Olching:Lesestoff zum Kaffee

Lesezeit: 2 min

Die städtische Bücherei in Esting schließt nach 40 Jahren und zieht ein paar Meter weiter in den Verkaufsraum einer Bäckerei. In der Schule zurück bleibt eine nicht-öffentliche Bibliothek für die Kinder

Von Katharina knaut, Olching

Neun große graue Behälter stapeln sich im Nebenzimmer der Bücherei Esting. Sie sind so voluminös, dass sie den gesamten Raum einnehmen, ein Durchkommen ist so gut wie unmöglich. Irja Gebhart, eine der Mitarbeiterinnen der Bibliothek, lehnt im Türrahmen und lässt ihren Blick über die Behälter schweifen. "Das sind die neuen", erklärt sie. "Die ersten neuen Bücher für die neue Bücherei."

Außer den Behältern gibt es kaum einen Hinweis darauf, dass dieser Abend der letzte der Bücherei Esting sein wird. Über 40 Jahre war sie im Erdgeschoss der Grundschule angesiedelt. Nun soll in der Nähe der S-Bahn, einige hundert Meter weiter, im Zusammenarbeit mit einer Bäckerei eine neue Bücherei entstehen: Eine Kombination aus Lesemöglichkeit und Café. Besucher sollen dort einen Kaffee genießen und gleichzeitig in den Werken verschiedener Autoren schmökern können. Der Standort in der Grundschule wird stattdessen in eine Schulbibliothek umgewandelt, zurück bleiben Kinderbücher, der öffentliche Betrieb wird eingestellt. Aus diesem Grund haben Gebhart und ihre Kolleginnen an diesem Abend zu einem Umtrunk eingeladen.

Die Regale in der Estinger Bücherei leeren sich. Zurück bleibt nur eine Schulbibliothek. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Über 20 Menschen haben sich zwischen den Regalen versammelt, um Abschied von der Bibliothek zu nehmen. Unter ihnen sind vor allem ehemalige Mitarbeiter, aber auch einige langjährige Leser. Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre, die meisten der Anwesenden sind alte Bekannte. Gemeinsam gehen sie noch einmal in der Zeit zurück, erinnern sich an die 40-jährige Geschichte der Bücherei. Angela Jagoda, die zehn Jahre in Esting tätig war, hatte sogar alte Zeitungsartikel zusammengesucht, um die Historie der Bücherei zu rekapitulieren.

Die Leiterin der Bücherei Irja Gebhart begrüßt die Gäste, die zur Abschiedsfeier gekommen sind. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Angefangen hatte alles am 20. September 1978. Damals habe der damalige Gemeindebürgermeister Manfred Krug die Bücherei offiziell eröffnet, so Jagoda. Erster Leiter war der damalige Schulrektor Josef Wolf. Ein Jahr darauf konnte bereits der 500. Leser ausgezeichnet werden. Zu dem Zeitpunkt umfasste die Bücherei rund 5400 Bände, 10 000 Mark Zuschuss erhielt sie von der Gemeinde für weitere Anschaffungen. In den folgenden Jahren wurde die Bibliothek modernisiert, Computer kamen hinzu, 2001 wurde der Standort auf Initiative der Agenda 21 auch mit einem Internetzugang ausgestattet. "Für eine Mark konnten Besucher dann für eine halbe Stunde im Internet surfen", erzählt Jagoda. Im Laufe der Jahre organisierten die Mitarbeiter auch verschiedene Veranstaltungen, von Theateraufführungen und Lesungen bis hin zu Spiele- und Bastelnachmittagen.

Zum Abschied gibt es einen kleinen Umtrunk, zu dem Leser und ehemalige Mitarbeiter erschienen sind. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Hauch von Nostalgie hängt über diesem Abend. Beinahe jeder der Gäste kann sich an ein besonderes Erlebnis oder Ereignis erinnern, das er mit der Bücherei verknüpft. Esting habe sich immer durch seine familiäre Atmosphäre ausgezeichnet, darin sind sich alle einig. Die Abschiedsfeier bedeutet jedoch nicht, dass die alte Bibliothek Esting nun in der Versenkung verschwindet. Im Gegenteil: Gebhart, die weiter in der Schulbibliothek arbeiten wird, überlegt eine Reihe von Lesungen zu organisieren. "Das war schon immer ein Wunsch von mir." Im Blick hat sie beispielsweise Erhard Dietl, den Autor der Kinderbücher "Die Olchis". Auch Bibliotheksleiter Matthias Wagner hat bereits einige Pläne für die künftige Schulbücherei. Man könne Schülern hier beispielsweise beibringen, wie man gut recherchiert und Themen präsentiert, erklärt er. Die Bibliothek würde sich dafür anbieten.

Langfristig möchte er auch erreichen, dass alle Schulen in Olching über dieselbe Grundausstattung verfügen, mit einer gewissen Anzahl an Computern und neuen Kindermedien. "Dass in jeder zumindest dieselben Mindeststandards vorhanden sind." Denkbar wäre beispielsweise auch ein gemeinsamer Ausweis, den die Kinder in der Grundschule erhalten und auch in den weiterführenden Schulen in Olching benutzen können. "Aber das ist alles noch Zukunftsmusik." Im kommenden Schuljahr werde man zunächst noch improvisieren. Veränderungen kommen voraussichtlich erst 2020 oder 2021.

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: