Olching:Für einen Rückzug des Staats

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Der 46 Jahre alte AfD-Kandidat Florian Jäger fordert Volksabstimmungen

Von Erich C. Setzwein, Olching

Ginge es nach Florian Jäger, wäre so wenig Staat wie möglich. "Ich bin ein Minimalstaatler", sagt der 46 Jahre alte Kandidat der Alternative für Deutschland (AfD) aus Olching. Jäger möchte einen Staat, der sich nicht einmischt bis ins Private hinein, der nicht vorgibt, wie Männer und Frauen gendergerecht angesprochen und behandelt werden sollten, sondern der sich nur um die Einhaltung der Gesetze kümmert und das Recht anwendet. Zum Beispiel, um Flüchtlinge aus Deutschland abzuschieben. Und Jäger möchte ein Land, in dem die Menschen direkt abstimmen können. Über den Bundespräsidenten und über Gesetze, ganz einfach wie im Schweizer Kanton Appenzell-Innerrhoden durch Handaufheben.

Jäger nennt sich selbst einen "liberalen Patrioten", er redet von Pressefreiheit, von einer Freiheit, alles sagen zu dürfen, ohne stigmatisiert zu werden, und er möchte die Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten abschaffen, weil sie in seinen Augen parteipolitisch beeinflusst und nicht objektiv sind. Dafür unterstützt er das Volksbegehren, das die AfD gegen die GEZ-Gebühren auf den Weg gebracht hat. Er selbst besitze keinen Fernseher mehr, sagt er.

Florian Jäger hat Betriebswirtschaft studiert, war 20 Jahre lang in der IT-Branche im Vertrieb, stammt aus dem Württembergischen und lebt seit 2008 in Olching. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. In den Achtzigerjahren gehörte er der baden-württembergischen Jungen Union an und fand 2011 während der Diskussion über den Vertrag für den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) in der ein Jahr zuvor gegründeten Partei "Die Freiheit" eine neue Heimat. Nicht lange jedoch, dann ist er wegen der "Verengung auf den Islam" wieder ausgetreten.

Seit März 2013 gehört Jäger der AfD an, er hat den Kreisverband Dachau-Fürstenfeldbruck aufgebaut und ist inzwischen oberbayerischer Bezirksvorsitzender. Als er mehr Zeit in die Parteipolitik investierte, stieg er aus dem IT-Vertrieb aus und machte sich als Medienschaffender und Onlinehändler beruflich selbständig. Er sagt, die Menschen sollten von ihrem Gehalt leben können, ohne aufstocken zu müssen. Genauso wie die Landwirte, die besser von der Ernte leben sollten, als von Subventionen gestützt zu werden. Die finanzielle Förderung habe zur Folge, dass die Bürokratie zunehme. In der EU und bei den Bauern. Das will Jäger nicht.

Was er auch nicht will, ist ein neuer "Asylzustrom". Derzeit werde dieses Problem "medial noch unter der Decke gehalten", behauptet er. Das Recht auf politisches Asyl will er aber erhalten. Er grenzt es deutlich gegenüber einer "Einwanderung über Qualifikation" und der "Wirtschaftsmigration" ab. Jäger räumt ein, nicht alle Themenfelder abdecken zu können, aber er sei mit einem "ideologisch unverbauten Menschenverstand" ausgestattet. Er rechnet noch mit einem starken Aufschwung der AfD und seinem Einzug in den Bundestag.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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