Olching:Lichter tanzen über den See

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Die Wasserwacht begeistert mit ihrem Fackelschwimmen wieder mehr als 500 Zuschauer. Und zum Schluss der kleinen Show entsteigt dem eiskalten Wasser ein göttlicher Geschenkebote

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Es scheint alles vorbei zu sein. Die Fackelschwimmer der Wasserwacht sind wieder aus dem Olchinger See gestiegen und freuen sich auf ihre trockene Garderobe, da gibt es noch eine Sensation für die Kinder. Neptun taucht plötzlich aus dem Wasser auf und ein Raunen ging durch die dichten Besucherreihen. Mit einem weiß-blauen Dreizack und einer goldenen Krone marschiert der römische Gott, der dem griechischen Meeresgott Poseidon entspricht, in seiner schwarzen Verkleidung an Land. Dort verteilt er dann Tüten mit Süßigkeiten an die verblüfften Kinder. Die Männer und Frauen der Olchinger Wasserwacht begeisterten wieder mit ihrem jährlichen Spektakel, das 500 neugierige Besucher an den Olchinger See zog und jedes Mal so aufbereitet ist, als ob es das erste Mal ist.

Dabei gingen die Wasserwachtler diesmal schon zum 38. Mal ins Wasser. "Sie sind schon umgezogen, aber es gibt noch ein Treffen, wie sie schwimmen werden", sagt Pressesprecher Alexander Böhm, der den Weg ins Wasserwacht-Häuschen am See versperrt. Die Zuschauer halten sich draußen mit Glühwein warm. Kinder laufen aufgeregt herum und postieren sich in der ersten Reihe am See. "Toll, dass die sich ins Wasser trauen", meint eine Mutter, die mit ihren kleinen Kindern Stammzuschauerin ist. Aus dem Lautsprecher erklingt passend "Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See."

In Olching entsteigt der Meeresgott Neptundem See, begleitet von Fackelschwimmern, ein Neptun, um wie Nikolaus die Kleinen zu beschenken. (Foto: Johannes Simon)

Auf Schnee muss die Veranstaltung wieder einmal verzichten. Dafür kommen wenig später 34 Schwimmer entschlossen aus dem Haus. Jeder von ihnen hält eine brennende Fackel in der Hand. Sie teilen sich auf, eine Gruppe geht rechts, eine links etwa 200 Meter um den See herum. Dann steigen sie langsam hintereinander ins Wasser - die Fackel am ausgestreckten Arm. "Das Wasser ist ein Grad warm", hat Böhm vorher erzählt, "draußen beträgt die Temperatur minus zwei Grad".

Die Fackelschwimmer tragen rote und blaue Neoprenanzüge als Kälteschutz. "Im vergangenen Jahr waren zwei Schwimmer nur in Badehose dabei", erzählt Böhm von den beiden mutigen "Eisschwimmern". Auch im Neoprenanzug friert jeder Schwimmer zunächst. Der Anzug läuft nach und nach mit etwas Wasser voll, das Wasser wird dann durch die Körpertemperatur erwärmt, so dass die Kälte für den Schwimmer halbwegs erträglich wird. "Maximal 40 Minuten kann man so im See bleiben", sagt Böhm noch. Die Fackelschwimmer reizen ihre Zeit nicht aus, sie zeigen etwa 20 Minuten ihre Choreografie. Zunächst schwimmen beide Gruppen langsam im Fackelschein aufeinander zu. Als sie sich treffen, umkreisen sie sich und postieren sich in einer langen Linie Richtung Land. Dann umkreisen sie mehrmals den Christbaum, dessen Spitze aus dem Wasser ragt. Als der Christbaum plötzlich aus dem Wasser mit Lichtern empor schießt, löschen die Schwimmer ihre Fackeln und kommen unter dem Beifall der Besucher an Land.

Zum Schluss des Fackelschwimmens entsteigt Neptun als Überraschungsgast dem Wasser und beschenkt die Kinder. (Foto: Johannes Simon)

Sandra Witiska wirkt erleichtert, dass es vorbei ist. "Bevor es in den See ging, habe ich gefroren", sagt die 17-jährige Jung-Wasserwachtlerin und wischt sich noch das Wasser aus dem Gesicht. Sie hat zum dritten Mal mitgemacht. Für Oliver Obermaier ist das Fackelschwimmen dagegen schon Routine. Zum 15. Mal ist der 49-Jährige dabei gewesen. Obermaier weiß genau, was passiert. Er ist ohne Kapuze geschwommen. Gefroren hat er nicht. "Nach fünf Minuten ist der Körper warm geworden", erzählt er, "dann geht das". Bei Matthias Schedlbauer ist das ähnlich gewesen: "Du musst halt warten, bis der Anzug voll gelaufen ist." Für den verkleideten Neptun ist die Arbeit nur vermeintlich einfacher gewesen. Er hat sich in seinem Taucheranzug mit den Sauerstoffflaschen auf dem Rücken schon vorher im Wasser verborgen und auf seinen Moment gewartet, bis er auftauchen konnte. Er sieht, als er den Kindern ihre Geschenke überreicht, ziemlich furchterregend aus. Er hat immer noch die schwarze Taucherbrille im Gesicht und sein Fischernetz ähnlicher Umhang wirkt so, als ob Neptun umgehend wieder ins kalte Nass zurück will.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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