Olching:Diskussion um autofreie Zone in Olching

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Grünen-Stadtrat Michael Kircher hält an Antrag fest. Der Bürgermeister will erst die Händler befragen

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Michael Kircher lässt nicht locker. Schon im Oktober hatte er, damals noch als noch Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderung, einen Antrag in den Olchinger Stadtrat eingebracht, die Innenstadt an der Hauptstraße phasenweise zur "autofreien Zone" zu erklären. Bürgermeister Andreas Magg (SPD) fand die Idee nicht schlecht, wollte sie jedoch in der Adventszeit nicht umsetzen. Mittlerweile ist Kircher Stadtrat der Grünen geworden. In dieser Funktion hat er für die Fraktion diesen Antrag jetzt wieder an Magg und den 30-köpfigen Stadtrat gerichtet. Der Bürgermeister, der Frühjahr oder Sommer für den autofreien Samstag reservieren wolle, meldet jetzt Bedenken aufgrund der Coronakrise an. Magg will sich zuerst mit den Händlern beraten, ehe er den Antrag auf die Tagesordnung setzen will.

"Ich habe die Initiative eines autofreien Samstags in unserer Innenstadt als grundsätzlich gute Möglichkeit angesehen, einmal zu testen, wie es angenommen wird", äußerst sich Magg jetzt. "Dies geschah noch vor der Coronakrise." Der Bürgermeister teilt weiterhin mit: "Aus diesem Grund ist mir persönlich die aktuelle Einschätzung der Händler sehr wichtig. Dieses Meinungsbild werden wir einholen und den Ausschussmitgliedern vorlegen, die dann den Antrag beraten und darüber beschließen werden." Dabei hatte Kircher seinen Antrag schon abgeschwächt. Ursprünglich wollte er erreichen, dass die Stadt jeden ersten Samstag im Monat den Autoverkehr in der Innenstadt verbietet. Dann hat ihn offenbar seine Fraktion zurückgepfiffen. "Nach Beratungen in der Fraktion habe ich den Antrag verändert", erläutert Kircher der SZ. Der beschränkt sich nun auf die Forderung, die Olchinger Innenstadt am "ersten Samstag im August und im September dieses Jahres probeweise zur autofreien Zone" zu erklären.

Zudem solle die Sperrung der Hauptstraße für Autos mit dem Vorstand des Stadtmarketings sowieso abgestimmt werden, heißt im Antrag. Kircher ist davon überzeugt, dass parkende Autos angesichts der Coronakrise den Passanten die Distanzierung erschwerten. "Dadurch entsteht eine ungute Einkaufsatmosphäre", so der Grünen-Stadtrat. "Die zusätzliche Benutzung der Straße ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern, sich auf der Olchinger Hauptstraße mit dem nötigen Abstand und somit gefahrlos zu bewegen." Kircher denkt als ehemaliger Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderung bei einem autofreien Samstag auch an Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die immer wieder große Mühe haben , die sehr befahrene Olchinger Einkaufsmeile zu queren. Kircher sicher: "Diese Menschen kommen da kaum rüber." Die Sperrung der Hauptstraße soll seiner Ansicht nach von der Bahnhofsunterführung bis zum ersten Kreisel an der Heckenstraße erfolgen. Ein Shuttlebus könnte Besucher vom Volksfestplatz zur Hauptstraße transportieren.

Bürgermeister Magg hielt im Herbst den Vorschlag einer "temporären Fußgängerzone für eine gute Idee". Magg argumentierte damals jedoch, dass die Adventszeit nicht ideal sei, weil "Kälte, Nässe und gegebenenfalls Schnee insbesondere mobilitätseingeschränkten Personen das Einkaufen erschweren würde" und deshalb die Frühjahrs- und Sommermonate günstiger wären.

Unterstützung erfährt Kircher erneut von CSU-Fraktionschef Tomas Bauer: "Einem solchen Versuch stehe ich, wie vielen anderen Versuchen, grundsätzlich positiv gegenüber." Viele Dinge ließen sich nicht durch Diskutieren, sondern nur durch Probieren lösen. Mit dem Probieren könnten auch Erfahrungen gesammelt werden, "welche Folgen es hat, wenn der Verkehr durch die Nebenstraßen fährt", so Bauers Befürchtung. Die wären durchweg schmaler als die Hauptstraße und könnten vermutlich deshalb den Verkehr noch schlechter verkraften. Aber das müsse man abwarten. Bauer entspannt: "Einen Flanier- und Einkaufstag - warum nicht?" Bürgermeister Magg will aber erst das Meinungsbild der Händler zur Entscheidungsgrundlage hinzuziehen. Er gibt jedoch angesichts des wochenlangen Händler-Shutdowns auch in Olching zu bedenken: "Derzeit müssen wir alle gemeinsam alles daran setzen, dass unsere örtliche Wirtschaft und vor allem unsere örtlichen Händler und Gastronomen wieder volle Fahrt aufnehmen können." Doch Magg muss vermutlich auch mit der Hartnäckigkeit von Michael Kircher rechnen.

© SZ vom 15.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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