Olching:Kita-Streik erzürnt Familien

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Der Spielplatz im Kinderhaus "Dreikäsehoch" blieb am Dienstag leer. Wegen des Streiks fehlten die Buben und Mädchen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach dem wochenlangen Arbeitskampf im Vorjahr, Lohnerhöhung und Arbeitsmarktzulage trifft der Ausstand wieder Olchinger Kinderbetreuungseinrichtungen. Eltern und Stadt reagieren verärgert

Von Julia Bergmann, Olching

Die Stimmung ist auf den Nullpunkt gesunken. Dass es ausgerechnet Kitas sind, die sich am Dienstag am eintägigen Verdi-Warnstreik für den öffentlichen Dienst beteiligen, dafür haben weder die Stadt noch die betroffenen Eltern Verständnis. Vor allem nicht, nachdem die Kita-Gebühren in Olching erst Anfang April erhöht wurden und die Stadt nach dem wochenlangen Erzieherinnen-Streik im Vorjahr mittlerweile städtischen Mitarbeitern eine Arbeitsmarktzulage zahlt. Die Eltern rechnen nun mit dem Schlimmsten, schließlich haben sie den letzten Kita-Streik noch gut in Erinnerung: "Wir befürchten, dass es wieder der Anfang von etwas Längerem ist", sagt Silke Hömberg, deren zwei Kinder unterschiedliche städtische Einrichtungen besuchen, die am Dienstag bestreikt wurden. "Für manche war das im letzten Jahr existenzgefährdend", betont die gut vernetzte Olchingerin.

Ihr Mann Julian Hömberg, Mitglied im Elternbeirat des Kindergartens Kunterbunt, sagt: "Wir verstehen auch nicht, warum bei den Streiks immer Olching beziehungsweise der Kindergarten Kunterbunt an vorderster Front steht." Dass Angestellte von ihrem Streikrecht Gebrauch machen, sei klar, dass das in München passiert, wo doch Thomas Böhle, der Personalreferent der Stadt und gleichzeitig Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände Verhandlungsführer ist, verstehe er auch. Wofür er kein Verständnis habe, das ist, dass in Olchinger Kitas wieder gestreikt werde, wo doch erst die Gebühren für die Eltern erhöht wurden. Und diese Erhöhung ist immerhin eine der Folgen des vierwöchigen Kita-Streiks im Vorjahr. So zahlt die Stadt nicht nur die 2015 ohnehin erstreikte Lohnerhöhung für die Erzieherinnen, sondern auf den damals massiven Druck der Öffentlichkeit hin auch die Arbeitsmarktzulage für alle städtischen Angestellten. Einen Teil der Mehrkosten (rund 110 000 Euro zahlt die Stadt an Zulagen, rund 70 000 Euro nimmt sie durch die Gebührenerhöhung ein) sollen die Eltern tragen.

Dass viele Eltern verärgert reagieren, bestätigt Julia Henderichs, Pressesprecherin der Stadt. Sie berichtet von Anrufen besorgter Eltern im Sozialamt. Vom eintägigen Warnstreik sind die Kindergärten Kunterbunt, Dreikäsehoch und Löwenzahnbetroffen gewesen. Während der Kindergarten Kunterbunt komplett geschlossen wurde, beteiligten sich im Kinderhaus Dreikäsehoch elf von 14 Angestellten am Streik, im Kindergarten Löwenzahn waren es drei von etwa zehn Mitarbeitern, sagt Henderichs. Der Kindergarten Dreikäsehoch habe eine Notgruppe mit 27 Plätzen eingerichtet, von denen 18 angenommen wurden. Üblicherweise organisiere die Stadt bei eintägigen Streiks keine Notgruppen. "Wir hoffen auf das Verständnis der Eltern", sagt Henderichs. Silke Hömberg sagt: "Es ist wie beim letzten Mal, die Stadt ist wieder so weit, dass sie nichts unternimmt." Man hoffe auch, sagt Henderichs, dass es bei dem eintägigen Streik bleibe, aber alles hänge vom Verlauf der Tarifverhandlungen ab. "Dass es weitere Streiks gibt, ist nicht auszuschließen", sagt sie.

Am vergangenen Donnerstag, als schon absehbar war, dass im öffentlichen Dienst gestreikt wird, aber noch nicht klar war, welche Einrichtungen betroffen sein würden, betonte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses, es wäre ihm unverständlich, sollte es die Kitas treffen. Am Dienstag war Magg nicht zu sprechen. Sein Stellvertreter Robert Meier (CSU) sagte, er verstehe, dass man sich aus Solidarität mit anderen Kommunen am Streik beteilige, aber dass es Olchinger Kitas nach dem sehr langen Arbeitskampf im Vorjahr nun wieder treffe, sei ärgerlich - für die Eltern noch mehr als für die Stadt. "Anderseits ist es verbrieftes, demokratisches Recht", betont er. Da könne man nichts machen.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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