch für sie will er sich im Bundestag einsetzen. Gute Chancen, den Sprung zu schaffen, hat Schrodi. Er steht auf Listenplatz 17. Sollte ihn seine Karriere jetzt nach Berlin führen, würde das auch privat eine Umstellung für den Vater einer drei Jahre alten Tochter und eines fünf Jahre alten Sohnes bedeuten. Es ist noch nicht lange her, dass Schrodi sein Ausscheiden aus dem Olchinger Stadtrat damit begründete, dass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wolle. "Man muss sich irgendwann entscheiden, wohin man will", sagt er, darauf angesprochen. Eine Bundestagskandidatur bedürfe außerdem großer Vorarbeit. "Was ich mache, mache ich gescheit", erklärt er. Auf eines seiner Ämter, Schrodi ist auch Kreisrat und SPD-Kreisvorsitzender, habe er deshalb verzichten müssen. "Ich möchte mir auch als Abgeordneter Zeit für die Familie nehmen." Immerhin gebe es die Sitzungswochen. "Den Rest der Zeit will ich hier sein", sagt er. Auch, um Kontakte zu pflegen.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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