Olching:Ehre dem Ehrenamt

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Magg würdigt bei Empfang Engagement der Bürger

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Die Prioritäten, die Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) beim Neujahrempfang setzte, wurden von den 120 Besuchern im vollbesetzten Kom mit Beifall bedacht. Als erstes bedankte sich der Rathauschef bei fünf Helferinnen und Helfern, stellvertretend für rund 200, die inzwischen 350 Flüchtlinge in der Stadt betreuen. Sie bekamen Blumen, französischen Wein aus der Partnerstadt Feurs und eine Dankurkunde. "Wir sind froh und glücklich, dass wir so viele gute Menschen haben, die sich ehrenamtlich für die bei uns untergebrachten Flüchtlinge einsetzen", lobte Magg die Ausgezeichneten.

Zuvor hatte sich der Bürgermeister mit "Gutmensch" als Unwort des Jahres kritisch auseinandergesetzt. Gutmenschen und deren Hilfsbereitschaft und Toleranz "pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom abzustempeln", so Magg, sei abwegig. Weil der Bürgermeister schon mal beim Loben und Danksagen war, erwähnte er auch das Projekt des Ehrenbürgers Josef Aicher, die "Malariahilfe Olching, Rettet die Kinder", für die die Olchinger im Vorjahr über 30 000 Euro gespendet haben. Auch die Gymnasiallehrer Andreas Bauwolf und Oliver Schuppach, die 2015 beim "Deutschen Lehrerpreis" den ersten Preis für ihren innovativen Unterricht erhielten, wurden von Magg mit Wein bedacht. "Ich bin sehr stolz auf diese Stadt", verkündete der Bürgermeister mit einer Portion Pathos in der Stimme.

Überhaupt hielt Magg im nunmehr achten Jahr als Rathauschef eine fast schon staatsmännische Rede. Angemessen eingangs garniert mit einem lateinischen Zitat auf der Estinger Schlosskapelle. "Außerhalb Bayerns ist kein Leben, und wenn es ein Leben gibt, dann kein solches", lautet das übersetzte Zitat, das Eingang fand ins Buchgeschenk für die Teilnehmer des G7-Gipfels im vergangenen Juni in Elmau. Ob es US-Präsident Obama gelesen und verstanden habe, da war sich Magg nicht sicher. Überhaupt will Magg am Olchinger Geschichtsbuch arbeiten lassen, endet doch die Stadtchronik bisher im Jahre 1994. Magg griff in seiner Rede häufig in die Geschichtskiste. Er erinnerte daran, dass Olching in den Zwanziger- und Dreißiger Jahren eine "Fremdenverkehrsgemeinde und Erholungsort" gewesen ist, weil damals bis zu 15 000 Badegäste pro Tag mit Sonderzügen an die Amper fuhren, um dort zu baden. Der damalige Pfarrer Pflanzelt protestierte 1922 heftig beim Gemeinderat gegen die "Pestbeulen der Nacktkultur" und forderte "strengste Scheidung der Geschlechter beim Baden". Magg, wieder ganz staatsmännisch, forderte angesichts der Ereignisse an Silvester das schnelle Handeln des Rechtsstaates ein, egal ob ein Deutscher oder Ausländer davon betroffen sei. Er beklagte den "Missbrauch unserer Nationalflagge für ausländerfeindliche Parolen" und forderte mehr Personal für die Polizei und die Bereitstellung von finanziellen Mitteln dafür. Aber auch für das Gesundheitssystem, für Bildung und für die Betreuung von Kindern.

Trotz vieler Neubauten, die in der 27 000-Einwohner-Stadt entstanden wären, liege Olching vor Hamburg und Stuttgart deutschlandweit auf Platz fünf bei den Neuvermietungspreisen. Magg kündigte an, dass kurzfristig 80 geförderte Wohnungen für einkommensschwache Bürger und für anerkannte Asylbewerber zur Verfügung stehen werden. Die Marathonrede des Bürgermeisters, die von den "Funtasten" der Musikschule mit einem Tangostück oder einem Beatles-Medley unterbrochen wurde, überdeckte die anschließenden Ehrungen ein wenig. Geehrt wurde der Lebensretter John Anderson, der im August 2015 eine ältere Frau aus dem Olchinger See sicher an Land brachte. Franz Hartl erhielt die Verdienstmedaille der Stadt für 40 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Esting. Genauso wie Thomas Müller (25 Jahre Feuerwehr Geiselbullach), Berta Huber von den Aktivsenioren im Bayerischen Roten-Kreuz, sowie zahlreiche junge Olchinger Sportler.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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