Gerade geht der 79-Jährige Franz Bauer mit einigem zeitlichen Rückstand auf die zweite Laufrunde durch die Amperauen. Von Weitem sieht er aus wie Didi Hallervorden im Kinofilm "Sein letztes Rennen." Kleine Kinder, größere Kinder, erwachsene Frauen und Männer: Der Olchinger Hans-Friedrich-Gedächtnislauf des Wintersportvereins Olching (WSV) versammelte alle Altersklassen bei seinem Laufwettbewerb. Alle 60 Läufer erreichten nach 700 und 1300 Metern oder 4,9 und 9,8 Kilometern unbeschadet das Ziel am WSV-Vereinsheim. Dort stellten sich bald die Kinder zur Siegerehrung auf, waren doch die Kleinsten bis neun Jahre die größte Laufgruppe gewesen.
Die Siegerehrung wurde von Andrea Friedrich-Leutbecher vorgenommen; sie ist die Tochter des WSV-Mitbegründers und Namensgebers des WSV-Herbstlaufes. Sie lief über 4,9 Kilometer selbst mit. "Ihr alle seid super gelaufen und könnt stolz auf euch sein", sagt Friedrich-Leutbecher und meint das auch so, während die Kleinsten sichtlich gespannt auf ihre Urkunden und vor allem auf die Medaillen warteten. Die kleine Anna hängt sich nach ihrem bravourösen 700-Meter-Lauf die Silbermedaille gleich selbst um den Hals. Einige Fünf- und Sechsjährige flitzten mit großem Tempo um die Wette. So vor allem Sarah Freund, die die Strecke in 3:30 Minuten gelaufen und schneller als alle Jungen gewesen ist. Sarah gehört zu den Vitus-Flitzern aus Maisach. "Ich habe langsam angefangen und am Schluss bin ich wie eine Rakete losgelaufen", erklärt die Sechsjährige ihre Renntaktik überzeugend.
Es gab auch einen schnellen Läufer, der weit vor dem Verfolgerfeld über zehn Kilometer landete. Christian Haugg kam schon nach 38:51 Minuten ins Ziel. Kurios: Er hat seine Zwischenzeiten nicht mit einer Stoppuhr am Handgelenk, sondern mit dem Handy in der Hand gestoppt. Haugg ist spontan zum WSV-Lauf gekommen. Er hatte es am Tag zuvor in der Zeitung gelesen, dass er stattfindet. Konkurrenz hatte der schlanke große Läufer nicht. Er ist von Anfang an vorneweg gelaufen. Niemand konnte ihm folgen. Der Sieger war nach dem Zieleinlauf - weil gut trainiert - schnell wieder sprechfähig. 50 Kilometer spult er im Training pro Woche ab. Seine Halbmarathonbestzeit über 21,1, Kilometer steht bei achtbaren 1:28:21 Stunden. Hauggs Laufmotivation: "Dem Alter davon laufen." Dabei war er mit 41 Jahren der jüngste unter den Akteuren auf der Langstrecke.
Andere Teilnehmerinnen wollten sich nur einmal gegen die Uhr ausprobieren und ihre Ausdauer in einem Wettbewerb testen. So wie Karin Jobst aus Emmering. Sie wählte eine Runde über 4,9 Kilometer und war bei ihrer Laufpremiere ganz zufrieden. Immerhin schaffte sie die Distanz in 33 Minuten. Sie trainiert regelmäßig auf dem Trimm-Dich-Pfad in Fürstenfeldbruck. "Das ist hier eine schöne Strecke an der Amper entlang", berichtete Jobst, die ihr eigenes Tempo gestaltete. "Die Ausdauer könnte noch besser sein", resümierte sie kritisch. Daran will sie in Zukunft noch arbeiten. Der Olchinger Klaus Fischer lief auch die 4,9-Kilometer-Distanz quasi auf seiner Hausstrecke. Der 67-Jährige läuft seit mehr als 40 Jahren. "Zusammengerechnet bin ich wohl schon 60 000 Kilometer in meinem Leben - einmal um den Erdball - gelaufen", erzählte Fischer stolz. Auch Irmtraud Gigl vom SV Esting kennt die Laufstrecke an der Amper sehr gut. Sie hat die 4,9 Kilometer in gut 29 Minuten als Trainingslauf für den Zehn-Kilometer-Wettbewerb am kommenden Wochenende beim München-Marathon benutzt.
Inzwischen läuft Franz Bauer unter dem Beifall der Zuschauer als Letzter ins Ziel. Der 79 Jahre alte Organisator des Laufes lässt es sich nie nehmen, selbst auf die Langstrecke zu gehen. "Ich laufe mein Tempo so, dass ich das Ziel erreiche", erzählt Bauer und wirkt ganz entspannt.