Olching:Asylhelfer fordern mehr Wertschätzung

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Spricht von einer "Gesellschaftskrise": Karl-Heinz Theis mit Christiane Tupac-Yupanqui (links) und Grünen-Stadträtin Ingrid Jaschke. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Betreuer der Flüchtlinge in Olching fühlen sich vom Landratsamt, der Stadt und den Einwohnern zu wenig unterstützt

Von Julia Kiemer, Olching

Es sind klare Worte, die Karl-Heinz Theis, Sprecher des Helferkreises Asyl, an diesem Abend findet. Beim offenen Treffen zum Thema "Flüchtlingssituation in Olching", das von den Olchinger Grünen organisiert wurde, spricht Theis von einer Gesellschaftskrise statt einer Flüchtlingskrise, bezeichnet die Kommunikation zwischen dem Landratsamt und dem Helferkreis als gestört und kritisiert die fehlende Unterstützung. Insgesamt fordern die acht Anwesenden mehr Wertschätzung für die Leistung der Helfer, sowohl vom Landratsamt als auch von der Kommune und den Bürgern. Man sei trotzdem auf dem richtigen Weg, besonders die Zusammenarbeit mit der Stadt habe sich stark gebessert, erklärt der 61-Jährige.

Derzeit leben in Olching rund 350 Asylbewerber, bis Ende März sollen noch weitere 66 folgen, dann ist der Umbau in einer der vier Sammelunterkünfte abgeschlossen. Untergebracht sind die meisten der Flüchtlinge in Sammelunterkünften, einige wurden in dezentrale Einfamilienhäuser einquartiert. Die 70 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind auf zwei weitere Unterbringungen verteilt worden. Um die Asylbewerber kümmern sich aktuell rund 250 ehrenamtliche Helfer. Sie begleiten sie als Pate zu Behörden- oder Arztgängen, geben Deutschunterricht oder fungieren als Hauskoordinator. Besonders letzteres sei sehr zeitintensiv, unter anderem auch, weil man vom Landratsamt keine Auskünfte über die ankommenden Asylbewerber erhalte. "Die Flüchtlinge kommen einfach in die Unterkünfte, ohne jegliche Vorwarnung. Das findet man dann nur zufällig heraus", erzählt der Sprecher des Helferkreises. Auch wichtige Informationen wie Name, Herkunftsland oder Alter erhalte man nicht. Die objektbezogenen Betreuer vom Landratsamt würden in diesem Zuge immer auf Datenschutz verweisen. Bei Theis und den Teilnehmern des Treffens stößt das auf Unverständnis. "Es ist unwürdig, von den Asylbewerbern zu verlangen, sich mit ihrem "Flüchtlingsausweis" auszuweisen", sagt eine Anwesende. Zudem erschwere es die Arbeit der Koordinatoren und Paten erheblich.

Die fehlende Kommunikation und Unterstützung vom Landratsamt ist nicht das einzige Problem, mit dem der Asylhelferkreis kämpft. Schon jetzt sind einige der Plätze in den Unterkünften fehlbelegt, weil die Flüchtlinge bereits anerkannt sind und eigentlich ausziehen müssten. "Bei einer Anerkennungsquote von 98 Prozent bei syrischen Flüchtlingen etwa, wird das ein riesiges Problem. Vor allem auch, weil der soziale Wohnungsbau in den letzten Jahren völlig vernachlässigt worden ist", sagt Theis. Nun seien die Kommunen gefordert, sonst fielen die Flüchtlinge in die Obdachlosigkeit. Auch mit Anfeindungen gegenüber den Flüchtlingen wurden die Helfer in letzter Zeit immer wieder konfrontiert. Die Fremdenfeindlichkeit kann niemand verstehen, vielmehr bewundern die Anwesenden die Asylbewerber. "Dass es da so wenig Reibereien gibt, obwohl die so eng zusammen wohnen, das ist bemerkenswert", findet einer. Die Menschen seien im Prinzip friedlich, deshalb sei der Ärger über das Wegschauen anderer Bürger umso größer, meint eine andere.

An konstruktiven Lösungsansätzen und Verbesserungsvorschlägen, wie etwa einer Haftpflichtversicherung für Flüchtlinge, mangelt es der Runde nicht. "Die Vielschichtigkeit der Flüchtlingsfrage ist allen bekannt", sagt Theis. Es handle sich um eine außergewöhnliche Situation, auf die man auch außergewöhnlich reagieren müsse. "Die Flüchtlingskrise sollte man eigentlich eine Gesellschaftskrise nennen." Wichtig sei nun, dass die Stadt und das Landratsamt hinter dem Helferkreis stehen, dessen Arbeit wertschätzen und man gemeinsam Lösungsansätze findet. "Da sind wir zusammen mit der Stadt auf einem guten Weg", so der Sprecher. Aber auch die Olchinger Bürger seien nun aufgefordert, die Stimmung positiv zu halten und Vorurteile durch Begegnungen aus dem Weg zu schaffen

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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