Olching:Lebensretter Fahrradhelm

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Anderas Cherchi ist selbst gerne mit dem Mountainbike unterwegs. Deswegen kann der Polizist den Kindern Erfahrungen aus der Praxis mitgeben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Andreas Cherchi bildet Schüler zu sicheren Teilnehmern im Straßenverkehr aus

Von Luca Thiel, Olching

"Dreimal in meinem Leben hat mir der Helm das Leben gerettet", erzählt Andreas Cherchi. Einmal fuhr er eine Bergabfahrt mit dem Mountainbike und übersah eine Wurzel, die ihn zu Fall brachte. Der Aufprall auf den Kopf zerschmetterte den Helm, Cherchi aber blieb unverletzt. Auch im Straßenverkehr zieht er den Helm auf, sobald er sich auf das Fahrrad setzt. Der 43-Jährige ist sich seiner Vorbildfunktion als Verkehrserzieher und Erste-Hilfe-Ausbilder bei der Polizeiinspektion Olching sehr bewusst. Er kennt die Gefahren, denen der Radler ausgesetzt ist. "Der Helm ist eine Lebensversicherung".

Cherchis Aufgabe ist das Vermitteln von Verkehrs- und Verhaltensregeln auf dem Fahrrad. Dafür hält er die Fahrradprüfungen in den vierten Klassen der Grundschulen in Fürstenfeldbruck, Emmering, Gröbenzell, Puchheim, Eichenau und Olching ab. Natürlich nicht alleine. In Fürstenfeldbruck gibt es vier weitere Verkehrserzieher, in Olching einen. Die Kommunen stellen die Übungsplätze bereit und liefern Räder und Helme für die Prüflinge. Im laufenden Schuljahr bilden die Verkehrserzieher etwa 60 Schulklassen aus, das entspreche bis zu 1700 Schülern. Die Anstrengung sei vorprogrammiert, doch der Polizist weiß, dass er sich für die richtige Sache einsetzt. "Der eindrucksvollste Moment war, als mir vor einer Fahrradprüfung ein kleines Mädchen weinend entgegenlief. Sie bedankte sich schluchzend bei mir, weil sie durch meinen Unterricht begonnen hatte einen Helm beim Radfahren zu tragen. Bei einem Unfall mit einem Auto schlug sie mit dem Kopf voll auf den Randstein. Der Helm rettete ihr das Leben". Cherchi erzählt, dass es viele Gründe gab, die ihn vor acht Jahren dazu brachten, dem Streifendienst bei der Polizei den Rücken zu kehren um künftig Verkehrserzieher zu werden. Er arbeite wahnsinnig gerne mit Kindern, da diese so ehrlich und nett seien. Auch seine eigene Fahrradführerscheinprüfung ist ihm in guter Erinnerung geblieben. Für ihn als jugendlichen BMX-Fahrer war es wichtig den Helm zu tragen, wenn er etwa auf dem Fahrradplatz der Hirschbergschule eine Wurzel, die den Asphalt durchdrungen hatte, als Sprungschanze nutzte.

Der Ruf der Polizisten sei damals wesentlich besser als heute gewesen, sagt er. Aus Erzählungen über seinen Opa, der Polizist bei der Münchner Stadtwache war, hat Cherchi den Beruf deswegen schon früh lieb gewonnen. Dennoch war er zuerst Maschinenschlosser, bis er 1999 entschied, die Karriere eines Polizisten einzuschlagen. Für ihn sei das zur Berufung geworden. "Im Akkord zu montieren war mir zu öde. Ich wollte was Gutes tun und den Menschen helfen", so der Verkehrserzieher. Und sein Einsatz geht sogar über seine normalen Verpflichtungen hinaus. Es sei schon vorgekommen, dass sich die Familien einiger Kinder aufgrund finanzieller Notstände keine Fahrräder leisten konnten. Die Polizei rettete Fahrräder vor dem Schrottplatz, woraufhin Cherchi und ein Kollege aus eigener Tasche Reparaturen vornahmen, um ärmeren Kindern ein verkehrstaugliches Geschenk zu machen.

Der Fahrradunterricht fängt mit vier theoretischen Stunden in Schule an, mit abschließender Theorieprüfung. Ist diese bestanden, folgt die Praxis. Vergangenes Jahr bestanden 93 Prozent der Kinder die Prüfung und erhielten den Fahrradführerschein in Form eines Aufklebers, auf dem "geprüfter Radfahrer" steht. Wenn ein Schüler nicht besteht, werden die Eltern kontaktiert und aufgefordert mit dem Kind zu üben. Cherchi appelliert an alle Eltern, ihre Kinder bei Problemen im Verkehr zu unterstützen, nur so könne die Sicherheit gewährleistet werden.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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