Olching:Kaniber wirbt für Bio-Lebensmittel

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Die bayerische Landwirtschaftsministerin besucht den Hatzlhof und die Solidargemeinschaft Brucker Land

Von Manfred Amann, Olching

Die Herstellung und der in Deutschland immer noch geringe Markt für Bio-Lebensmittel sind die Themen eines Besuches von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) auf dem Hatzl-hof in Esting gewesen. "Ich durfte mir ein Bild von einem bestens organisierten Biobetrieb machen, der seit rund 20 Jahren nach Richtlinien des ökologischen Landbaus wirtschaftet und der in einem grandiosen Netzwerk steckt", bedankte sich Kaniber vor den rund 40 Teilnehmern, darunter auch Landrat Thomas Karmasin und CSU-Landtagskandidat Benjamin Miskowitsch bei den Betreibern des Hofs. Kaniber stattete auch der Solidargemeinschaft Brucker Land einen Besuch ab, die neben dem Hof ihren Verwaltungssitz hat. Unser Land zählt zu den Pionieren der regionalen Vermarktung in Bayern. Besonders sympathisch findet die Politikerin, dass diese Initiative aus der kirchlichen Erwachsenenbildung entstanden ist. Mutige und tatkräftige Menschen hätten sich zusammengetan und Beeindruckendes aufgebaut. "Sie leisten tolle Arbeit, das verdient Anerkennung", lobte Kaniber die Geschäftsführer Julia Seiltz und Steffen Wilhelm.

Sorgen bereitet Kaniber hingegen die "nur schwer zu ändernde Einstellung vieler Verbraucher zu den Lebensmitteln". Im Vergleich zu anderen Ländern gäben die Deutschen deutlich weniger Geld für Lebensmittel aus. Es sei bedrückend, "dass wir es nicht schaffen ein anderes Bewusstsein zu erreichen", sagte sie. Manche Verbraucher stellten sich einen sündteuren Grill in den Garten und holten das Fleisch dann vom Discounter. "Ich sehe in der Bewusstseinsänderung eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die die Landwirte und die Politik gemeinsam lösen sollten." Die "Billigmeierei und die Geiz-ist-geil-Mentalität" müsse abgebaut werden. Die Verbraucher sollten dazu animiert werden, zu fragen, woher ein Produkt komme und auf welche Weise es hergestellt wurde, wünscht sich Kaniber. Leisten könne sich die etwas teureren Bio-Lebensmittel jeder. "Sie müssen es ihm nur wert sein!"

Die Bio-Erlebnistage, an denen von 1. September bis 7. Oktober an 280 Stationen in Bayern über ökologische Landwirtschaft informiert werde, sollen zur Änderung der Einstellung bei Verbrauchern beitragen. Daher beteiligt sich der Freistaat mit 300 000 Euro an den Veranstaltungen. Auch der Lebensmitteleinzelhandel trage Verantwortung, in Gesprächen mache sie dies stets deutlich, versicherte die Ministerin.

Begonnen hatte der Ministerbesuch mit einem "Praxisteil" auf einem Kartoffel-Vollernter. Andreas Hatzl erklärte, dass in dem steinigen Boden die wohlschmeckende und vielseitig verwendbare Sorte Agria besonders gut gedeihe. Die Kartoffelernte falle heuer überdurchschnittlich aus und auch die Qualität sei gut, erzählte der Landwirt, der mit seiner Frau Dorothea 180 Hektar Ackerland nach den Richtlinien von Bioland bewirtschaftet. Spezialisiert ist der Betrieb auf den Anbau von Speise- und Pflanzkartoffeln, die in vielen verschiedenen Sorten und Gebinden angeboten werden. Verkauft wird ab Hof sowie über den Groß- und Einzelhandel. Als Zwischenfrucht werden Getreide, Erbsen und Sojabohnen angebaut.

Nach dem Feldausflug erklärte Hatzl in der Halle, wie die Kartoffeln nach Größe sortiert, eventuell gewaschen und in unterschiedlich große Tüten oder Säcke für die Auslieferung verpackt werden. "Wir haben eine Lagerkapazität von 2500 Tonnen", sagte der Kartoffelbauer, "wir können das ganze Jahr liefern." Kartoffeln aus anderen Ländern benötige man in Bayern eigentlich nicht. Bei einer Produktausstellung hatten Erzeuger danach die Möglichkeit, mit der Ministerin ins Gespräch zu kommen. Darin spiegelten sich auch Wünsche wider, die von der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau der Ministerin als "Positionspapier" übergeben wurden. Unter anderem ist darin zu lesen, dass die Forschung für Sorten, die für den Öko-Landbau geeignet sind, intensiviert und in den Landwirtschaftsschulen "ökologische Landwirtschaft" als Pflichtfach eingeführt werden sollte.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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