Olching - Kurioses in der Krise:Mit Erfindergeist gegen Corona

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Der Olchinger Tüftler Bruno Gruber hat bereits vor einigen Jahren auf einer Fachmesse den Prototypen einer Mütze mit Luftfilter vorgestellt. Realistischer als diese skurril anmutende Entwicklung scheint aktuell die Vermarktung einer ganz besonderen Türklinke zu sein

Von Stefan Salger, Olching

Corona heißt übersetzt Krone. Der Olchinger Tüftler Bruno Gruber will der Krone eine Mütze entgegensetzen. Keine normale Mütze, sondern eine mit Luftfilter. Und mit Patent. Die hat er bereits vor vielen Jahren entwickelt und 2014 auf der Erfindermesse in Nürnberg vorgestellt. In der Kopfbedeckung befindet sich eine Schaumstoffeinlage. Durch die wird Außenluft gefiltert und in kleinen Kunststoffschläuchen durch ein weiteres kleines Schaumstoffkissen geführt, das man sich unter die Nase klemmt. Das wirkt ziemlich skurril. Aber der 78-Jährige ist davon überzeugt, dass man sich und seine Mitmenschen so vor der Infektion mit den Coronaviren schützen kann - auch wenn das System nicht klinisch geprüft und offen ist, ob der Schaumstoff die winzigen Krankheitserreger wirklich herausfiltert.

Bessere Aussichten dürfte ohnehin eine andere Erfindung aus dem reichen Fundus des Olchingers haben: Als 2002 das Sars-Virus in vielen Ländern zahlreiche Todesopfer forderte, sann Gruber auf Abhilfe. Technisch einfach sollte es sein - wie die meisten der Erfindungen, die in seinem Keller aufgereiht sind. Stabile Low Tech, die funktioniert. Aber mit hohem Alltagsnutzen. Übertragen wurden auch die Sars-Viren sowohl per Tröpfcheninfektion als auch über Anhaftungen an Händen, mit denen man sich meist unbewusst irgendwann an Mund oder Augen greift.

Bruno Gruber mit der "Corona-Maske", die er entwickelte, als in Asien das Sars-Virus grassierte. (Foto: Matthias F. Döring)

Und womit haben Hände praktisch immer Kontakt? Richtig: mit Türgriffen. Und so entwickelte Gruber die "antibakterielle Türklinke". Das ist eine Röhre aus gelochtem Metall, zwischen deren Doppelwänden ein mit Desinfektionsmittel getränktes Schwammtuch steckt. Das wird über die Türklinke geschoben. Betätigt man diese, kommen die Hände mit der Flüssigkeit in Kontakt und Krankheitskeime sollen dadurch abgetötet werden. Medizinische Tests gab es bislang nicht. Aber für Gruber ist klar, dass das funktioniert. Jetzt bräuchte es nur noch jemanden, der das in Großserie herstellt und vermarktet. "Das kann ich selbst natürlich nicht leisten", sagt der Tüftler, der neben Privathaushalten vor allem Krankenhäuser, Seniorenheime und öffentliche Einrichtungen im Auge hat.

Der Erfinder hofft, dass sich damit eine dritte Erfindung größer vermarkten lässt - in den Neunzigern hatte er Patente für eine Teichbelüftung und einen Dübel verkauft. Vor ein paar Jahren hatte er auch große Hoffnungen in seine Bonsai-Miniaturpflanzen gesetzt. Über die hatte sogar die US-Illustrierte National Enquirer berichtet, irgendwann standen amerikanische Touristen an Grubers Gartenzaun. Berühmt will er aber gar nicht werden, das hält nur ab vom Tüfteln.

Auf seiner Homepage demonstriert der Erfinder die Montage seiner antibakteriellen Türklinke. (Foto: privat)

Und Corona? Gruber arbeitet allein zu Hause, Sicherheitsabstand ist gewahrt. Er braucht nicht mal seine Mütze mit Luftfilter. Und ohne jegliches Patent ging's letztens auch vor einem Supermarkt: Da half er einem Olchinger, der den Schlüssel für sein Fahrradschloss nicht mehr fand. Gruber löste das Problem mit einer Eisensäge. Na bitte: Low Tech, die funktioniert.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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