Olching:Ein Nachmittag wie gemalt

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Die temporäre Flaniermeile am Olchinger Mühlbach lockt Interessierte ebenso wie Jogger und Radler

Von Florian J. Haamann, Olching

Am Olchinger Mühlbach herrscht prächtige Stimmung. Die Sonne scheint, es geht ein leichter Wind, kaum eine Wolke steht am Himmel, an diesem Sonntagnachmittag. Dafür aber stehen Dutzende Staffeleien voll mit bunten, oft sommerlichen, Kunstwerken entlang des Fußgängerweges. Es herrscht reges Treiben, viele Olchingerinnen und Olchinger nutzen den Nachmittag zum Spazieren, Joggen oder Radeln. Andere lassen sich auf aufblasbaren Schwimmtieren den Mühlbach hinuntertreiben. Dass nun auch noch neun Künstler auf dieser Strecke beim "Kunstspaziergang" ihre Arbeiten zeigen, ist für viele Passanten eine willkommene Ergänzung. Neugierig schauen sie sich um, nähern sich den Ausstellungsflächen, lassen sich Werke erklären. Und manche nutzen sogar die Gelegenheit, gleich eine der Arbeiten zu erwerben.

Organisiert hat den zweiten Olchinger Kunstspaziergang Birgitta Grüters, die schon vor einem Jahr die Idee zur Premiere hatte. Die große Freude über die Veranstaltung ist ihr anzusehen. "Ich habe schon um die Weihnachtszeit bei der Stadt angerufen und gefragt, ob wir das in diesem Jahr wieder machen dürfen", sagt Grüters. Dass man sich schon damals auf den 13. Juni als Termin geeignet hat, erweist sich als Glücksfall. Die Lockdown-Lockerungen lassen den Kulturbetrieb endlich wieder zu, das Wetter tut alles, damit sich Passanten und Künstler gleichermaßen wohlfühlen. Schon im vergangenen Jahr bei der Premiere im Juli hatte die Organisatorin mit dem Wetter und den damals für einige Wochen etwas lockereren Maßnahmen Glück. Die neun Künstler verteilen sich über eine Strecke von etwa 500 Metern, so dass Abstände kein Problem sind und sich keine Menschenansammlungen bilden.

Elisabeth Leonhard malt an ihrem Stand in Olching. (Foto: Günther Reger)

Betrieb herrscht an den Ständen dennoch. Bei Helmut Eichmüller betrachtet gerade eine Besuchern sein großformatiges Werk mit drei friedlichen Kühen auf saftig grüner Wiese vor blauem Himmel. "Die Kühe san ja so gut. So ein schönes Bild", drückt sie ihre Freude über die Arbeit aus. "Und die passen sicher gut über Ihren Fernseher", versucht Eichmüller mit einem charmanten Lächeln ein Verkaufsgespräch zu starten. "Ich habe leider keinen Bauernhof", erwidert die Frau und geht lachend weiter.

Die teilnehmenden Künstler stammen zum Großteil aus dem Ölmalerei-VHS-Kurs von Irene Nestler. Teilweise malen sie schon seit mehr als zehn Jahren regelmäßig zusammen, auch Organisatorin Grüters gehört zum Kurs. Vor vier Jahren haben die Teilnehmer sogar eine eigene Kunstgruppe gegründet: "Punkt 7". Und natürlich lässt die Dozentin ihre Schüler an so einem Tag nicht alleine. Also hat auch Nestler einige Arbeiten eingepackt und im Schatten eines großen Baumes aufgebaut und an einer Leine aufgehängt.

Organisatorin Birgitta Grüters diskutiert mit einer Besucherin. (Foto: Günther Reger)

Ihre Arbeiten passen ins Gesamtbild, das an diesem Nachmittag zu sehen ist. Sommer- und Urlaubsmotive, viele Farben. Eines ihrer Großformate etwa zeigt ein kleines Boot, das in einer Bucht zwischen mediterranen Häuschen angelegt hat. Aber Kleinformate mit Motiven wie einem Seestern oder Leuchttürmen finden sich unter ihren Arbeiten. Als besondere Aktion hat sie sich für alle Werke einen günstigen Kunstspaziergangs-Preis einfallen lassen, die Leinwandarbeiten sind bei ihr für 160 Euro zu erwerben, die Kleinformate kosten um die 20 Euro. "Ich habe so viel gemalt in den letzten Monaten. Heute geht es mir hauptsächlich darum, den Leuten eine Freude zu machen", sagt Nestler.

Das gute Licht und die fröhliche Stimmung nutzt Elisabeth Leonhard dazu, an ihrem Tisch zwischen ihren Arbeiten an einem bereits begonnen Werk weiter zu malen. Die Bruckerin ist auch seit mehr als Jahren Teil der Gruppe um Nestler, wie lange genau kannst sie selbst nicht genau sagen. Im vergangenen Jahr war sie noch nicht beim Kunstspaziergang dabei. Umso mehr freut sie sich in diesem Jahr. Eine tolle Sache sei die Veranstaltung. In ihrer Kunst beschränkt sie sich allerdings nicht nur auf die Malerei, Leonhard ist auch eine begeisterte Fotografin. Deshalb freut sie sich besonders, dass sie in diesem Jahr beim Fotowettbewerb "Brucker Buidl" den zweiten Platz gewonnen hat. Wenn sich die Corona-Zahlen weiter positiv entwickeln, wird sie bei den Naturfototagen Ende Juli im Veranstaltungsforum Fürstenfeld ihren Preis entgegen nehmen dürfen.

Eine Strandgemälde von Sieglinde Schmid, das ebenfalls in Olching zu sehen war. (Foto: Günther Reger)

Kursleiterin Nestler jedenfalls freut sich darüber, an diesem Nachmittag so viele ihrer Teilnehmer persönlich zu sehen. Stolz sei sie auf das, was sie da an Kunstwerken geschaffen haben. Mit allen Mitteln hat Nestler in den vergangenen Monaten versucht, die Gruppe zusammen zu halten, hat sich extra soweit technisch weitergebildet, dass sie die Treffen per Online-Meetings weiterführen könnte. Mehre Teilnehmer haben das Angebot angenommen, bei den Übungsstunden habe man gemeinsam vor dem Monitor gesessen und gemalt. Nun wieder so beisammen zu sein, sei aber doch etwas ganz anderes.

© SZ vom 14.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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