Olching:Pädagogischer Hilfstrupp

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Im Kampf gegen den Personalmangel sollen Freiwillige die städtischen Kindertagesstätten entlasten

Von Julia Bergmann, Olching

Im Kampf gegen den Erzieherinnenmangel in den städtischen Kindertageseinrichtungen greift die Stadt Olching jetzt zu einer ganz besonderen Lösung: Freiwillige sollen die Fachkräfte in den Einrichtungen in Zukunft unterstützen. Das heißt Menschen, die sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) entschieden haben, sollen in Zukunft in Kindertagesstätten eingesetzt werden. Und die Stadt geht noch weiter: "Grundsätzlich könnte das jeder machen, der einigermaßen qualifiziert ist und einen tadellosen Leumund hat", erklärt Rathausgeschäftsführer Jürgen Koller. Das könne auch etwa eine Hausfrau und Mutter sein, die sich in diesem Bereich einbringen möchte.

Diskutiert und beschlossen wurde dieser Plan am Dienstag im Sozialausschuss. "Der Vorschlag ist aus der Elternschaft an uns herangetragen worden", erklärt Bürgermeister Andreas Magg (CSU). Natürlich müsse man zunächst prüfen, inwieweit es Menschen gebe, die diese Aufgabe übernehmen können und natürlich müssten Freiwillige, wegen der erwünschten Bindung zwischen Kindern und Personal, auch regelmäßig zur Verfügung stehen, gibt Magg zu bedenken. Er verdeutlicht aber auch, dass er in dieser Regelung die einzige derzeit mögliche Alternative sieht. Wie Magg betont, werde die Kommune zunehmend in die Situation kommen, dass zwar Räume zur Betreuung geschaffen werden können, das Personal aber fehlen wird. "Ich sehe auch nicht die große Veränderung auf dem Personalmarkt", sagt er. Zugleich betont er, dass es sich bei der zur Diskussion stehenden Lösung nicht um einen Ersatz für Fachkräfte, sondern um eine Ergänzung handeln soll.

Prekär ist die Situation in den Kinderbetreuungseinrichtungen in Olching bereits seit Jahren, schon mehrmals mussten in der Vergangenheit aufgrund von Krankheitsfällen beim Personal Gruppen geschlossen werden. "Es brennt", sagt auch SPD-Stadträtin Michaela Andersch-Steer. Deswegen plädiert die Politikerin für eine möglichst schnelle Umsetzung des Plans. Wie viele Stellen derzeit genau in den öffentlichen Betreuungseinrichtungen unbesetzt sind, kann Jürgen Koller auf Anfrage nach der Sitzung nicht eindeutig beantworten. Es komme darauf an, ob man den Stellenplan, den Mindestbedarf oder den fördertechnischen Bedarf betrachte. Koller legt sich letztlich nur darauf fest: "Fünf bis zehn Kräfte könnten wir unterbringen."

Explizit für die Lösung spricht sich während der Sitzung auch Gerlinde Zachmann (FW) aus. Es sei schon immer ihre Meinung gewesen, dass man ein solches Modell verfolgen sollte. "Vor allem im Krippenbereich, wo es oft um kleine Handreichungen geht. Wir sollten das wirklich machen", sagt sie.

Einen möglichen Kritikpunkt hatte Magg bereits zu Beginn der Sitzung angesprochen. Erzieherinnen könnten zurecht drauf hinweisen, dass sie nicht umsonst eine langwierige Ausbildung durchlaufen haben. Auch Andreas Hörl (CSU) greift diesen Gedanken später auf und mahnt, dass man vermeiden müsse, dass sich Erzieherinnen diskreditiert fühlen. Es ist auch Hörl, der fragt, wie die Hilfskräfte eingruppiert und somit entlohnt werden sollen. Für Bufdis und FSJler gebe es Tarife, so Koller. "Ansonsten wird nach Qualifizierung entschieden und der Einzelfall betrachtet", ergänzt er.

Um zusätzlich Fachkräfte zu werben, gibt es in Olching momentan außerdem die noch verwaltungsinterne Überlegung, Ausbildungskosten künftiger Erzieherinnen zu übernehmen, wie Koller nach der Sitzung erläutert. Das würde die Stadt tun, wenn sich Interessenten verpflichten, ihre Arbeit nach dem Abschluss in Olching anzutreten. "Wir müssen an die Quelle ran und das ist da, wo die Leute ausgebildet werden", sagt er. Und Koller geht noch weiter: "Ich halte nichts davon, nur zu sagen, wir übernehmen die Ausbildungskosten." Ginge es nach Koller, sollte die Stadt dem Personal halbjährlich oder jährlich einen Betrag, sozusagen als Prämie, zusätzlich zum regulären Lohn auszahlen. Aber noch sei in diese Richtung nichts beschlossen.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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