Vogelpark in Olching:Alteingesessene begrüßen Zuzügler

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Bei der Eröffnung stehen gefiederte "Neu-Olchinger" im Blickpunkt sowie brütende Paare. Nur bei Hannes halten sich die Frühlingsgefühle in Grenzen, der Andenkondor ist vermutlich schon Urururgroßvater

Von Stefan Salger, Olching

Es gibt vier neue Olchinger Einwohner mit Migrationshintergrund, die sich bereits bestens integriert haben. Beheimatet sind sie eigentlich auf dem Gebiet des ehemaligen Inkareichs an der Westküste Südamerikas. Sie essen gerne Fisch, haben knallrote Schnäbel und eine markante weiße Linie unter dem Auge. Zwei Paare der recht seltenen Inkaseeschwalben sitzen am Samstag in der großen Voliere und beobachten die Besucher, die an diesem ersten geöffneten Tag des Vogelparks an ihrer Voliere vorbeiflanieren. Die prächtigen Neu-Olchinger wurden von einem Zoo übernommen. Karin Wagner, Zweite Vorsitzende des Vogelliebhabervereins, ist mächtig stolz auf das Quartett. In der bayernweit einzigartigen Anlage bleiben nun kaum noch Wünsche offen: Die Palette der Vögel reicht vom kleinen Kanarienvogel bis zu Hannes, dem Andenkondor mit seinen Flügelspannweite von mehr als drei Metern.

Auf Augenhöhe: Karin Wagner, Zweite Vorsitzende des Vogelliebhabervereins, besucht die beiden Emus in ihrem Gehege. (Foto: Günther Reger)

Am Samstag stolziert Hannes Richtung Zaun und lässt sich von einem Mädchen bewundern. Der Greis dürfte in den Siebzigern sein. Und während von März bis Juni die meisten Tiere um ihn herum brüten und dann ihre Jungvögel aufziehen, hat Hannes die Familienplanung längst abgeschlossen. Er ist so etwas wie der Grandseigneur des Parks - der dem Tierarzt einmal pro Monat Audienz gewährt.

Hannes ist für sein hohes Alter eigentlich topfit. Ähnlich sieht es bei den meisten - deutlich jüngeren - etwa 650 gefiederten Mitbewohnern aus, die wohlgemut und lautstark in die Saison starten. Mehr als 120 verschiedene Arten sind auf dem liebevoll präparierten Gelände an der Amper untergebracht. Sogar einen Seeadler und einen Steinadler gibt es. Sie sind zurzeit noch in der vor einigen Jahren errichteten, geschlossenen Greifvogelanlage untergebracht. Vor dem Umzug in die Freigehege bleibt ihnen noch etwas Zeit für die Eingewöhnung.

Die prächtigen Inkaseeschwalben sind Neuzugänge. Sie sollen in Olching Nachwuchs bekommen. (Foto: Jasmin Scharwi/Naturfotoart/oh)

Viele Besucher, die gleich am Eingang von den langbeinigen Seriemas, Nachfahren der so genannten Terrorvögel, begrüßt werden, nutzen die Gelegenheit bei sommerlichen Temperaturen, in diesen Naturkosmos einzutauchen. Auf den verschlungenen Pfaden fühlt man sich fast wie im Dschungel. 15 aktive Mitglieder, darunter drei ausgebildete Falkner, kümmern sich um die 36 Gehege, insgesamt zählen die Vogelliebhaber 175 Mitglieder. Der Verein hat sich weit über die Landesgrenzen einen Namen gemacht. Er nimmt an europäischen Zuchtprogrammen teil, seine Expertise ist gefragt bei Zoos und Tierauffangstationen. Für Aufsehen sorgte der jüngste Zuchterfolg beim Eulenschwalm. Die kleinen Vögel haben wegen ihres breiten Schnabels einen Spitznamen bekommen: "Froschmaul".

Die Eulenschwalmen haben im vergangenen Jahr Nachwuchs bekommen. (Foto: Vogelpark)

Irgendwo stehen zwei ziemlich stattliche Fußgänger auf der anderen Seite des Zauns und blicken einen aus großen, tiefschwarzen Augen an. Es sind Emus, flugunfähige Laufvögel. Der Emu-Hahn ist im vergangenen Jahr vom Tierpark Hellabrunn nach Olching gezogen, nachdem ein in die Jahre gekommener Vorgänger, ein alteingesessener Olchinger, 2016 sanft entschlummert war und auch Nandu Max mittlerweile im Vogelhimmel unterwegs ist. "Die beiden Emus verstehen sich gut", sagt Karin Wagner. Manchmal nimmt das Pärchen in dem kleinen Teich gemeinsam ein Bad. Baden gegangen ist jüngst auch der ganze Vogelpark. Das freilich unfreiwillig: Anfang April hatten Unbekannte die Schleuse am Mühlbach geöffnet und damit das Gebiet zwischen Amperkanal und Amper bis zu einem halben Meter hoch überschwemmt. Für Bodenbrüter wurde es gefährlich, alle Tiere aber überlebten. Mittlerweile sind die Schäden beseitigt, die Saisoneröffnung hatte allerdings mehrere Wochen verschoben werden müssen. Karin Wagner lobt die vielen Olchinger, die sich an den Aufräum- und Reparaturarbeiten beteiligt haben oder Geld dafür gespendet haben. Auch die in Mittelamerika beheimateten Aras mit ihrem regenbogenbunten Gefieder scheinen sich mit lautstarkem Krächzen diesem Dank anzuschließen.

Wenn zufällig eine Fee in diesem Vogelparadies vorbeikäme und Karin Wagner einen Wunsch frei hätte, dann würden die Aras einen exotischen Zimmergenossen bekommen: Einen Kea oder Bergpapagei, wie er in Neuseeland vorkommt - "aber die sind für uns natürlich unerschwinglich." Für einen Moment halten da sogar die Gelbbrustaras andächtig den Schnabel. Naja, Wellensittiche sind als Nachbarn ja eigentlich auch ganz okay.

Vogelpark Olching, geöffnet samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr, Eintritt fünf Euro (Kinder bis 14 Jahre drei Euro)

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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