Olching:Sitzung mit Steinen

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Ein Ort zum Verweilen: Hans-Joachim Gregor zeigt einer Besucherin sein Klomuseum. (Foto: Günther Reger)

Am Welttoilettentag macht Hans-Joachim Gregor Führungen in seinem kleinen Klomuseum. Auf eine Frage ist er nicht vorbereitet: Warum gibt es nirgendwo genügend stille Örtchen für Frauen?

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Ein Welttoilettentag bietet die Möglichkeit, dieses lebenswichtige Menschenthema doch einmal grundsätzlich zu betrachten. Hans-Joachim Gregor steht gerade mit zwei jungen Männern und dem Berichterstatter in seinem kleinen Toilettenmuseum in Olching. Die Tür hat er von innen wegen Überfüllung geschlossen. Gregor, einmal in Erzählschwung geraten, lässt sich auf dem Örtchen nicht vom Klopfen draußen an der Tür stören. Auf etwas mehr als zwei Quadratmetern lauschen die Besucher Gregors Worten. Er erklärt die 48 nummerierten Utensilien, die an den Wänden der Toilette hängen.

Die beiden jungen Männer, 26 und 27 Jahre alt, sind extra zur Toilettenbesichtigung aus München angereist. Sie wollen sich offenbar auf eine Weltreise vorbereiten und von Gregor wissen, wie die Toilettenlage so ist und welche Reinigungsoptionen nach dem Geschäft sie erwartet. Der Museumsbetreiber erzählt von einem Blatt - "möglichst ohne Ameisen drauf" -, mit dem er sich in Guatemala abputzte. "Schnee nehmen die Eskimos", sagt er und im Mittelalter sei Moos sehr beliebt gewesen. Zar Peter der Große hätte einen Gänsehals bevorzugt. Dann deutet der gelernte Geologe auf einen Beutel Sand. "Das war das Klopapier der Tuareg", erklärt Gregor. Kieselsteine, die rechts an der Toilettenwand angebracht sind, bevorzugten die Türken zum Abputzen. "Was ist mit dem großen Stein an der Wand?", fragt einer der Männer. "Den benutzen die Mongolen in der Wüste Gobi", antwortet Gregor.

Den beiden Besuchern merkt man an, dass sie die Toilettengewohnheiten in der fernen Welt einigermaßen abschrecken. "Ich habe Angst bekommen", resümiert einer der Männer. "Ich werde wohl nur noch in Deutschland aufs Klo gehen, ich habe kein Verlangen auf Sitzungen mit Steinen." Der Museumsleiter stimmt ihm zu: "Klopapier ist immer noch am besten." Er öffnet die Tür und die nächste Führung steht an. Bereits morgens um halb neun war das Bayerische Fernsehen mit der Sendung Abendschau da gewesen. Etwa 25 Besucher haben Gregor dann bis nachmittags um vier auf Trab gehalten. Olchinger, Münchner und Interessierte aus Fürstenfeldbruck und Gröbenzell wollten sich über die Toilettenlage auf der Welt informieren. Auch eine Japanerin habe sich erkundigt.

Auf ein wichtiges Thema war Gregor nicht so ganz vorbereitet gewesen. Die Frauen unter den Besuchern beschäftigten sich mit der durchgängig miserablen Toilettenlage für das weibliche Geschlecht. Besonders bei Veranstaltungen im Landkreis - außer in der Germeringer Stadthalle - stehen Frauen vor der Toilette ständig in der Warteschlange. "Frauen brauchen länger als Männer", sagt Martha Greiner aus Gröbenzell, "da müssen viel mehr Frauentoiletten zur Verfügung stehen." Wie viele Frauen ist sie auch schon auf die gleichzeitig leere Männertoilette ausgewichen. "Besonders wenn der Bachchor in Fürstenfeld auftritt und alle Frauen in der Pause zur Toilette rennen, ist es ganz schlimm", machte sich auch die anwesende Grünen-Politikerin Christina Claus für mehr Frauentoiletten stark. Museumswärter Gregor nahm die Beschwerden auf und forderte für zukünftige öffentliche Bauten "fünf Klos mehr für Frauen als für Männer."

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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