Olching:Nichts gewonnen

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Vor dem Volksfestplatz wird es keine Ampel geben. Bei Veranstaltungen soll nur das Tempo auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert werden. (Foto: Günther Reger)

Die Olchinger Grünen hätten gerne eine Fußgängerampel am Volksfestplatz gehabt. Eine Mittelinsel als Alternative war ihnen nicht genug, sie hielten ihren Antrag aufrecht. Der ist nun durchgefallen

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Am Olchinger Volksfestplatz will der Stadtrat keine Fußgängerampel haben. Das steht nach einer halbjährigen Diskussion über einen Zebrastreifens, eine Querungshilfe oder eben eine Bedarfsampel jetzt fest. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses inklusive Bürgermeister Andreas Magg (SPD) hatten sich vor ihrer Abstimmung sogar noch die Situation an der Neu-Estinger-Straße angeschaut.

Selbst der Ortstermin änderte nicht mehr viel an der Entscheidung des Ausschusses. Es sollen nun lediglich zwei Klappschilder in jeder Fahrtrichtung aufgestellt werden, die die Autofahrer auf querende Fußgänger aufmerksam machen.

Das war natürlich den Grünen, die den Antrag gestellt hatten, viel zu wenig. "Dieses Ergebnis ist sehr enttäuschend", meinte Grünen-Stadträtin Ingrid Jaschke nach der Sitzung. Hatte sie doch zusammen mit ihren Parteikolleginnen sehr viel Herzblut in diesen Antrag investiert.

So gab es im Juni dieses Jahres eine eigene Verkehrszählung der Grünen, die mit den Zahlen ihren Antrag untermauern wollten. Ursprünglich hatten sich die Grünen für einen Zebrastreifen auf der Höhe des Sebastian-Miller-Weges zum Schutz der Fußgänger stark gemacht. Die Partei zählte damals 60 Fußgängerüberquerungen und 1261 Fahrzeuge in zwei Stunden. Mit 410 Unterschriften von Olchinger Bürgern zur Errichtung eines Zebrastreifens sollte der Antrag noch mehr Gewicht bekommen.

Doch die Grünen haben damals offenbar nicht die Richtlinie für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (RFGÜ) aus dem Jahre 2001 gekannt. Die besagt, dass mindestens 50 Fußgänger in der Stunde die Straße überqueren müssten, um einen Zebrastreifen aufgemalt zu bekommen. Auch bei einer Verkehrszählung der Stadt im Mai und im Juli 2015 mit 17 und 24 Personen pro Stunde wurden die 50 Querungen ebenfalls bei weitem nicht erreicht.

Die Grünen hätten in der Bauausschusssitzung vom Juli eine sogenannte Querungshilfe mit Mittelinsel bekommen können. Kostenpunkt nach Schätzung der Stadtveraltung: 90 000 Euro. Hätte bei dieser Sitzung die Grünen-Stadträtin Heide Kuckelkorn nicht aus Kostengründen dagegen, sondern dafür gestimmt, wäre die Abstimmung 6:5 für die Querungshilfe ausgegangen. Doch die Grünen ließen nicht locker und machten sich jetzt für eine Ampelanlage stark. Der standen jedenfalls keine Richtlinienhindernisse im Wege.

Unterstützung bekamen die Grünen durch die Stadtverwaltung. Die hatte in der Sitzungsvorlage bekräftigt, dass die Zählungen während des Volksfestbeginns mit 329 Fußgänger- und Radüberquerungen bei 948 Fahrzeugen pro Stunde eine Bedarfsampelanlage rechtfertigen würde. Die Ampel müsste jedoch für etwa 17 000 Euro neu errichtet werden. Eine Umsetzung der nicht mehr benötigten Ampel von der Dachauer Straße/Kapelle sei aufgrund des Alters der Ampel nicht mehr rentabel.

Doch mit einer Bedarfsampel an dieser Stelle konnte sich die Mehrheit des Ausschusses nicht anfreunden. Man befürchtete unnötige Wartezeiten für Autofahrer, weil die Ampel auch gedrückt werde, wenn kein Fahrzeug komme.

Mit Ingrid Jaschke stimmte nur SPD-Stadtrat Alfred Münch für die Bedarfsampel. Der Ausschuss befürwortete jedoch bei Großveranstaltungen auf dem Volksfestplatz in der lang gezogenen Kurve der Neu-Estinger-Straße Tempo 30-Schilder auszustellen.

Die Geschwindigkeitsreduzierung und zwei Klappschilder als Gefahrenzeichen versöhnten Ingrid Jaschke jedoch nicht. "Das ist alles sehr bedauerlich", kommentierte Jaschke die Ablehnung der Bedarfsampel. Aufheitern konnte sie auch nicht mehr der Beschluss des Ausschusses, der beim Ortstermin entstanden ist, die Bordsteinkanten an dieser möglichen Gefahrenstelle auf beiden Seiten gleichmäßig abzusenken, damit Fahrradfahrer, Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen leichter auf die andere Seite kommen können.

Für CSU-Fraktionschef Tomas Bauer hätten die Grünen ein Scheinproblem aufgegriffen: "Dort hat es noch nie einen Unfall gegeben. Es ist kein echtes Problem, aber wir müssen die Sache behandeln, weil die Grünen einen Antrag vorlegen."

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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