Olching:Dringende Bedürfnisse

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Den Platz zwischen den Autos auf dem Parkplatz am Estinger S-Bahnhof nutzen offenbar Männer wie Frauen nicht bestimmungsgemäß. (Foto: Günther Reger)

Am S-Bahnhof Esting fehlt offenbar eine Toilette. Eine Anwohnerin berichtet von verzweifelten Fahrgästen

Von Katharina Knaut, Olching

Den Drang, unbedingt sofort auf der Toilette verschwinden zu müssen, hat bestimmt jeder schon das ein oder andere Mal erlebt. Auf dem Park and Ride Parkplatz am Estinger S-Bahnhof scheint dieses elementare Bedürfnis des Körpers seit geraumer Zeit regelmäßig arglose Reisende zu überwältigen, die dann nicht wissen wohin.

Jeden Tag, berichtet Marion Höfler bei der Bürgerversammlung in Esting, würden sich Menschen auf dem Parkplatz am Bahnhof erleichtern. Von ihrem Balkon aus habe sie einen guten Blick über das Areal. So kann Höfler regelmäßig beobachten, wie Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel zwischen den Autos oder am Straßenrand ihr Geschäft verrichten - Männer wie Frauen.

Die Estingerin sieht einen Zusammenhang mit den Bussen der Linie 836, die den Geiselbullacher Gewerbepark mit dem Bahnhof in die Buchenau verbindet. "Seit die Linie eingeführt wurde, kam es auffällig häufig zu diesen Zwischenfällen", sagt Höfler. Davor sei es nur vereinzelt zu dieser speziellen Form der Ordnungswidrigkeit gekommen. "Das kann ja mal passieren." Doch die Häufung der Vorfälle habe sie veranlasst, das Thema bei der Bürgerversammlung anzusprechen. Ob man auf dem Parkplatz nicht eine öffentliche Toilette einrichten könnte?

Bürgermeister Andreas Magg verspricht, sich der Situation anzunehmen. Bevor die Stadt eine Kabine für die Erleichterung einrichten kann, bedarf es jedoch einer Prüfung, ob tatsächlich Grund für das stille Örtchen besteht und ob überhaupt die nötigen Anschlüsse zur Verfügung stehen. Mit einer einfachen Toilette ist es außerdem nicht getan: Es müsste eine vollautomatische und selbstreinigende Toilette sein, erklärt Julia Henderichs, Pressesprecherin der Stadt. Eine aufwendige Maßnahme wäre das - und sehr teuer. "Da müsste der Stadtrat zuerst entscheiden, ob er so viel Geld dafür aufwenden möchte."

Es besteht aber die Möglichkeit einer Übergangslösung. Bürgermeister Magg weist auf die neue Erlebnisbücherei in Esting hin, die direkt neben dem betroffenen Parkplatz liegt und über ein Klosett verfügt. Dieses könne vielleicht zur "netten Toilette" werden, sagt Henderichs. Dabei handelt es sich um ein Konzept, bei dem Gaststätten ihre sanitären Einrichtungen nicht nur ihren Kunden, sondern auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Im Gegenzug zahlt ihnen die Stadt eine monatliche Aufwandsentschädigung. Ein entsprechender Aufkleber an der Tür weist die Passanten darauf hin. Vor allem in der Hauptstraße sei diese Praktik weit verbreitet, sagt Henderichs.

Das Angebot sei vor allem für ältere Menschen und Familien mit Kindern gedacht, erklärt die Pressesprecherin. "Es funktioniert sehr gut." Die Teilnehmer, wie beispielsweise die "Dorfstubn" in der Nähe des Nöscherplatzes, sind in einem Flyer aufgelistet, der regelmäßig neu aufgelegt und veröffentlicht wird. Darin könnte die Erlebnisbücherei aufgenommen werden. Doch wie Henderichs erklärt, muss auch das erst einmal geprüft werden.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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