Olching:Breitbandausbau deutlich teurer

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Telekom liegt eine Millionen Euro über Schätzung der Stadt Olching

Von Katharina Knaut, Olching

Die Bewohner nicht erschlossener Teile Olchings erhalten voraussichtlich endlich schnelles Internet. Der Hauptausschuss votierte einstimmig für das Angebot der Telekom. Innerhalb von vier Jahren soll der Breitbandausbau in die Bereiche im Graßelfinger Moos, sowie in Teilen Estings und Olchings realisiert werden. Nun müssen nur noch der Stadtrat sowie der Freistaat ihre Zustimmung geben. Die Mitglieder des Hauptausschusses stimmten dem Projekt jedoch nur widerwillig zu. "Man hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt", sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke.

Vier Jahre soll der Ausbau voraussichtlich dauern, bei Kosten von etwa eineinhalb Millionen Euro. 536 000 Euro übernimmt die Stadt Olching, der Rest soll aus einem staatlichen Förderprogramm kommen. Damit liegen die Kosten deutlich höher als geplant. Für das Projekt waren ursprünglich 650 000 Euro veranschlagt, mit 130 000 Euro städtischem Eigenanteil sowie 500 000 Euro staatlichen Zuschüssen. Auf die Ausschreibung gab jedoch nur die Telekom ein Angebot ab: Statt 650 000 Euro verlangte sie 1,7 Millionen. Nachverhandlungen lehnte der Netzbetreiber ab. Der Stadtrat wollte das Projekt beenden, die Bürger intervenierten jedoch und baten darum, weitere Möglichkeiten auszuloten. Die Kommune erhöhte daraufhin den Druck auf die Telekom. Schließlich legte das Unternehmen ein neues Angebot vor, in dem zumindest ein zuvor enthaltener Rechenfehler korrigiert worden war. Die Kosten reduzierten sich dadurch um 160 000 Euro. Drei Möglichkeiten lagen damit auf dem Tisch: Das Angebot annehmen, es ablehnen und sich auf ein anderes Förderprogramm bewerben oder das Projekt bis auf Weiteres ganz zu beenden.

Nach einem Gespräch mit der Telekom sowie einer Marktanalyse empfahl die Verwaltung nun, das Projekt zu realisieren. Der Netzanbieter habe deutlich gemacht, dass die landesweiten Preise mit 25 000 Euro je Anschluss mittlerweile deutlich über der vorliegenden Summe von 14 300 Euro je Anschluss lägen. Ein solches Angebot würde das Unternehmen gar nicht mehr abgeben. Auch der Ausbauzeitraum von vier Jahren war nicht verhandelbar, da die Telekom an ihre Kapazitätsgrenze stoße, erklärte Bürgermeister Andreas Magg (SPD). Weitere Gespräche mit Fachleuten und der Regierung bestätigten die schwierige Marktlage: "Die Zahl der Anbieter ist gering", sagt Magg. Auf ähnliche Ausschreibungen sei seit Februar oft überhaupt kein Angebot abgegeben worden. Ein neues Verfahren sei daher nicht empfehlenswert. Technische Alternativen seien nicht realisier- beziehungsweise absehbar. Nur wenn der Freistaat der Erhöhung der Fördermittel um eine halbe Millionen Euro zustimmt, kann der Breitbandausbau zustanden kommen. Die Stadt setzt dabei auf den sogenannten Höfebonus, der zusätzlich zur Grundförderung für den Anschluss besonders abgelegener Anlagen ausgegeben wird. Er sei optimistisch, dass dies möglich sei, sagt Magg. Sollte der Stadtrat am Donnerstag dem Angebot ebenfalls zustimmen, werde man das sofort an die Regierung weitergeben.

Um die Bewohner der betroffenen Gebiete anzuschließen, müsse dem Angebot jedoch zugestimmt werden, auch darin waren sich die Ausschussmitglieder einig. Es gehe nicht an, Teile der Bevölkerung auszuschließen, sagt Jaschke. "Die Teilhabe an der Gesellschaft ist ohne Internet nicht möglich", so auch CSU-Vorsitzender Maximilian Gigl.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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