Olching:Friedliche Piep-Schau

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Karin Wagner, Mitglied des Vogelliebhabervereins, führt den Besuchern ihre Gelbbrust-Aras vor. (Foto: Günther Reger)

Küken bereichern den Vogelpark Olching - der den Streit mit der Behörde beilegen will

Von Stefan Salger, Olching

Wie aus dem Ei gepellt wirkt der Vogelpark am Rande der Amper am Sonntag. An die 500 Besucher kommen zum Herbstfest. Im Mittelpunkt stehen die vielen Jungvögel in den 36 Gehegen der zwei Hektar großen Anlage. Angesprochen werden die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder aber auch auf die Meinungsverschiedenheiten mit dem Brucker Landratsamt, die das Vereinsleben in den vergangenen Monaten überschattet haben. Doch auch hier stehen die Zeichen auf "Neuanfang", in einem Gespräch sind offenbar die Voraussetzungen geschaffen worden, einige der Probleme zu lösen. Eskaliert war der Streit, als das Veterinäramt Mitte August unter Polizeischutz zwei Falklandkarakaras abgeholt hatte - wegen des Fehlens der obligatorischen Herkunftsnachweise.

"Wir wollen keinen Streit und uns endlich wieder in Ruhe den Tieren und den Führungen für Schulklassen und anderen Gruppen widmen können", sagt Dieter Ernst. Der Vorsitzende des Vogelliebhabervereins sitzt am Nachmittag auf einer der Bierbänke, die hinter dem kleinen Kassenhäuschen aufgestellt sind. Neben ihm sitzt Fachwartin Daniela Kuchenbaur. Die langjährige Vorsitzende hat soeben eine Besuchergruppe durch den Park geführt. Man wolle endlich wieder "ein vernünftiges Miteinander", sagt der selbst durchaus streitbare Ernst, der vor einigen Wochen auch mit der stellvertretenden Landrätin Martina Drechsler aneinandergeraten war. Nachdem es aus der Kreisbehörde versöhnliche Signale gegeben hat, gibt sich Ernst verhalten optimistisch und hofft trotz mehrerer laufender Gerichtsverfahren auf eine gütliche Einigung. Unterschiedliche Auffassungen gibt es zwischen der Behörde, die sich um den Natur- und Artenschutz ebenso wie ums Baurecht kümmert, und dem 1968 gegründeten Verein, der die Anlage Mitte der Siebzigerjahre für Besucher geöffnet hat, vor allem über zwei Punkte, in denen der Verein jeweils Klage eingereicht hat: Die für acht bis zehn Tiere ausgelegte Greifvogelanlage, die laut Darstellung des Landratsamts die Auflagen für eine behördliche Duldung nicht erfüllt, sowie die angebliche Missachtung von Auflagen der Geflügelpestverordnung bei der Entenfütterung. Die Leute vom Vogelpark hoffen, dass die Behörde die kaum erfüllbare Forderung aufgibt, derzufolge Aufsichtspersonen sicherstellen müssen, dass Vögel aus dem Park nicht mit Wildvögeln in Kontakt kommen. Und die Greifvogelanlage? Im Außenbereich sei so etwas baurechtlich durchaus eine "Grauzone", räumt Ernst ein. Gleichwohl entspreche die Anlage den im Duldungsvertrag verankerten Vereinbarungen. Hier dürfte es noch Gesprächsbedarf mit der Behörde geben, die das offenbar anders sieht. Laut jenem Vertrag ist auch eine Zucht zulässig. Daniela Kuchenbaur tritt nachdrücklich dem vom Landratsamt vorgebrachten Verdacht entgegen, hier sei eine gewerbliche Zucht geplant. Für die Tiere sei das Balzen, Brüten und Aufziehen von Nachwuchs ein elementarer und unverzichtbarer Teil des Lebens. Ziel im Vogelpark ist es, auf Handaufzuchten möglichst zu verzichten, um den Tieren die Scheu vor dem Menschen zu erhalten. Solche Tiere können im Idealfall ausgewildert werden. Der Vogelpark verkauft kein Tier, er tauscht nur", betont Kuchenbaur. So wurden jüngst drei Pelikane an den Augsburger Zoo abgegeben. Und für einen jungen Weißnackenkranich gibt es bereits "Anfragen aus der halben Welt", sagt Ernst nicht ohne Stolz. Der Vogelpark hat sich längst einen Namen gemacht.

Namen sind für die großen und kleinen Besucher an diesem Tag freilich zweitrangig. Sie freuen sich über den Nachwuchs bei den Gelbbrust-Aras, die jungen Lachmöwen oder die zwei Abdim-Storch-Küken. Und dass Gelbschnabelamazone Chico viel zu zahm fürs Auswildern ist, hat auch seine guten Seiten.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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