Olching:Sorge vor zunehmendem Verkehr

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Olching fordert die Kreisstadt auf, bei den Planungen für den Fliegerhorst Rücksicht auf die Nachbarkommunen zu nehmen. Ein gemeinsames Gutachten soll weiterhelfen

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Über die Nachnutzung des Fliegerhorst-Areals gibt es bei den Anrainerkommunen unterschiedliche Auffassungen. Kritisch sieht Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) die Stadtviertel-Planung der Stadt Fürstenfeldbruck. "Das ist aus der Klamottenkiste eines Stadtviertel-Planes", lehnt Magg, der selbst gelernter Stadtplaner ist, das Brucker Vorhaben vehement ab. Olching, aber auch Maisach und Emmering befürchten seit langem den Verkehr aus dem neuen Stadtviertel abzubekommen. Deshalb wollen die drei Kommunen jetzt ein Verkehrsgutachten erstellen lassen. Magg will sich dafür stark machen, dass sich auch die Stadt Fürstenfeldbruck daran beteiligt.

"Das Fliegerhorst-Areal ist ein Satellitenstandort", bekräftigt Magg im Stadtentwicklungsausschuss des Olchinger Stadtrates. Das Gelände wirke mehr in Richtung Olching und Maisach als nach Fürstenfeldbruck. Der Olchinger Rathauschef plädiert für einen Standort als Forschungs- und Entwicklungszentrum, einen interkommunalen Bildungs- und Freizeitstandort oder für eine interkommunale Gewerbefläche. Dann müssten weniger Versiegelungsmaßnahmen für das Gewerbe direkt in den Kommunen stattfinden. "Ziel der Anrainer muss es sein, die Stadt Fürstenfeldbruck dazu zu bewegen, sich ernsthaft mit Alternativen zu einem bloßen neuen Brucker Stadtteil zu beschäftigen und entsprechend auch aktiv beteiligt zu werden", formuliert Stadtbaumeister Markus Brunnhuber in der Sitzungsvorlage des Ausschusses. Die Kosten von etwa 140 000 Euro für das angestrebte Verkehrsgutachten teilen sich Olching, Maisach und Emmering. Olching hat jetzt 50 000 Euro dafür in den Haushalt 2021 eingestellt.

Die Vorgabe Olchings für das Verkehrsgutachten ist, dass von der bisherigen Infrastruktur ausgegangen wird. "Was kann man damit machen?", muss laut Magg der Ausgangspunkt sein, wenn es um die Entwicklung des Fliegerhorstgeländes gehe. Dem stimmt auch Ingrid Jaschke zu. Die Fraktionssprecherin der Grünen kann der Brucker Stadtviertel-Planung im Gegensatz zu Magg auch Positives abgewinnen. "Bruck will das Viertel nachhaltig und fortschrittlich mit kurzen Wegen und fahrradfreundlich entwickeln", positioniert sich Jaschke. Sie plädiert, wie später auch CSU-Fraktionschef Tomas Bauer, dafür, dass sich die Stadt Fürstenfeldbruck an dem Verkehrsgutachten beteiligt. Bisher ist das nicht der Fall. Bauer ergänzt, dass durch eine Beteiligung der Kreisstadt das Gutachten "einen höheren Beweiswert hat" und damit die notwendige Beachtung findet. CSU-Stadträtin Maria Hartl möchte ebenso wie Bauer, dass Olchinger Straßen, wie die Dachauer Straße und die Schlossstraße im Gutachten Berücksichtigung finden. "Das sind bekanntlich Schleichwege für die B 471", sagt Hartl. Man müsse Fürstenfeldbruck dazu bewegen, dass die Stadt davon wegkommt, "beim Fliegerhorst nur ihr eigenes Süppchen zu kochen".

Olching und die anderen Nachbarn der Kreisstadt sind skeptisch, wenn sie in den Leitzielen der Stadt Fürstenfeldbruck zum Verkehr lesen, in denen von einer Verringerung des Kfz-Verkehrs im Zentrum und im neuen Quartier die Rede ist. So soll der Fliegerhorst gemäß der Brucker Planung auch eine direkte Anbindung erhalten. "Wohin fließt oder wird dann der Verkehr bei einer Reduzierung im Brucker Stadtgebiet verdrängt und wie wirkt sich der Direktanschluss des Fliegerhorsts an das Hauptstraßennetz für die Nachbarkommunen aus?", fragt die Stadt Olching. Die Befürchtungen sind groß, dass man ähnlich wie Maisach und Gernlinden sowie Emmering nur zu den Leidtragenden von mehr Verkehr durch die Umgestaltung des Fliegerhorsts wird, ohne von dem Gebiet etwas Positives zu haben.

© SZ vom 25.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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