Olching:Schneller, höher, weiter

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Im Landkreis werden immer mehr Elektrofahrräder verkauft, weil Motoren und Akkus leistungsfähiger werden. Gleichzeitig wird die Kundschaft für die teuren Gefährte immer jünger. Auf der FFB-Schau in Olching präsentieren Händler aus dem Landkreis eine breite Modellpalette

Von Erich C. Setzwein, Olching

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Robert Zellner zeigt, welchen Transportplatz das drei Meter lange Lastenfahrrad bietet.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Monika Hereth setzt auf eine umfangreiche Beratung ihrer Kunden, die aus Eichenau und den größeren Nachbarkommunen kommen.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die jugendliche Zielgruppe sprechen Korbinian Sturm und Patrick Schneider am Stand von Radsport Forner an.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Dieter Brunner zeigt ein E-Bike des Modelljahres 2019.

Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer macht's vor. Er kommt mit seinem weißen Lastenfahrrad zur FFB-Schau und stellt es demonstrativ vor der Halle ab. Jeder soll sehen, wie jene Mobilität aussieht, mit der man - ohne Verbrennungsmotor - nicht nur von A nach B, oder von Gröbenzell nach Olching - fahren, sondern auch richtig was transportieren kann. Das Strampeln unterstützen mittlerweile Elektromotoren, und die werden nach Auskunft von Fahrradhändlern immer leistungsstärker. Auch die Reichweiten, die die Radfahrer mit einer Akkuladung schaffen, werden immer größer, so dass sich die E-Bikes fast so gut verkaufen wie warme Semmeln. Zwar liegen für den Landkreis noch keine Verkaufszahlen vor, doch prognostiziert der Verband der Zweiradindustrie, dass in diesem Jahr in Deutschland 850 000 Elektroräder verkauft werden, was einem Plus von etwa 18 Prozent gegenüber den Vorjahreszahlen entspräche.

Die Zielgruppe

Zwar sind es noch immer mehr die älteren Radfahrer, die von ihren mit reiner Muskelkraft betriebenen Rädern umsteigen auf neue mit Elektromotor, doch die Zahl der Jüngeren, die sich für ein E-Bike entscheiden, nimmt zu. Das sagt Robert Zellner, Geschäftsführer von E-Motion in Olching. Seit zwei Jahren verkauft er Elektroräder und hat sportliche Modelle zum Mountainbiken ebenso im Angebot wie E-Bikes fürs tägliche Pendeln oder die Einkaufsfahrt. Korbinian Sturm von der Gröbenzeller Firma Radsport Fohrner bestätigt, dass die Zielgruppe nicht mehr nur die älteren Radler sei, sondern dass es vor etwa zwei Jahren zu einem Umschwung gekommen sei. "Man schafft mehr Kilometer und Höhenmeter mit weniger Aufwand", erklärt er das Interesse der sportlichen und jüngeren Kundschaft. Und Dieter Brunner von Stahl Sport aus Pasing sagt, die Altersspanne der Kunden reiche vom Kindes- bis ins hohe Seniorenalter. "Mein ältester Kunde ist 92." Den würde Monika Hereth von E-Bike Hereth aus Eichenau sicher auch noch bedienen, aber sie schaut sich ihre Kunden schon genau an. Wer schon gebrechlich sei, Gleichgewichtsstörungen oder Schwindel habe, dem würde sie kein E-Bike mehr verkaufen. Auch extrem übergewichtigen Kunden rate sie vom Kauf ab.

Die Technik

Das Interesse an den Ständen der E-Bike-Aussteller auf der FFB-Schau ist groß. Und die Fragen, die die potenziellen Kunden an die Berater stellen, drehen sich meist um zwei Themen: Preis und Akku. Beides hänge, wie Dieter Brunner meint, unmittelbar zusammen. Denn ein billiges E-Bike könne keine gute Batterie haben, und mit billig sind Komplettpreise unter 1500 Euro gemeint. "Ein Akku kostet zwischen 700 und 900 Euro", sagt Robert Zellner und weist darauf hin, dass jeder Akku seine Leistung mehrere Jahre lang nur dann entfalten könne, wenn er richtig gepflegt werde. Dazu gehöre nicht nur die Entladung, sondern auch das Laden in den Wintermonaten, wenn das E-Bike nicht benutzt werde. Mit der Zeit verliere der Akku zwar an Leistung, aber deshalb sei er nicht kaputt und müsse sofort ausgetauscht werden, "er hat halt weniger Reichweite". Die Hersteller, sagt Monika Hereth von E-Bike Hereth aus Eichenau, gäben die Reichweiten neuerer Modelle meist mit 200 Kilometern an, sie empfehle aber, etwa ein Drittel abzuziehen. Die Räder, die auf der Messe angeboten werden gibt es - mit Messerabatt - von 1700 Euro an aufwärts, die meisten liegen zwischen 2000 und 3000 Euro. Wobei es auch da weiter nach oben gehen kann, wenn es etwa um ein Lastenfahrrad geht. So eines steht bei Robert Zellner am Messestand und kann bis 200 Kilogramm transportieren.

Elektrisch mobil

Die Eichenauerin Monika Hereth führt zusammen mit ihrem Mann Fritz das E-Bike-Geschäft seit neun Jahren. Sie hat die Entwicklung im Landkreis mitbekommen und hat inzwischen viele Kunden auch außerhalb Eichenaus. Die meisten Kunden - und mittlerweile auch die männlichen - kämen am besten mit einem Rad mit tiefem Einstieg zurecht. Räder für den Alltag also, um bequem auf- und absteigen zu können. Wem der Einkaufskorb auf dem Gepäckträger oder die Packtaschen am Heck nicht mehr reichen, der müsse nicht zwangsläufig aufs Auto umsteigen, um Lasten zu transportieren, sagt Robert Zellner. Selbst Handwerker könnten ihr Werkzeug mit dem Lastenrad zur Baustelle fahren, mittlerweile seien unter seien Kunden auch Gemeinden und Städte, die die Bauhöfe mit Lastenfahrrädern ausrüsteten. Das Interesse sei gewachsen.

Mit den höheren Absatzzahlen und der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Elektrofahrräder ändert sich auch das Berufsbild des Zweiradmechanikers. Ähnlich wie sich der KFZ-Mechaniker zum Mechatroniker entwickelt hat, müssten sich laut Korbinian Sturm und Patrick Schneider von Radsport Fohrner die Fahrradmechaniker nun mehr mit Software und Elektronik beschäftigen, damit die E-Radler mobil bleiben.

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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