Olching:Informiert, aber verunsichert

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Wie Mediennutzer Fakten von Fake News unterscheiden können, thematisiert ein Diskussionsabend der JU

Von Sabrina Küspert, Olching

Gerade passiert ein Umbruch in der Medienwelt. Zeitung, Radio und Fernsehen bekommen Konkurrenz von Facebook, Google und Co. Diese reagieren schneller, bloß nicht in der gleichen Qualität wie die klassischen Medien. "Du siehst etwas, likest etwas, glaubst etwas", schildert auch Thuy Tran, die 26-jährige Kreisvorsitzende der Jungen Union, ihr persönliches Empfinden. Vor allem für die jungen Leute sei das ein großes Thema: "Wir sind ja alle verunsichert, was wir überhaupt noch glauben können." Eine Orientierungshilfe dazu will der Kreisverband der JU mit den beiden Ortsverbänden Olching und Eichenau geben. Darum luden sie am vergangenen Donnerstag ins Olchinger Cantina-Restaurant zur Podiumsdiskussion mit dem Thema "Fakt oder Fake? Wie informiere ich mich im postfaktischen Zeitalter richtig?".

Das wohl dringendste Thema war, den 20 Anwesenden die Bedeutung der Qualitätsmedien klar zu machen. So hatte eine Zuhörerin erzählt, wie sie die Berichterstattung beim Münchner Amoklauf im vergangenen Jahr wahrgenommen hatte. Zuerst habe sie über Facebook von den Schüssen erfahren und daraufhin sofort den Nachrichtensender N24 eingeschalten. "Und da lief doch tatsächliche eine Vogeldoku. Erst zehn Minuten später wurde dann berichtet", empört sie sich. Da machte Marc Sauber, Chefredakteur de s CSU-Parteiorgan s Bayernkurier, als einer der vier Podiumsgäste der anderthalbstündigen Veranstaltung aber eines sofort klar: Es sei wichtig, dass klassische Medien nicht einfach Nachrichten veröffentlichten, ohne sie zu prüfen: "Klar sind die digitalen Medien schneller. Aber wie viele falsche Informationen und Gerüchte geistern da durch die Welt? Die Aufgabe von N24 in diesem Fall ist es eben, zu recherchieren, ihre Arbeit zu erledigen und erst dann auf Sendung zu gehen." Da stimmten ihm auch Christian Deutschländer, Chefkorrespondent beim Münchner Merkur, sowie die beiden Politiker auf der Bühne, CSU-Bundestagskandidatin Katrin Staffler und CSU-Landtagsabgeordneter Alex Dorow, zu. Dieser fasste die Arbeit der Qualitätsmedien dann auch aussagekräftig zusammen: "Seriosität geht vor Schnelligkeit." Oder wie Sauber es mit dem bekannten, vom US-amerikanischen Fernsehsender CNN geprägten Spruch ausdrückte: "Be first, but first be right."

Auch in Krisensituationen ist es also die Aufgabe der Journalisten, korrekte Hintergrundinformationen zu liefern. Zeitungen, Radio und Fernsehen ordnen das Geschehen seriöser ein, als soziale Medien das können. Und auch wenn manchmal mangelnde Schnelligkeit beklagt wird, ist dem Großteil der Bevölkerung laut Dorow wieder bewusst, wie wichtig zuverlässige und freie Berichterstattung ist. Da sollten auch diejenigen, die von "Zwangsrundfunkgebühren" sprechen, begreifen, dass diese wichtige Arbeit eben Geld kostet. Genauso müssten aber auch Journalisten verstehen, dass sie nicht mehr das Informationsmonopol haben. Die Medienhäuser seien schon lange nicht mehr unantastbar, würden nicht mehr steuern, welche Nachrichten die Leute erreichen, meinte auch Deutschländer. "Aber das ist eine positive Entwickung." Wir leben in sehr transparenten Zeiten, ergänzte dann Sauber: "Die Leute sind so informiert wie nie zuvor."

Nur seien sie eben auch so verunsichert wie nie zuvor. Denn wenn es sogar heißt, dass Fake News den US-Wahlkampf entschieden hätten, sinkt natürlich das Vertrauen in alle Medien. "Es gibt heute einfach so viel zu lesen. Da muss ja irgendetwas falsch sein", würden sich die Leute da zwangsläufig denken. Dieses Misstrauen habe sich in den letzten Jahren im Schlagwort "Lügenpresse" manifestiert. Mittlerweile seien diese Rufe aber leiser geworden. Es sei eben doch gut, sich in den "richtigen Nachrichten" zu informieren statt auf irgendwelchen fragwürdigen Websites. "Diese Erkenntnis kommt nach und nach. Die Leute suchen jetzt wieder mehr die Qualität", meint Sauber. So seien auch in den Vereinigten Staaten die großen Zeitungen wie die New York Times und die Washington Post wieder gefragter.

In Deutschland ist die große Masse aber noch sehr gut informiert, macht Sauber deutlich. "Wenn man andere Länder wie die USA oder Russland bereist, wird einem klar, dass unsere mediale Welt eben noch ein Stück weit in Ordnung ist." Trotzdem gibt es aus dem Publikum dazu Einwände: Wenn man über ein und dasselbe Thema in zwei unterschiedlichen Tageszeitungen lese, habe man den Eindruck, die Journalisten würden über ganz andere Geschehnisse berichten. Doch Sauber erklärt entschieden, dass dies normales journalistisches Prozedere sei. Jedes Medium lege andere Schwerpunkte. Daran schloss sich Staffler mit einem Tipp an die Anwesenden an: "Konsumieren Sie nicht nur Nachrichten! Nutzen Sie verschiedene Medien! Und denken Sie dann unbedingt kritisch darüber nach!" Erst so ergebe sich ein Gesamtbild.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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