Olching:Ärger um Stromtrasse

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CSU-Stadtrat Tomas Bauer wirft Verwaltung Kritiklosigkeit vor

Von JULIA BERGMANN, Olching

Nach einer hitzigen Diskussion um die Zukunft des Estinger Hubertushofs im Stadtentwicklungsausschuss wirft CSU-Fraktionsvorsitzender Tomas Bauer dem Olchinger Bauamt am Freitag "kritikloses Eingehen" auf die Wünsche eines Antragstellers vor. Entstehen sollten auf dem Areal in Esting ursprünglich Wohnungen und auch ein Boarding House. Auf dem Gelände ist unter anderem wegen einer Stromtrasse und dadurch entstehender Emissionen, eine Mischnutzung aus Gewerbe und Wohnen vorgesehen. Bereits im Februar stimmte der Stadtrat dem weiteren Vorschlag des Antragstellers zu, die Stromtrasse auf dem Grundstück auf eigene Kosten unterirdisch zu verlegen. Der Vorteil für den Antragsteller: Fällt die oberirdische Trasse weg, kann er höher bauen, statt zweigeschossig nun dreigeschossig. Außerdem könnte wegen der unterirdisch verlegten Trasse und der damit geringeren Belastung der Anwohner dort statt der Mischnutzung eine reine Wohnnutzung entstehen.

Bauer sagte am Freitag: "Dort Wohnungen zu bauen, wäre das, was dem Vorhabensträger am meisten Geld bringt". Zudem ist er der Meinung, der Träger habe der Stadt später nur deshalb angeboten, 40 Prozent der Flächen als Sozialwohnungen zu bauen, um im Gegenzug noch einmal eine zusätzliche Geschossfläche bewilligt zu bekommen, also ein viertes Geschoss. Im Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag nun legte die Stadtverwaltung dem Gremium drei städtebauliche Alternativen zur möglichen Gestaltung des Areals vor, nun mit fünf Geschossen, und empfahl dem Gremium, diese zu billigen, um dann mit dem Projekt in eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gehen zu können.

Für einige Stadträte überraschend und völlig indiskutabel: Eine der Varianten sieht vor, dass die Stromtrasse zwar verlegt wird - nur nicht, wie angekündigt, unterirdisch. In der betreffenden Variante würde sich nur der Verlauf der Trasse verändern. Bauers Vorwurf: Es entsteht der Eindruck, der Antragsteller wolle die deutlich kostenintensivere Verlegung unter die Erde umgehen und trotzdem das für ihn lukrativste und flächenmäßig größte Bauvorhaben verwirklichen. Auch FW-Stadtrat Josef Gigl wunderte sich: Das Problem verlagere sich dadurch lediglich. Immerhin schaffe man an einem anderen Ort Beschränkungen für mögliche Bauprojekte in der Zukunft. Aber auch, dass die Stadt überhaupt mit drei Varianten, deren Realisierbarkeit zudem nicht vollständig überprüft worden ist, in die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gehen will, kritisierte Bauer.

Bauamtsleiter Markus Brunnhuber und Bürgermeister Andreas Magg (SPD) betonten, der Gesetzgeber sehe die Möglichkeit vor, dass man auch mit mehreren Entwürfen in eine frühzeitige Beteiligung gehen könne, man habe von dieser Möglichkeit lediglich zuvor keinen Gebrauch gemacht. Magg betonte außerdem, gebe es kein formelles Verfahren, würden sich viele Behörden nicht zu einem Vorhaben äußern. Das sei aber notwendig, denn der Stromtrassenbetreiber und die Bahn, über deren Grundstück die Trasse verläuft, müssen über die technische Realisierbarkeit der Verlegung mitentscheiden. FW-Fraktionsvorsitzender Ewald Zachmann nahm die Stadtverwaltung in Schutz. "Die Verwaltung macht nichts anderes als einen Vorschlag", sagte er. Aufgrund des vorhergehenden Stadtratsbeschlusses, der die unterirdische Verlegung vorsehe, würde das Vorhaben ohnehin platzen, sei diese aus technischen Gründen nicht möglich. Schließlich konnten sich die Stadtratsmitglieder darauf einigen, die vorzeitige Beteiligung auf Träger öffentlicher Belange, etwa Bahn und Trassenbetreiber, zu beschränken. Haben diese ihre Beurteilung abgegeben, soll ein Vorentwurf ausgearbeitet und der Öffentlichkeit vorgelegt werden, bestätigte Brunnhuber am Freitag. Zeitlich verzögert sich das Verfahren dadurch. Den Vorwurf der Kritiklosigkeit wies der Bauamtsleiter entschieden zurück. "Eine der Varianten kam vom Vorhabensträger, die anderen beiden haben wir ausgearbeitet." Mehr gebe es dazu nicht zu sagen.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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