Detlef Köhler will Brücken bauen. Als Projektleiter der Praktikumsbörse der Bürgerstiftung für den Landkreis will er ein Angebot schaffen, das jungen Flüchtlingen den Einstieg ins Berufsleben erleichtert. "Bisher waren die 1,05-Euro-Jobs eine Brücke in die Arbeitswelt. Praktika können das auch sein", erklärt Köhler bei einer Pressekonferenz, auf der das neue Projekt vorgestellt wird.
Im Landkreis leben momentan etwa 2200 Flüchtlinge. Rund 900 davon sind zwischen 16 bis 35 Jahre alt. Hauptsächlich an sie soll sich das neue Online-Angebot richten. Auf einer Website können Unternehmen ihre freie Praktikumsplätze einstellen und Interessenten können dort schließlich nach geeigneten Stellen suchen. Die Bürgerstiftung hat dafür keine eigene Homepage programmiert, sondern nutzt die Plattform www.sprungbrett-intowork.de, die vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft im vergangenen März als bayernweite Schüler-Praktikumsbörse für junge Geflüchtete ins Leben gerufen wurde. Die Mitarbeiter der Bürgerstiftung konzentrieren sich vor allem darauf, das Projekt im Landkreis bekannt zu machen und treten mit der Bitte an Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Institutionen heran, offene Praktikumsstellen auf der Plattform einzustellen. Besucht man die Internetseite, kann man dort seinen Wohnort eingeben, um nach offenen Angeboten in der Nähe zu suchen. Die Suche lässt sich bis zu einem Radius von maximal 20 Kilometer ausweiten. Der Vorteil der Börse ist, dass Angebote für Arbeitssuchende einfach und vor allem an einem Ort gebündelt zu finden sind.
Die Börse dient aber nicht nur den jungen Flüchtlingen, die Arbeit suchen, sondern sei auch eine Bereicherung für Arbeitgeber im Landkreis, betonen sowohl Köhler als auch Dorothee von Bary, die Vorsitzende der Bürgerstiftung. Denn nicht nur die Interessenten können Arbeitsplätze kennenlernen, auch die Arbeitgeber haben die Chance, künftige Mitarbeiter zu gewinnen. Immerhin hatten Vertreter aus der Wirtschaft in der Vergangenheit immer wieder betont, man wolle vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels Flüchtlingen den Weg in die Arbeitswelt erleichtern. Und so berichtet Köhler davon, dass man bei ersten Gesprächen mit Partnern, etwa Vertretern der Kreishandwerkerschaft, dem Landratsamt, der Stadt Germering und des Regionalausschusses der IHK offene Türen eingerannt habe.
Doch die Bürgerstiftung will nicht nur die Koordination und Werbung für die Plattform ausbauen, sondern auch einen Blick auf die Wünsche der jungen Geflüchteten werfen. Mit Hilfe von Fragebögen, die über Asylhelferkreise und Sprachschulen an die Asylsuchenden verteilt werden sollen, wird in den kommenden Wochen erhoben, wo deren berufliche Interessen liegen. "Wir können dann den Arbeitgebern Hinweise geben, wo es noch Lücken gibt", erklärt Köhler.
Damit stellt die Bürgerstiftung ein Projekt auf die Beine, das es in dieser umfassenden Form bisher im Landkreis nicht gegeben hat. Ehren-Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer zeigt sich begeistert. Die Kreishandwerkerschaft habe eine ähnliche Idee verfolgt, sei aber der Meinung, das Projekt auf breite Beine zu stellen, sei vorteilhafter als viele, parallel existierende und örtliche Insellösungen zu verfolgen. Eine landkreisweite Börse anzubieten, hält auch Manuel Leupold von der Integrationsstelle der Stadt Germering für eine große Chance. Er stimmt Köhler zu, der an die hohe Zahl von Flüchtlingen, die arbeiten wollen, erinnert und betont: "Die Dimension des Problems lässt es nicht zu, dass wir uns im Klein-Klein verlieren."