Olching:Richtfest am Nöscherplatz

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Zimmermann Georg Gerum verliest auf dem Gebäude die traditionellen Trinksprüche. (Foto: Lukas Barth)

Für das Olchinger Wohnhaus mit Café fehlen nur noch die Ziegel

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Zimmermann Georg Gerum pfeffert das Sektglas nach unten aufs Pflaster. Kurz zuvor hatte der Geschäftsführer der Zimmerei aus Landsberied beim Richtfest des neuen Wohn- und Geschäftshauses am Nöscherplatz die Zimmermann-Trinksprüche für den Bauherrn, die Architekten und die Maurer und Zimmerleute den Gästen laut vernehmbar vor dem Haus zugerufen. Die Dachverstrebungen und -latten sind bereits montiert und genagelt, aber die Dachziegel fehlen noch, was hoffentlich nicht zum Problem wird.

Dachziegel sind momentan schwer zu bekommen. "Sie sind für November avisiert", sagt Reinhard Henzler, der im Olchinger Bauamt für das Projekt zuständig ist. Er hat mit Firmen verhandelt und Glück gehabt. "Wenn ich zwei Tage später bestellt hätte, wäre es Februar geworden, bis wir das Dach hätten decken können", berichtet Henzler von seinen Telefonaten. Warum Dachziegel gerade knapp sind, weiß niemand so genau. Bis sie nach Olching kommen, wird das Dach mit Folie abgedichtet. Bauherr ist die Stadt Olching. Auf dem Bauschild steht, bei dem kommunalen Wohnungsbauprojekt sieben Wohnungen und eine "attraktive Gastronomie" entstehen sollen. Dazu wird es ein öffentliches WC geben. "Dort auf der linken Seite wird die Toilette - auch für Menschen mit Behinderung - untergebracht", erläutert Bürgermeister Andreas Magg (SPD) und verkündet zufrieden, dass ein lang gehegter Wunsch der Olchinger Bürgerinnen und Bürger erfüllt wird.

Das Grundstück hatte die Stadt bereits 2001 erworben. Das damalige Gebäude beherbergte ursprünglich ein landwirtschaftliches Anwesen und später ein Fußbodengeschäft. Nach dem Abriss wurde die Fläche als Parkplatz genutzt. 2014 entschloss sich die Stadt grundsätzlich dort zu bauen. Sechs Jahre lang dauerte dann die Planungsphase, bis 2020 der Spatenstich erfolgte. "Was passt denn dort hin?", erinnert Magg an zwei Planungsentwürfe, die im Bauausschuss des Stadtrates verworfen wurde. Schließlich steht die katholische Kirche Sankt Peter und Paul als prägendes Bauwerk unmittelbar daneben. Erst die dritte Variante, die Bauamtschef Markus Brunnhuber einbrachte, fand schließlich die Zustimmung des Stadtrates. "Die Idee war überzeugend", meint Magg noch heute. So hat das Gebäude mitten in Olching an der Vorderseite der Fassade drei eindrucksvoll geschwungene Gaubenschilder in Erinnerung an das Kaufhaus Kahn, das in der Nähe auf dem Grundstück des heutigen "Jeanshouse" stand. Damit wurde so etwas wie eine historische Brücke geschaffen. Geschaffen wird auch "bezahlbarer Wohnraum für einige Menschen", so der Bürgermeister. Aber nicht nur das.

Im Erdgeschoss unter die Arkaden wird ein Café einziehen, das sich bei passendem Wetter über den Nöscherplatz ausbreiten wird und dem Areal zusätzliches Flair verleihen soll. Pächter des Cafés wird die Olchinger Confiserie "Neßbach & Schwalber" sein. Die wird schmackhafte Torten und Pralinen anbieten, aber auch mit einem "Eislabor", also einer Eisdiele, dort einziehen. Mit vier Millionen Euro Baukosten ist das Gebäude veranschlagt. Im Frühjahr kommenden Jahres sollen die Mieter am Nöscherplatz ein neues Zuhause finden.

© SZ vom 04.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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