Olching:Asylhelfer müssen Kleiderkammer räumen

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Die Ehrenamtlichen sehen sich vom Landratsamt vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie werfen der Behörde mangelnde Kommunikation und Wertschätzung vor

Von Julia Bergmann, Olching

Die Mitglieder des Helferkreises Asyl können es noch immer nicht fassen. Völlig überraschend haben sie vor rund zwei Wochen vom Landratsamt die Aufforderung erhalten, innerhalb weniger Tage die Kleiderkammer in der Flüchtlingsunterkunft in der Johann-G.-Gutenberg-Straße zu räumen. Das Gebäude soll renoviert werden. Die Sach- und Kleiderspenden mussten die Helfer schnellstmöglich in etwa 100 Kartons verpacken und in einem kleinen Kellerraum im Gebäude zwischenlagern.

Zudem sei den Helfern von einem Mitarbeiter des Landratsamts gesagt worden, die Asylbewerber bräuchten ohnehin keine Kleiderkammer, da sie ein Taschengeld erhielten, in dem ein Betrag für Kleidung vorgesehen sei. Wolle man die Kleiderkammer weiterbetreiben, so müsse man einen Container vor der Unterkunft aufstellen. "Völlig ausgeschlossen", sagt Fritz Hartig, der beim Helferkreis für die Unterkunft zuständige Hauskoordinator. Container sind teuer. Wer soll die Kosten dafür tragen?

Beim Helferkreis ist man verärgert. Mehrere Helfer betonen, sie empfänden das Vorgehen der Behörde als Missachtung des Ehrenamts. Kommunikation finde kaum statt, die Wertschätzung für die Helfer fehle. Selbst Bürgermeister Andreas Magg hat sich mittlerweile in den schwelenden Konflikt eingeschaltet, bestätigt Julia Henderichs, Pressesprecherin der Stadt. In einem Schreiben bittet Magg darum, dass sich Landratsamt und Helferkreis an einen Tisch setzen und gemeinsame Lösungen finden mögen. Im Landratsamt will man die Vorwürfe des Helferkreises nicht auf sich sitzen lassen. Ines Roellecke, die Sprecherin des Amts, bestätigt, man habe den Brief erhalten und es tue sich etwas. Das Ausländeramt will dem Helferkreis nun zumindest ein Lager für die Spenden anbieten. Ob dort in Zukunft auch die Ausgabe stattfinden kann, sei ungewiss. Um welches Gebäude es sich handelt, möchte Roellecke noch nicht öffentlich bekannt geben, es gebe noch keine spruchreife Entscheidung. Allerdings betont sie auch, die Kleiderkammer in den Kellerräumen der Unterkunft sei von Vornherein als Übergangslösung gedacht gewesen. "Generell ist eine solche Einrichtung in einem Keller keine gute Idee, weil die Kleidung eine Brandlast darstellt", erklärt sie. Nach der Renovierung kann die Kleiderkammer wohl deshalb nicht in den Keller zurückkehren. Warum die Helfer nichts von der Übergangslösung gewusst hatten, kann sich Roellecke nicht erklären. Ob es Kommunikationsprobleme zwischen dem Amt und dem Helferkreis gegeben habe, könne sie nicht sagen. Grundsätzlich, sei eine Kleiderkammer für Asylsuchende in Olching aber vom Landratsamt nicht unerwünscht. "Gegen eine gut geführte Kleiderkammer ist grundsätzlich nichts einzuwenden", so Roellecke. Trotz allem betont Eva Grassner, die Leiterin der Kleiderkammer: "Wir sind jetzt ziemlich frustriert." Vor allem deshalb, weil Mitte März rund 60 Asylbewerber von Germering nach Olching gekommen sind, die nun nicht versorgt werden können. Unter ihnen befänden sich einige schwangere Frauen. Gerade sie hätten die Unterstützung etwa durch Kinderwagen oder Umstandskleidung dringend nötig, erklärt sie. Und nicht zuletzt hätten die Helfer viel Arbeit in das Projekt gesteckt. Viele von ihnen würden regelmäßig ganze Wochenenden opfern um zu helfen, sagt Hartig. "Wenn diese Arbeit behindert wird, bricht das schnell zusammen", befürchtet er. Wie es um die Zukunft der Kleiderkammer steht, wissen Gassner und Hartig noch nicht. Die Spenden werden noch im Keller zwischengelagert. Aber auch die Stadt Olching will dem Helferkreis unterstützen. "Momentan werden verschiedenen Möglichkeiten der Unterbringung von der Stadtverwaltung geprüft", sagt Henderichs.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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