Olching:Die Nachhaltigkeit als Geschäftsmerkmal

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Eine Besucherin (von links) informiert sich bei Hannelore Kornprobst, Judith Gerhold und Marianne Angermeier über Brucker-Land-Produkte. (Foto: Günther Reger)

Beim Olchinger Agenda 21-Tag werden der Regionalerzeuger "Unser Land" und Familien-Getränkevertrieb Krämer ausgezeichnet

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Bei Julia Seiltz, Geschäftsführerin von Brucker Land, herrscht vor der Auszeichnung der Stadt Olching am Agenda 21-Tag für nachhaltige Betriebsführung im Kom große Vorfreude. "Das ist eine besondere Wertschätzung für unsere Arbeit, darüber freuen wir uns extrem", sagt Seiltz mit spürbarem Stolz. Zumal die Auszeichnung durch Bürgermeister Andreas Magg (SPD) im 25. Jahr des Bestehens von Brucker Land, das inzwischen Unser Land heißt, passiert. Unser Land ist 2016 mit seiner Zentrale in den Süden Estings umgezogen. Als zweiter Betrieb erhält der alt eingesessene Familien-Getränkevertrieb Krämer die Olchinger Unternehmensauszeichnung aus den Händen von Magg und Andreas Nentwig, dem Leiter des Arbeitskreises Wirtschaft und Arbeit in der Agenda 21-Initiaitive.

Nentwig ist schon seit 2005 dabei, dem Jahr als die ersten drei Betriebe ausgezeichnet wurden. Dazu gehörten damals der "Amperhof", der jetzt im Bergkirchner Gewerbegebiet Gada angesiedelt ist, und Elektro-Hepfinger, der jetzt in die Firma Wolf übergegangen ist. Dafür ist die Gaststätte "Haderecker" immer noch im Graßlfinger Moos überaus präsent. Getränke-Krämer, 1964 gegründet und geleitet von Johann Krämer mit 50 Mitarbeitern, und Unser Land sind im 15. Jahr nunmehr die Unternehmen 37 und 38, die belobigt werden. Zu den Auszeichnungskriterien, die Nentwig benennt, gehören neben Maßnahmen zum Umweltschutz und Ressourcenschonung auch die soziale Absicherung der Mitarbeiter und die Förderung des Gemeinwohls. Für Brucker Land begann es einst mit regional gebackenem Brot, inzwischen gibt es einen vielfältigen Warenkorb von Unser Land, das sich als Netzwerk zum Erhalt der Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen in der Region versteht.

"Wir haben uns einen hervorragenden Stand mit unserer Marke erarbeitet", bilanziert Seiltz positiv. 65 Beschäftigte arbeiten für Unser Land im Landkreis Fürstenfeldbruck. Insgesamt gibt es inzwischen zehn Solidargemeinschaften in elf Landkreisen in Oberbayern, Schwaben und in München. "Jeder definiert seine Region", klärt Seiltz auf. "Wir machen uns keine Konkurrenz untereinander." Grundprinzip ist: "Was es hier gibt, soll der Verbraucher bekommen." Die Geschäftsführerin weiß um den "Regionalboom", wie sie ihn nennt. Unter regional laufe so vieles, was gar nicht regional ist. Manche Firmen würden regionalen Orangensaft verkaufen. Das sei natürlich Unsinn. "Wir verkaufen weder Reis, Avocados, Bananen oder Südfrüchte", bekräftigt Seiltz. Das neue Bio-Bierlauch-Pesto ist dann auch mit Dachauer Haselnüssen, Bärlauch und Sonnenblumenöl hergestellt und nicht mit Pinienkernen, Oliven und Basilikum. Etwa 300 Erzeugerbetriebe stellen etwa hundert Lebensmittel her.

Die Besucherzahl am Agenda21-Tag wirkt am frühen Sonntagnachmittag noch überschaubar. Die Initiative um Sprecher Peter Wehrle hat sich große Mühe gemacht, an Stelltafeln und mit diversen Aushängen und Grafiken ihre Arbeitskreise und Handlungsfelder darzustellen. Dazu gehören neben Wirtschaft und Arbeit, auch erneuerbare Energien, Natur und Landschaft, Fairer Handel und Verkehr. Da ist der Vorschlag, die Hauptstraße, die mit Autos häufig vollgestopfte Olchinger Einkaufsstraße, zu einer Gemeinschaftsstraße werden zu lassen, ein Daueranliegen von Agenda21 und deren Verkehrssprecher Axel Pesall. Ob es eines Tages gelingt, dort Fußgänger, Radfahrer und Automobilisten verträglich gemeinsam auf einer Fläche verkehren zu lassen, hängt von den Olchingern ab.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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