Olching:Einsatz für die Prävention

Lesezeit: 2 min

Gefahrenabwehr ist ihre Aufgabe: Wolfgang Klein, Yvonne Reichlmair und Jürgen Dost (von links) bilden das Präventionsteam der Polizei in Olching. (Foto: Polizei/oh)

Bei der Olchinger Polizei kümmern sich drei Beamte vorrangig um die Vorbeugung von Straftaten

Von Julia Bergmann, Olching

Die Abzocke mit der Q-10-Aktivkur findet Polizeikommissar Wolfgang Klein immer noch als ganz dreiste Masche. Ein Präparat, das Gesundheit und ewige Jugend verspricht, wurde auf einer Kaffeefahrt angeboten. Es handelte sich um eine Box, gefüllt mit den Ampullen, die 800 Euro kostete. Doch in den kleinen Kapseln fand sich nicht der heilige Gral des ewigen Lebens, sondern ein billiges Vitamin-C-Wässerchen, wie sich bei einer Untersuchung im Labor des Landeskriminalamtes herausstellen sollte. Wolfgang Klein ist Leiter des Präventionsteams, das es seit Mitte März bei der Olchinger Polizei gibt. Als solcher kümmert er sich um Bereiche wie etwa Gewalt-, Einbruchs-, und Drogenprävention, um die Einhaltung von Jugendschutz und Hygienevorschriften in der Gastronomie oder darum, dass in den örtlichen Videotheken keine indizierten Filme verliehen werden. Und eben auch um Betrugsprävention.

Deshalb landete Klein eines Nachmittags in einer Gaststätte voller Senioren, die mit Q 10 geködert wurden. "Einige der Älteren haben mühsam ihre Gehhilfen zum Automaten geschoben, um das Geld abzuheben", erzählt er. Wenn man so etwas mitbekommt, könne man, sofern die Staatsanwaltschaft einverstanden ist , die Veranstaltung unterbrechen und präventiv eingreifen. Etwa indem man darauf hinweist, dass es sich lohnen könnte, Preise zu vergleichen. "Denn die Produkte, die auf Kaffeefahrten angeboten werden, sind eigentlich immer von extrem schlechter Qualität. Wichtig ist aber, dass man allgemein bleibt", erklärt er. Geschäftsschädigend dürfe auch die Polizei nicht argumentieren. Zum Glück reicht der Hinweis auf einen Preisvergleich aber meist aus, und die Anwesenden kommen ins Grübeln. Dinge wie diese, macht Klein gerne, weil sie wirklich etwas bringen. "Und sie gehen einem nahe", sagt Klein, weil die Gutgläubigkeit der älteren Menschen gezielt und unverschämt ausgenutzt wird.

In Olching war Klein bisher vor allem in Schulen unterwegs, meistens für das Thema Gewaltprävention (Artikel unten). In seinem Büro reiht sich Aktenordner an Aktenordner. Deren Rücken tragen Titel wie "Jugendmedienschutz", "Jugendstraftaten", "Strafrecht & BTMG". Letztere Abkürzung bezieht sich auf das Betäubungsmittelgesetz, wichtig für die Arbeit in der Drogenprävention. Klein arbeitet aber nicht allein. Er wird von seinen Kollegen, der Polizeihauptmeisterin Yvonne Reichlmair und dem Polizeihauptmeister Jürgen Dost, unterstützt. Reichlmair ist für die allgemeine Prävention zuständig und unterstützt die Jugendgerichtshilfe. Dost kümmert sich hauptsächlich um die Verkehrserziehung an Schulen, übernimmt die Ausbildung von Schulweghelfern und organisiert die Kinder- und Jugendtage bei der Polizei in Olching.

Anders als in der Landeshauptstadt München, in der es sich die Polizeiinspektionen leisten können, Polizeibeamte nur für die Prävention einzusetzen, übernimmt jeder aus dem Olchinger Team auch Aufgaben aus anderen Bereichen. Klein ist aber froh, dass er bei in Olching überhaupt die Chance bekommen hat, ein Präventionsteam zu bilden. Ob es solche Gruppen gebe, hänge vom Dienststellenleiter ab, sagt er, und der Olchinger Polizei-Chef Hartwin Lang sei ein Freund der Prävention. "Es hat zum Glück auch innerhalb der Polizei ein Umdenken stattgefunden, was Prävention angeht. Es gab Stimmen, die fanden, das sei nicht die Aufgabe der Polizei. "Aber Gefahrenabwehr ist unsere erste Aufgabe. In der Prävention machen wir nichts anderes", sagt Klein. Man vermeidet, dass es überhaupt erst zum Ernstfall kommt.

Das Angebot des Teams können nicht nur Schulen, Jugendzentren, Seniorenheime oder Vereine wahrnehmen. Auch Einzelpersonen können sich an Klein und seine Kollegen wenden, etwa wenn es um Einbruchs- oder Suchtprävention geht, oder um Gewalt in Familien. "Ich kann nicht Fachmann für alles sein, das ist klar. Aber ich sehe mich auch als Weichensteller und ich kann Kontakte weitervermitteln", sagt Klein. Aber manchmal muss auch der Olchinger Polizist Grenzen ziehen. Wie das eine Mal, als er gefragt wurde, ob er nicht abends kurz bei einer Familie vorbeikommen könne, weil die Kinder einfach nicht ins Bett gehen wollten.

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: