Olching:Härtefallregel für Alten Friedhof

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Olchinger Gremium für begrenzte Neuvergabe von Gräbern

Von Julia Bergmann, Olching

Olchinger, die bereits Grabrecht auf dem Alten Friedhof haben, sollen dort durch eine Härtefallregelung in Zukunft neue Grabstellen zukaufen können. Dafür sprachen sich am Donnerstagabend die Mitglieder des Hauptausschusses aus. Sollte der Stadtrat im März der Empfehlung des vorberatenden Gremiums folgen, würde eine jahrzehntealte Grundsatzentscheidung gekippt, die in den vergangenen Jahren die Olchinger massiv verärgert hat.

Bisher hat die Stadt aufgelassene Gräber auf dem Alten Friedhof nicht wieder neu vergeben. Der Grund sollte langfristig zu einem Park umgestaltet werden. Nur alteingesessene Familien, die auf dem Areal bereits ein Grab besaßen, konnten noch Angehörige darin bestatten. Gab es nun innerhalb einer Familie einen Todesfall während die Ruhefrist für ihre Grabstätte noch lief, blieb den Familien nichts anderes übrig, als ein Grab auf dem neuen Parkfriedhof zuzukaufen. "Familien werden dadurch nach dem Tod zerrissen", hieß es von Besuchern einer Bürgerversammlung im Herbst. Nachdem aus der Bürgerschaft ein Antrag eingereicht wurde, der die Wiedervergabe der Grabstätten auf dem Alten Friedhof forderte, setzten sich die zuständigen Ausschüsse damit auseinander. Der Hauptausschuss sprach sich jetzt mehrheitlich dafür aus, dass aufgelassene Gräber an Familien mit Grabrecht neu vergeben werden dürfen, wenn ein Familienmitglied während der Ruhefrist verstirbt. Neuvergeben werden sollen aber nur Stätten, die sich im zentralen Bereich des Areals von der Jahnstraße bis hin zur Fußgängerverbindung befinden.

Entschieden gegen eine Wiedervergabe - egal welcher Form - sprach sich FWO-Fraktionsvorsitzender Ewald Zachmann aus. Man müsse sich die Frage gefallen lassen, warum man für Millionen einen neuen Friedhof gebaut habe, wenn man den alten jetzt wieder belege. Zudem missfiel Zachmann die Diskussion um die "alteingesessenen Familien". "Wer ist den alteingesessen?", fragte er. "Ich warne davor, hier eine Art Einheimischenmodell zu vollführen." Auch wer unter "Angehörige" falle, müsse genauer definiert werden. Es ließe sich darüber streiten, ob sämtliche Exfrauen eines mehrfach verheirateten als dessen Angehörige bezeichnet werden könne. Rechtlich gesehen träfe das nicht zu. Das hieße, die Kinder aus einer geschiedenen Ehe könnten in einem Familiengrab begraben werden, deren Mutter aber nicht.

Auch Zweiter Bürgermeister Robert Meier griff diesen Gedanken auf. "Im schlimmsten Fall würde der Willkür damit Tür und Tor geöffnet werden", meinte er. Man könne mit einer solchen Härtefallregelung auch viele ganz entfernte Verwandte angeben, die dann plötzlich ein neues Grab bekämen. CSU-Fraktionsvorsitzender Tomas Bauer merkte an, dass das Problem der Abgrenzung Angehöriger grundsätzlich nichts mit der Frage zu tun habe, ob man aufgelassene Gräber neu vergeben wolle. "Das Problem haben wir bereits jetzt", meinte er. Bauer plädierte dafür, die langfristige Entwicklung des Friedhofs zum Park grundsätzlich weiter zu verfolgen. Er sprach sich letztendlich aber auch dafür aus, eine Härtefallregelung einzuführen.

Im Gegensatz dazu trat Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke für eine generelle Wiederbelegung des zentralen Friedhofsbereichs ein. Also dafür, dass alle Olchinger die Chance bekommen, ein neues Grab zu belegen. Ein Vorschlag, den SPD-Stadträtin Marina Freudenstein ablehnt. "Dann haben wir das gleiche Problem bald wieder", sagte sie. Der Teil wäre schnell wieder voll, und bei einem Todesfall innerhalb einer Ruhefrist, könne man dort wieder kein neues Grab bekommen. "Ich denke, wir sollten da ansetzen, wo auch die Kritik ansetzt: beim baulichen und pflegerischen Zustand und der Optik", sagte sie. Relativ einig sind sich die Politiker, dass der Friedhof zu lange vernachlässigt wurde. Die schon lange geplante bauliche und optische Aufwertung des Areals soll unabhängig von der endgültigen Entscheidung im Stadtrat noch in diesem Jahr beginnen. Letztendlich stimmten Zachmann, sowie Fraktionskollege Alois Waltl und auch Jaschke gegen die Härtefallregelung, die Mehrheit sprach sich mit acht Stimmen dafür aus.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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