Olching:Der Form halber II

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Im Jahr 2011 ist Olching Stadt geworden. Anlässlich des Jubiläums zieht der Bürgermeister sein Resümee

Von Julia Bergmann

Weiche Standortfaktoren - die habe Olching seit seiner Stadterhebung am 19. Juni 2011 definitiv hinzugewonnen, beschwört Bürgermeister Andreas Magg (SPD). Was so schwammig klingt, lässt sich wohl am ehesten mit Imagegewinn übersetzen. Denn von der Stadterhebung vor fünf Jahren hat sich Olching hauptsächlich einen Vorteil für die Ansiedlung von Gewerbe versprochen. Und das sei auch so eingetreten, meint Magg. "Eine Stadt Olching wirkt einfach mehr als eine Gemeinde Olching", sagt der Bürgermeister.

Es fange schon damit an, dass eine Gemeinde landläufig mit 2000 Einwohnern gleichgesetzt wird. Was natürlich nicht der Fall ist, denn fixe Grenzen für Einwohnerzahlen gibt es nicht für den Titel Stadt. Und ein Blick über die Landkreisgrenze hinweg, etwa nach Garmisch-Patenkirchen, Markt statt Stadt, genügt, um das zu beweisen. Dort leben über 26 000 Einwohner, also etwa so viele wie in Olching. Stadt werden will man dort trotzdem nicht, unter anderem weil sich eine Stadt in der Tourismuswerbung gerade für die Region nicht gut macht. So ist der Landkreis Garmisch-Patenkirchen der einzige in Bayern, der überhaupt keine Stadt hat. Es geht also auch ohne. Auch eine der Olchinger Nachbarkommune beweist, dass Stadt-sein nicht alles ist: Gröbenzell.

Für Olching war der neue Titel trotzdem wichtig, obwohl sich die Stadt wohl auch ohne ihn so entwickelt hätte, wie sie heute ist, meint Magg. Gebracht habe die Stadterhebung schließlich vor allem ein neues Gemeinschaftsgefühl.

Nach der Gebietsreform 1978 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Olching Esting und Geiselbullach zusammengelegt. "Viele Estinger und Geiselbullacher haben sich mit der Zugehörigkeit zur Gemeinde Olching schwer getan", sagt Magg. Das habe sich erst mit der Stadterhebung geändert. Magg denkt, dass sich durch den neuen Titel ein neues Selbstbewusstsein und Selbstverständnis unter den Olchingern entwickelt hat. "Es ist etwas entstanden, wodurch die Wertigkeiten der Stadtteile angehoben wurden", sagt er. Man lebt seither das offizielle Motto "Gemeinsam Stadt sein".

Zudem habe der Titel formal das festgeschrieben, was schon lange Realität war. 2011 lebten 25 000 Einwohner in den Ortsteilen Olching, Graßlfing, Esting und Geiselbullach. "Von der Größenordnung und der Funktion her konnte man nicht bestreiten, dass wir schon lange vorher Stadt waren", sagt Magg. Und Olching erfüllte weitere Bedingungen, wie die Bedeutsamkeit für das Umland und es gab Einrichtungen wie weiterführende Schulen.

Im Gegensatz zum massiven und erfolgreichen Widerstand in Gröbenzell und einigen Gegnern in Puchheim, gab es in Olching keine größeren Hindernisse auf dem Weg zur Stadt. Wohl weil man dort um die Jahrtausendwende schon einmal die Stadterhebung angestrebt hatte. Nachdem das Innenministerium signalisierte, man könne zum Markt aufsteigen, wurden diese aber eingestellt und erst wieder 2008 aufgenommen, als der damalige Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein den Ehrentitel für Puchheim anstrebte. "Mit 5000 Einwohnern mehr, wollten wir nicht zurückstecken", sagt Magg.

Übrigens habe die Stadterhebung, wie einst in Gröbenzell und Puchheim befürchtet, keine Nachteile ergeben. "Es wurde deshalb nicht plötzlich im großen Stil gebaut", sagt Magg. Die Bürger mussten auch keine höheren Steuern zahlen. Alles beim Alten also. Bis auf das Image. Weil Stadt ganz anders klingt, verheißungsvoller, als würde die Zukunft noch Großes bereithalten.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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