Olching:CSU gibt sich geschlagen

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Da die Gegner einlenken, kann Olching Fairtrade-Stadt werden

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

In Olching dauert einiges immer etwas länger. Bereits vor exakt einem Jahr hat SPD-Stadtrat Alfred Münch angestoßen, Olching solle doch Fairtrade-Stadt werden und es den Nachbarkommunen Gröbenzell und Puchheim gleich tun. In Germering ist das Carl-Spitzweg-Gymnasium Fairtrade-Schule. Die vier Olchinger CSU-Stadträte, die damals im Hauptausschuss des Stadtrates noch gegen den Vorschlag von Münch gestimmt hatten, gaben sich jetzt geschlagen. Auch CSU-Fraktionschef Tomas Bauer, bis dato noch ein erklärter Gegner der Initiative, stimmte diesmal für die Einsetzung einer Steuerungsgruppe. Die Stadt stellt jetzt sogar einen Mitarbeiter ein, der sich zukünftig auch um Fairtrade kümmern soll.

Überraschend war der Meinungswandel von Bauer schon. Vor einem Jahr hatte er noch aus seiner Sicht durchaus schlüssig gegen den Fairtrade-Vorschlag argumentiert. "Wir alle von der CSU sind für Fairtrade", erklärte Bauer damals im Gespräch mit der SZ. "Doch wir sind dagegen, dass dort, wo die Bürger frei entscheiden können, die öffentlich-rechtliche Kommune hoheitlich und mit Steuern zwangsfinanziert den paternalistischen Besserwisser spielt." Was der Konsument kaufe, solle allein ihm überlassen werden. Durch städtische Propaganda solle er dabei nicht beeinflusst werden. Das Fairtrade-Gebot des Stadtrates beschneide die Freiheit des einzelnen. "Werden die Vereine nicht doch in ihrer Freiheit eingeschränkt, wenn die Turnhallen bereitstellende Stadt nachhaltig darauf drängt, welche Kaffeesorten auf Vereinsfesten auszuschenken sind?", fragte Bauer damals.

Diesmal schloss sich Bauer bemerkenswert lautlos der Mehrheit im Ausschuss an. Ob es daran lag, dass Alfred Münch, der dem Hauptausschuss nicht angehört, als Zuhörer extra zur Sitzung gekommen war, um zu beobachten, wer seinen Vorschlag mitträgt? Die sogenannte Steuerungsgruppe ist ein Kriterium, das erfüllt werden muss, um das Fairtrade-Siegel zu bekommen. Der Olchinger Steuerungsgruppe gehören neben Münch, auch Stadtrat Andreas Hörl (CSU), Peter Wehrle (Agenda 21-Gruppe), Rainer Widmann als "Ansprechpartner für den gesellschaftlichen Bereich" und ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung an, der erst noch eingestellt wird.

Hier wurde von der Stadt in der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, dessen Leiter Eduard Pöhlmann ist, eine Stelle geschaffen, die laut Ausschreibung, auch den Initiativen Fairtrade und Agenda 21 zuarbeiten soll. Sie soll sich auch um den Klimaschutz und die Energiewende kümmern. Auf die Stellenausschreibung hätten sich 65 Frauen und Männer beworben, teilte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) mit, der die Schirmherrschaft für die Bewerbung Olchings als Fairtrade-Stadt übernommen hat. Münch will jedoch nicht auf den neuen Mitarbeiter warten und verlangte, dass bis dahin ein anderer Angestellter der Stadtverwaltung in die Steuerungsgruppe aufgenommen wird. "Ich habe da schon zwei Kollegen im Auge", versprach Magg.

SPD-Stadträtin Marina Freudenstein reichte die Besetzung der Steuerungsgruppe nicht aus. "Eine Vertreterin der Kirchen sollte auch noch dabei sein", fordert sie. "Das ist gut für die Kampagne." Die Zertifizierung Olchings als Fairtrade-Stadt soll 2016 erfolgen, so die Hoffnung von Münch und Freudenstein. Viel passiert ist bisher noch nicht. Um das Siegel zu bekommen, müssen in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen Fairtrade-Produkte verwendet werden. In Einzelhandelsgeschäften sowie Cafés und Restaurants müssen mindestens zwei Fairtrade-Produkte angeboten werden. Das größte Hindernis scheint sich im Rathaus aufzutun. Dort muss künftig bei allen Sitzungen Fairtrade-Kaffee oder Tee angeboten werden.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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