Olchinger Vogelpark:Saisonstart nach dem Sturm

Lesezeit: 3 min

Der Vogelpark in Olching hat seine Pforten nach der Winterpause wieder geöffnet.

Von Ariane Lindenbach, Olching

Der blaue Himmel schaut aus wie frisch gewaschen. Ein leichter Windhauch bewegt die noch kahlen Äste der Büsche und Bäume rings um den Volksfestplatz in Olching: Nach den letzten stürmischen Tagen wirkt das wie ein Friedensangebot von Petrus. Das vertraute "Twiet, twiet, twiet" von Vögeln in Frühlingslaune verstärkt den Eindruck von der Ruhe nach dem großen Sturm. Je näher man allerdings dem Vogelpark Olching kommt, desto häufiger mischt sich unter diese Rufe ein exotisches Krächzen, das auf einen verhältnismäßig großen Klangkörper schließen lässt: Trotz des jüngsten Kälteeinbruchs samt Sturmtief lebt der Großteil der Vogelpark-Bewohner bereits wieder in den Volieren am Rande der Amper, und seit Karfreitag hat der von den Mitgliedern des Vogelliebhabervereins Olching und Umgebung betriebene Park für Besucher geöffnet.

"Vom Sturm sind wir zum Glück verschont geblieben", sagt Karin Wagner. Die blonde Schriftführerin ist eine der rund 15 Vogelfreunde, die in ihrer Freizeit nahezu täglich in das 20 000 Quadratmeter große, von kleinen Bächlein durchzogene Areal kommen, um sich um die Vögel und die gesamte Anlage zu kümmern. So wie die beiden Männer, die gerade den Maschendraht an einem Gehege der Wasservögel in der Nähe des Kassenhäuschens flicken. Ein anderer ist mit den Vorbereitungen an der Kasse beschäftigt. Als Wagner spontan eine Führung anbietet, übernimmt er neben seinen anderen Aufgaben die Aufsicht über ihren noch nicht zu Ende gebrühten Kaffee. Die Schriftführerin ist eine von drei Vogelliebhabern, die im Park auch regelmäßig Führungen für Kindergärten und Schulklassen anbieten. "Wir haben bestimmt drei, vier Führungen die Woche", viele Besucher kommen aus dem Landkreis oder aus dem Raum München. Nach vorheriger Anmeldung bietet der Verein diese Führungen für Gruppen an. Wie Wagner berichtet, kommen manche Gruppen aus dem Münchner Osten nach Olching - zu einem Ausflug in den Vogelpark. Dieser beherbergt in seinen vielen Außenvolieren etliche exotische Vögel, darunter Papageienarten und Kauze, Geier und Kraniche. Die unter ihnen, die nicht "winterhart" sind, die also, wie der Ausdruck schon verrät, empfindlichen Pflanzen nicht unähnlich, Minusgrade nicht überleben würden, verbringen den Winter bei ihren Besitzern zu Hause. Denn die Vereinsmitglieder sind allesamt auch Vogelbesitzer, und so lange es die Witterung gebietet, werden die gefiederten Genossen eben in er eigenen Wohnung gehalten. Das gilt allerdings weder für die Weißnackenkraniche mit ihrer weiß gefiederten Rückseite, deren weiblicher Part bereits ein Ei ausbrütet, noch für die bunt gefiederten Gelbschwanz-Aras. "Die sind sommers wie winters draußen", doch jederzeit haben die Papageien die Möglichkeit, sich in das Schutzhaus zurückzuziehen. Dort herrschen Wagner zufolge stets Temperaturen um zehn, zwölf Grad Celsius.

Die meisten der etwa 600 Vögel verbringen freilich den Winter Zuhause bei ihren Besitzern im Warmen. Inzwischen, Anfang April, ist der Großteil der etwa 150 Arten wieder in den Park an der Amper umgezogen. Obwohl es heuer noch recht kühl sei, die Vegetation entsprechend hinterher hinke, so Wagner, seien mehr als drei Viertel der Vögel zur Eröffnung am Karfreitag wieder da. So wie der schwarze Anden-Kondor, der mit seinen 15 Kilogramm Körpergewicht und 3,20 Meter Flügelspannweite ein Vertreter der größten Geierart ist. "Das ist unser ältester Bewohner, der Hannes". Das imposante, schwarz gefiederte Tier, das wie in Zeitlupe seine Schwingen ausbreitet und Richtung Sonne dreht, ist mehr als 60 Jahre alt. "Den Vögeln geht es wie uns: Wenn die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, dann blüht man auf." Hannes lebte in Zoos in der Schweiz und in Großbritannien, bevor er nach Olching kam. "Wir haben sehr viel Kontakte zu Zoos im In- und Ausland, wir sind teilweise in Zuchtprogramme involviert", erläutert die Schriftführerin. Die Beteiligung an Zuchtprogrammen ist wichtig, weil der Genpool einzelner, in Gefangenschaft lebender Arten auf diese Weise erweitert wird. So lebt im Vogelpark Olching beispielsweise ein Gelbkopfgeier-Paar; in ganz Deutschland gibt es nur ein Dutzend dieser Vögel.

Weiter geht es durch die mit Büschen und Bäumen bewachsene Auenlandschaft, vorbei am Gehege der Wasservögel. Dort tummeln sich diverse Entenarten. Im Freien, außerhalb der Voliere, laufen ein Pfau und drei Puten über den Weg. Wie Wagner erklärt, müssen die ebenso wie die Heiligen Ibisse nicht eingesperrt werden. "Sie wissen, wo es das Futter gibt." Dorthin kehren sie immer wieder zurück. Nur dass die Ibisse feuchte Sumpflandschaften oder die Uferböschung der Amper außerhalb des Parks bevorzugen - was viele Spaziergänger draußen begeistert, ein paar Hundebesitzer aber an ihre Grenzen bringt. Bei den Sittichen ist die Gelbstirn-Amazone Chico die Attraktion. "Hallo", schnarrt es aus der Voliere. Der sprechende Papagei fasziniert viele Besucher. Chico war auch der Grund, warum einmal sogar ein Fernsehteam des Senders TV München den Olchinger Vogelpark besuchte.

Der Vogelpark in Olching, Toni-März-Straße 1, ist an Sonn- und Feiertagen bis Ende Oktober von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.vogelpark-olching. de

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: